Kanada Hacker kapern Spenden-Website der «Freiheits-Trucker»

Von Dirk Jacquemien

15.2.2022

Seit Wochen wird die Innenstadt von Ottawa besetzt gehalten.
Seit Wochen wird die Innenstadt von Ottawa besetzt gehalten.
Keystone

Die Website, über die die kanadischen Trucker des selbst ernannten «Freedom Convoy» Spenden in Millionenhöhe sammelten, ist gehackt worden.

Von Dirk Jacquemien

15.2.2022

Seit mehreren Wochen blockieren Teilnehmer*innen des selbst ernannten «Freedom Convoy» weite Teile der Innenstadt von Ottawa, der kanadischen Hauptstadt. Bis vor Kurzem legten sie auch die Ambassador Bridge, den wichtigsten Grenzübergang zu den USA, lahm. Vorgeblich demonstrieren sie dabei gegen die Corona-Massnahmen und eine berufsbezogene Impfpflicht.

Finanzielle Unterstützung erhalten die Demonstrant*innen auch aus dem Ausland, vor allem aus den USA. Auf der Crowdfunding-Plattform GoFundMe haben sie 7,8 Millionen Dollar eingesammelt, bevor die Plattform den Account nach Aufforderung der kanadischen Behörden sperrte. Die Organisatoren der Proteste wichen daraufhin auf die sich als «christlich» bezeichnende Crowfundingplattform GiveSendGo aus. Doch auch hier gab es Probleme.



Disney-Film als Botschaft

Zunächst liess ein kanadisches Gericht auf Antrag der Regierung der Provinz Ontario die auf GiveSendGo gesammelten Spenden sperren. Da die Plattform allerdings ihren Sitz in den USA hat, ist nicht ganz klar, ob der Gerichtsbeschluss durchgesetzt werden kann. Entsprechend trotzig gab sich GiveSendGo denn auch auf Twitter.

Der Hackergruppe «Distributed Denial of Secrets» hatte GiveSendGo dann allerdings nichts mehr entgegenzusetzen. Am Sonntagabend wurde die Startseite zunächst mit einem Videoclip aus dem Disney-Film «Die Eiskönigin», auf Englisch «Frozen», ersetzt, um deutlich zu machen, dass die Website eingefroren wurde.

Im Lauftext wird bestritten, dass es sich bei den Teilnehmer*innen der Proteste um normale Trucker handele, für die sie sich ausgeben. Stattdessen seien es Extremist*innen, die sich gegen die Demokratie stellen. Doch die Hacker*innen hatten nicht nur die Website verändert, sondern auch die Daten von Spender*innen gestohlen.

Grossteil der Spenden kommt aus USA

Name, E-Mail-Adresse und Postleitzahl der Spender*innen wurde dabei entwendet. Veröffentlicht hat die Gruppe die Daten allerdings nicht, sondern nur ausgewählten Journalist*innen zur Verfügung gestellt, wie «The Verge» berichtet.

Aus den Daten geht hervor, dass mehr als die Hälfte aller Spenden an den «Freedom Convoy» aus den USA kommen, erst danach folgt Kanada selbst. In rechten US-Medien wie «Fox News» wird zuhauf über die Proteste berichtet. Die Website von GiveSendGo ist derweil weiterhin offline. Die Plattform führe gerade «Wartungsarbeiten» und «Server-Upgrades» durch.