Stromfresser Tiktok bremst Munitions-Nachschub für die Ukraine aus

Von Dirk Jacquemien

28.3.2023

Die Popularität von Tiktok könnte der Ukraine zum Verhängnis werden.
Die Popularität von Tiktok könnte der Ukraine zum Verhängnis werden.
Imago

Weil Tiktok-Datenzentren zu viel Strom verbrauchen, kann ein norwegisches Rüstungsunternehmen nicht genügend Munition für die Ukraine herstellen.

Von Dirk Jacquemien

28.3.2023

Der rasante Aufstieg von Tiktok könnte auf ungeahnte Weise den Krieg in der Ukraine beeinflussen. Denn ein norwegischer Rüstungskonzern kann seine Produktion von Artillerie-Munition nicht wie beabsichtigt ausbauen, weil Tiktok zu viel Strom verbraucht, wie die «Financial Times» berichtet.

Nammo, ein grösstenteils dem norwegischen und dem finnischen Staat gehörendes Rüstungsunternehmen, betreibt eine Munitionsfabrik im zwischen Oslo und Lillehammer gelegenen Raufoss. Die Ukraine benötigt zur Verteidigung gegen die russische Invasion massiv Artillerie-Munition, die ihre westlichen Alliierten gern liefern würden. Doch der Bedarf ist um ein Vielfaches höher als die bisherige jährliche Produktion in Europa.

Westliche Rüstungsunternehmen planen daher eine Expansion der Produktionskapazitäten. Doch in Raufoss ist Nammo dabei auf Probleme gestossen. Denn der örtliche Stromanbieter Elvia teilte dem Unternehmen mit, dass er nicht den nötigen Strom für die Erweiterung der Produktion zur Verfügung stellen könne. Der Grund: gleich drei Tiktok-Datenzentren in der Region mit enormem Stromverbrauch.

Stromleitungen am Limit

Nordische Länder sind besonders attraktiv für Datenzentren international agierender Unternehmen, da zum einen das Klima die Kühlungskosten für die sich schnell erhitzenden Server klein hält und es viel günstigen Strom etwa durch die in Norwegen im Überfluss verfügbare Wasserkraft gibt.

Am Limit ist in Raufoss vor allem die Kapazität der Übertragungsleitungen. Diese könnte zwar ausgebaut werden, aber das würde Zeit brauchen, so Elvia. Morten Brandtzæg, der CEO von Nammo, fordert von der Regierung, dass diese in der Zwischenzeit Unternehmen wie das seinige bei der Verteilung von Stromkapazitäten priorisiere.