Elon Musks erster Krater SpaceX schafft's früher als geplant zum Mond

Von Dirk Jacquemien

29.1.2022

Die Rückseite des Mondes ist von Kratern übersät. Bald kommt dank Elon Musk ein neuer dazu.
Die Rückseite des Mondes ist von Kratern übersät. Bald kommt dank Elon Musk ein neuer dazu.
Getty Images

Material von SpaceX irrlichtert durchs Weltall. Nun ist eine Rakete auf Crash-Kurs mit dem Mond. Diesmal könnte das aber für die Wissenschaft nützlich sein.

Von Dirk Jacquemien

29.1.2022

SpaceX ist inzwischen wohl das profilierteste private Weltraum-Unternehmen. Die Firma von Elon Musk befördert Nasa-Astronaut*innen und Tourist*innen ins All, schiesst Zehntausende Satelliten in die Umlaufbahn und arbeitet gerade an einer Mondlandefähre. Dort könnte SpaceX nun früher ankommen als geplant.

Nach Berechnungen des Astronomen Bill Gray wird die knapp vier Tonnen schwere obere Stufe einer Falcon 9-Rakete am 4. März um 13:25 Uhr Schweizer Zeit mit einer Geschwindigkeit von 9290 km/h auf der Mondrückseite einschlagen, nahe dem Hertzsprung-Krater.  Dabei wird ein neuer Krater mit einem Durchmesser von 10 bis 20 Metern entstehen – und der könnte durchaus interessant für die Wissenschaft sein.

Seit 2015 auf Irrflug

Seinen Anfang nahm die Sache bereits 2015. Damals beförderte eine Falcon-9-Rakete von SpaceX den Wettersatelliten Deep Space Climate Observatory ins Weltall. Dieser musste allerdings deutlich weiter von der Erde abgesetzt werden als die meisten anderen Satelliten, am so genannten L1-Punkt in einer Entfernung von 1,5 Millionen Kilometer.

Entsprechend lange musste die Falcon-9-Rakete brennen. Dadurch hatte sie nicht mehr genug Treibstoff, um zur Erde zurückzukehren und in der Atmosphäre zu verglühen – das übliche Schicksal von nicht mehr benötigten Raketenteilen.

Stattdessen flog der Raketenrest orientierungslos zwischen Mond und Erde herum. Da er aber aufgrund seiner grossen Entfernung keine Gefahr für andere Satelliten oder die Internationalen Raumstation in der Umlaufbahn darstellte, wurde ihm keine Beachtung geschenkt – bis Gray in einem Blogpost darauf aufmerksam machte.

Nicht der erste Schrott auf dem Mond

Dadurch ergibt sich nun die Möglichkeit, die Auswirkungen des Einschlages zu beobachten. Da dieser wie erwähnt auf der Mondrückseite stattfinden wird, ist dies nicht von der Erde aus möglich. Aber die den Mond umkreisenden Sonden Lunar Reconnaissance Orbiter und Chandrayaan-2 können zumindest die Einschlagstelle dokumentieren. Den Crash selber können sie leider nicht live festhalten, da ihre Umlaufbahn sie zu diesem Zeitpunkt über eine andere Gegend des Mondes führt.

Einschläge können wichtige Informationen für Wissenschaftler*innen bereitstellen, da durch sie freigelegtes Material von Himmelskörpern freigelegt wird. So wurde 1999 bereits eine Nasa-Sonde absichtlich auf dem Mond zum Absturz gebracht, um zu prüfen, ob dadurch Wasserdampf freigesetzt wurde – das war damals nicht der Fall.

Überhaupt liegt auf dem Mond bereits Weltraumschrott: Neben zahlreichen missratenen Landungen von unbemannten Sonden wurden auch Apollo-Mondelandefähren nach der Rückkehr der Astronauten zur Kommandokapsel auf dem Mond zum Absturz gebracht. Die Falcon 9-Rakete ist allerdings das erste menschengemachte Objekt, das ausserhalb einer Mondmission mit dem Trabanten kollidieren wird.

Andere SpaceX-Satelliten sind eine Gefahr für Astronauten

Frühere herumirrende SpaceX-Objekte sorgten für weniger Begeisterung. Ende vergangenen Jahres beschwerte sich die chinesische Regierung, dass SpaceX' Starlink-Satelliten ihre Raumstation wiederholt in Gefahr gebracht hätten.

Im aktuellen Fall ist eine Gefährdung durch den Crash aber auszuschliessen. Zwar ist derzeit auch eine Mission zu einem Asteroiden unterwegs mit dem expliziten Ziel, durch eine Kollision mit diesem dessen Flugbahn zu ändern. Dankenswerterweise ist der Mond aber zu massiv, um sich von der im Vergleich mickrigen SpaceX-Rakete aus der Bahn werfen zu lassen.