Nach vielen Problemen Videochat-App Zoom gelobt Besserung

dj

6.4.2020

Zoom hat die Corona-Welt im Sturm erobert.
Zoom hat die Corona-Welt im Sturm erobert.
Getty Images

Auf einen rasanten Aufstieg folgt oft ein ebenso rasanter Fall. Dieses Schicksal will die Videochat-App Zoom nach zahlreicher Kritik verhindern.

Die Corona-Krise hat den Alltag in weiten Teilen der Welt verändert. Zu den wenigen Krisengewinnler gehört der Videokonferenz-Dienst Zoom. Im Dezember hatte das börsennotierte US-Unternehmen zehn Millionen Nutzer, im März waren es 200 Millionen. Zoom, das eigentlich für Videokonferenzen von Unternehmen gedacht war, wurde dabei auch bei den nun in ihren eigenen vier Wänden gefangenen Privatnutzern sehr populär.

Vor allem die Einfachheit des Diensts, der kostenlose Apps für Smartphone und PCs bietet, führte zu seinem rasanten Aufstieg. Mit wenigen Klicks lässt sich eine Videokonferenz erstellen, der Kollegen und Freunde per einfachen Link beitreten können. Selbst der an Covid-19 erkrankte britische Premierminister Boris Johnson nutzte Zoom für eine Kabinettssitzung. Doch trotz alle dem gab es in den vergangenen Wochen auch eine nicht enden wollende Welle an negativen Schlagzeilen über Zoom.



Datenschutzprobleme und Störaktionen

So wurde eine Fülle von Sicherheitslücken entdeckt. Eine Lücke erlaubte es, die Codes für tausende Videokonferenzen automatisiert herausfinden. Eine andere machte es möglich, die LinkedIn-Profile von Videochat-Teilnehmern aufzurufen, auch wenn diese anonym bleiben wollten. Schliesslich gab Zoom auch noch Versprechen über eine vermeintliche Verschlüsselung ab, die in der Praxis nicht existierte.

Weniger eine Sicherheitslücke, sondern eher das Ausnutzen der absichtlich offenen Plattform ist das so genannte Zoombombing. Damit sind Aktionen gemeint, die gezielt die Videokonferenzen von Dritten stören. Die Angreifer klinken sich in einer Konferenz ein und spielen dann beispielsweise pornografische Videos ab oder zeigen Nazi-Symbole. Wie die «New York Times» berichtet, wird das Zoombombing fast professionell organisiert. In diversen Chat-Apps verabreden sich die meist sehr jungen Übeltäter zu Angriffen auf bestimmte Zoom-Konferenzen.

Dabei handelt es sich keinesfall nur um harmlose Scherze. So wurden etwa gezielt Zoom-Videokonferenzen von «Anonyme Alkoholiker»-Gruppen angegriffen. In den Standard-Einstellungen von Zoom gab es für die Konferenz-Veranstalter bisher kaum Möglichkeiten, solche Angriffe zu unterbinden. Das FBI warnte unter anderem deshalb vor der Nutzung von Zoom. Die Schulbehörde von New York untersagte die Nutzung von Zoom für den Fernunterricht.

CEO räumt Fehler ein

«Ich habe es wirklich vermasselt», sagte Zoom-CEO Eric Yuan in einem Interview mit dem «Wall Street Journal» und versprach Besserung. So will Zoom in den nächsten 90 Tagen keine neuen Features mehr einführen und sich ausschliesslich auf die Behebung der erwähnten Probleme konzentrieren.  

Speziell gegen das Zoombombing-Problem hat Zoom nun digitale Warteräume eingeführt. Hierbei müssen Teilnehmer einer Videokonferenz nun einzelnen vom Veranstalter zugelassen werden. Ausserdem sind Passwörter nun verpflichtend, um an einer Konferenz teilnehmen zu können.

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