Kommentar Was «FIFA» mit Ingame-Käufen verdient, ist absurd

Martin Abgottspon

20.11.2018

Mit Ingame-Käufen verdient EA Games mittlerweile weit mehr als mit dem Verkauf seiner Spiele.
Mit Ingame-Käufen verdient EA Games mittlerweile weit mehr als mit dem Verkauf seiner Spiele.
Bild: EA Games

Mikrotransaktionen sind eine äusserst attraktive Einnahmequelle für Spielehersteller. Unternehmen wie Electronic Arts bewegen sich dabei aber auf einem schmalen Grad – ein Kommentar.

In «FUT» (FIFA Ultimate Team) investieren Spieler echtes Geld in eine Kartenpackung, die verschiedene Fussballer enthält, aus welchen sie dann ihr Dream-Team zusammenstellen. Spieler, die man nicht will, werden auf dem Transfermarkt angeboten. Die Wahrscheinlichkeit, einen absoluten Top-Star wie etwa Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo zu erwischen, wird auf unter ein Prozent geschätzt.

So weit das Prinzip kurz zusammengefasst, welches Eletronic Arts (EA) im vergangenen Jahr mehr als 1,1 Millarden Franken einbrachte. Das entspricht 21 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens. Umsatz, der vor wenigen Jahren noch nicht existierte und die Publisher im Umkehrschluss kaum etwas kostet.

Es dauert ewig

Verbissene FIFA-Spieler investieren in den ersten Wochen eines neuen Releases schnell mal mehrere tausend Franken in ihr FUT-Team. Wer online mit den Besten mithalten will, kann kaum darauf verzichten. Zwar kann man sich auch mit erspielter Ingame-Währung Kartenpacks kaufen, doch das dauert im Vergleich zu Echtgeld ewig.

Die Geldmaschinerie bei EA und anderen Spieleentwicklern läuft damit auf Hochtouren. Doch es ist ein äusserst schmaler Grat, auf dem man sich bewegt. Zum einen wird man mit dem Vorwurf des Glückspiels konfrontiert, auf der anderen Seite lassen sich die Spieler auch nicht alles gefallen.

Einen Shitstorm der gröberen Sorte erntete EA» nach der Veröffentlichung von «Star Wars: Battlefront 2». Um ikonische Spielhelden wie Darth Vader oder Luke Skywalker freizuschalten, war die Investition von 60'000 Credits nötig. Wenn man sich den Betrag im Spiel zusammensparen wollte, musste man rund 30 bis 40 Stunden Spielzeit investieren. Schneller ging es, wenn man das Portemonnaie zückte. 

Spieler erhört

Der Proteststurm der Fans war allerdings so gross, dass EA keine andere Wahl blieb als nachzugeben. «Wir haben euch laut und klar gehört, daher drehen wir alle In-Game-Kaufoptionen ab», schrieb «Battlefront 2»-Manager Oskar Gabrielson in einer Mitteilung. «Wir werden jetzt mehr Zeit damit verbringen, zuzuhören, anzupassen, auszubalancieren und zu justieren.»

Seither ist man vorsichtiger geworden. Vor der Veröffentlichung von «FIFA 19» betonte man immer wieder, dass Spieler auch zahlreiche andere Optionen als den FUT-Modus hätten, welche Langzeit-Spass garantieren. Rund 75 Prozent der «FIFA»Zocker haben daran trotzdem kein Interesse. Sie beklagen sich aber auch nicht mehr gross. Es ist schon normal geworden, diese Beträge in das Spiel zu stecken, wenn man konkurrenzfähig sein will. Ist ja jedem selber überlassen. 

Mit der etwas defensiveren Taktik hat sich EA vorerst aus der Schusslinie gebracht. Zumindest gegenüber den Spielern und Medien. Dafür schreien jetzt die Investoren auf, die sich aufgrund der etablierten aggressiven Mikrotransaktionspolitik mehr Ertrag für 2018 erhofft haben. 

EA wird auch diese besänftigen. Und dann gilt es einen gesunden Mittelweg zu finden. Vielleicht würde es schon genügen, die Wachstumsziele im Mikrotransaktionsbereich etwas nach unten zu korrigieren.

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