Online-BewegungTwitter sperrt Verschwörungs-Kult QAnon aus
dpa/dj
22.7.2020
Twitter geht gegen die bei Trump-Unterstützern populäre Verschwörungstheorien-Bewegung QAnon vor. Die glaubt, eine globale Pädophilen-Clique habe sich gegen den Präsidenten verschworen.
Twitter geht als erste Online-Plattform in grossem Stil gegen die amerikanische Verschwörungstheorien-Bewegung QAnon vor. Ihr Verhalten könne Schaden im realen Leben anrichten, erklärte der Kurznachrichtendienst zur Begründung in der Nacht zum Mittwoch.
Mehr als 7'000 Accounts, die QAnon-Unterstützern zugerechnet würden, seien in den vergangenen Wochen dauerhaft gesperrt worden, so Twitter. Die Verbreitung der Inhalte von rund 150'000 weiteren Profilen werde eingeschränkt.
We’ve been clear that we will take strong enforcement action on behavior that has the potential to lead to offline harm. In line with this approach, this week we are taking further action on so-called ‘QAnon’ activity across the service.
Zu den von QAnon-Anhängern verbreiteten Behauptungen gehört unter anderem, dass es eine Verschwörung gegen US-Präsident Donald Trump in den tieferen Schichten des amerikanischen Regierungsapparats gebe. Ausserdem behaupten sie, prominente Politiker der Demokratischen Partei in den USA liessen sich mit Hormonen behandeln, die aus dem Blut von Kindern gewonnen würden.
Damit knüpfte QAnon an die «Pizzagate»-Episode aus dem Jahr 2016 an. Damals rückte ein bewaffneter Mann in eine Pizzeria in Washington ein, nachdem er im Netz gelesen hatte, dass diese als Tarnung für ein von Trumps damaliger Gegenkandidatin Hillary Clinton und anderen Demokraten betriebenes Pädophilen-Netzwerk dienen solle.
Viele Q-Anhänger unter Trump-Fans
QAnon-Symbole wurden in den vergangenen Jahren von Anhängern immer wieder in die Kamera bei Auftritten von Trump gehalten. Unterstützer der Theorien sind inzwischen auch verstärkt in der Republikanischen Partei aktiv. Für Beobachter hat QAnon Züge eines religiösen Kults angenommen.
Twitter erklärte, mit QAnon verbundene Inhalte sollen nicht mehr in Trends und Empfehlungen auftauchen und Weblinks beim Hochladen blockiert werden. Facebook hatte im Mai 20 Accounts und fünf Seiten entfernt, die QAnon zugerechnet werden. Zur Begründung hiess es, sie hätten gegen das Verbot «nicht-authentischen Verhaltens» bei dem Online-Netzwerk verstossen.
US-Präsident Donald Trump und die First Lady, Melania Trump, wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Das gab das Paar am 2. Oktober bekannt (im Bild: bei einem Wahlkampfauftritt).
Bild: AP Photo/Julio Cortez
Die Nachricht kommt in der Schlussphase eines ohnehin turbulenten Wahlkampfs: Das erste TV-Duell zwischen Trump und Herausforderer Joe Biden (l.) am 29. September verlief chaotisch und liess die Zuschauer vor allem verärgert zurück.
Bild: Pool via AP/Olivier Douliery
Trump unterliess es auch, sich in der Debatte von weissen Rechtsextremistengruppen zu distanzieren. Erst auf Druck auch aus den eigenen Reihen holte er dies Tage später nach.
Bild: AP Photo/John Locher
Dass auch der Demokrat Joe Biden aus der TV-Debatte keinen Profit schlagen konnte, zeigt sich an den stabil gebliebenen Umfragewerten. Die Meinungen scheinen im Land gemacht.
Bild: AP Photo/Andrew Harnik
Für den Amtsinhaber läuft es dabei nicht gerade rund im Wahlkampf. Das Coronavirus trifft die USA besonders schwer, in den Umfragen liegt er hinter zuverlässig hinter Biden zurück.
Bild: Keystone/EPA/Chris Kleponis
Hinzu kommen die Proteste gegen Rassismus, die das Land seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch die Polizei in Atem halten. Im Bild: eine Demo in Washington.
Bild: Keystone/EPA/Michael Reynolds
Oft geraten Demonstranten und Polizei, wie hier in Philadelphia, gewaltsam aneinander.
Bild: Keystone/AP Photo/Matt Rourke
Und auch Trumps erste Wahlkampfveranstaltung in Tulsa, Oklahoma, wurde am 20. Juni nicht zum erwarteten Triumphzug.
Bild: Keystone/AP Photo/Sue Ogrocki
Stattdessen blieb gut ein Drittel der Sitze im BOK Center leer.
Bild: Keystone/AP Photo/Sue Ogrocki
Immerhin: Auch sein voraussichtlicher Herausforderer von den Demokraten, Ex-Vizepräsident Joe Biden, kann in diesen Krisenzeiten kaum Wahlkampf betreiben.
Bild: Keystone/AP Photo/Matt Slocum
Wer hat unter diesen erschwerten Bedingungen bessere Aussichten auf den Wahlsieg? Joe Biden, findet Mark Steenbergen, Professor und USA-Experte von der Universität Zürich.
Bild: Keystone/AP Photo/Matt Slocum
Der Grund: Trumps ursprüngliche Botschaft, dass unter seiner Regierung die Wirtschaft floriere, sei verpufft, so der Politikwissenschaftler.
Bild: Keystone/AP Photo/Nam Y. Huh
Der Ausgang der Wahlen könnte sehr gut vor dem obersten Gerichtshof des Landes enden. Und dort kann Trump nach dem Tod der liberalen Richterin Ruth Bader Ginsburg Einfluss zu seinen Gunsten nehmen.
Bild: AP Photo/Charles Dharapak
So hat er bereits Amy Coney Barrett als Nachfolgerin nominiert –wird sie in den Supreme Court gewählt, wäre dort eine stabile konservative Richter-Mehrheit installiert.
Bild: EPA/Shawn Thew
Das alles zeigt: Bis zu den Wahlen am 3. November kann noch viel passieren. Man sollte Donald Trump also nicht voreilig abschreiben.
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