Angst vor Irrelevanz Trump will ein eigenes soziales Netzwerk aufbauen

dj

22.3.2021

Sein Lieblingsspielzeug Twitter wurde Trump im Januar weggenommen.
Sein Lieblingsspielzeug Twitter wurde Trump im Januar weggenommen.
Getty Images

In zwei bis drei Monaten wird Donald Trump ein eigenes soziales Netzwerk lancieren, verspricht ein enger Berater des Ex-US-Präsidenten. Skepsis ist angebracht.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump vermisst offenbar die sozialen Medien. Nachdem er infolge des von im angestachelten Aufstandes von quasi jedem sozialen Netzwerk der Erde verbannt wurde, will er nun seine eigene Plattform aufbauen. Das zumindest behauptete Jason Miller, der engste Berater des Ex-Präsidenten, im Interview auf «Fox News».

In zwei bis drei Monaten solle die Plattform an den Start gehen, so Miller. Das noch unbenannte Netzwerk werde die Branche komplett umwühlen, jeder würde nur darauf warten, was Präsident Trump vorhabe, sagte Miller vollmundig. Dutzende Millionen Nutzer*innen würde die Plattform anziehen. Von Moderator nach Details ausgefragt, wurde der Berater dann deutlich schmallippiger. «Zahlreiche» Unternehmen hätten Trump angesprochen, es habe schon «intensive Meetings» in seinem Golfclub Mar-a-Lago gegeben.

Grosse technische Herausforderung

Die Praktikabilität dieser Pläne erscheint zumindest zweifelhaft. Eine Website für Millionen Nutzer einfach so aus dem Boden zu stampfen, ist keine besonders leichte Aufgabe. Ein «Trumpbook» würde zudem sofort das Lieblingsziel von Hacker*innen weltweit werden. Es dürfte einen regelrechten Wettbewerb geben, wer zuerst die Website niederringen kann. Schon rein technisch steht Trump also hier vor riesigen Herausforderungen.

Möglicherweise plant er stattdessen also einfach nur den Einsteig bei einem der wenigen, ihm noch wohlgesonnten sozialen Medien, wie etwa Gab oder Parler. Vor der Präsidentschaftswahl gab es laut «Buzzfeed News» Diskussionen zwischen dem Trump-Team und Parler über einen Aufkauf des rechtsextremen sozialen Netzwerkes durch den damaligen Präsidenten. Anwälte des Weissen Hauses sollen damals Bedenken angemeldet haben.



Einfluss bei innerparteilichen Streitigkeiten

Ob eine neue Trump-Präsenz in Social Media ihm zudem die so sehr herbeigesehnte Aufmerksamkeit verschaffen kann, ist ebenfalls zweifelhaft. Niemand, der nicht schon Anhänger*in von Trump ist, wird sich auf einer solchen Plattform anmelden wollen. Die Strahlkraft in den öffentlichen Diskurs hinein wird entsprechend klein sein. Denn die Verlautbarungen eines Pensionisten aus Florida dürften für die Weltöffentlichkeit nur von begrenzten Interesse sein.

Einflussreich dürfte die Plattform höchstens bei den innerparteilichen Konflikten der Republikaner sein. Trump hatte bereits angekündigt, sich an jenen Republikanern rächen zu wollen, die sich nach seiner Auffassung nicht hundertprozentig loyal verhalten haben. Hier könnte ein zorniger Trump-Post auf seiner eigenen Plattform durchaus manche republikanische Karriere beenden.