5G Weiterhin keine Spionagebeweise gegen Huawei

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4.12.2018

Netzwerktechnologie von Huawei ist in Deutschland und der Schweiz für den Aufbau des 5G-Netzes nicht tabu.
Netzwerktechnologie von Huawei ist in Deutschland und der Schweiz für den Aufbau des 5G-Netzes nicht tabu.
Bild: Keystone/Archiv

Die Welt wartet weiter auf Spionagebelege gegen Huawei. Auch was den Wettbewerb anbelangt, sind die Anstrengungen der USA, das Unternehmen zu diskreditieren, nicht ohne Tücken.

«Sämtliche Netzelemente werden vor Einsatz im Rahmen eines Privacy and Security Assessment intensiv geprüft und deren Verhalten im laufenden Betrieb analysiert», sagte Thomas Tschersich, der Zeitung «Die Welt». Angesprochen wurde der Leiter Cybersicherheit bei der Deutschen Telekom auf die Spionagevorwürfe der US-Regierung gegen den chinesischen Netzwerkausrüster.

Der grösste deutsche Provider überwacht laut Tschersich permanent den Netzwerkverkehr und nimmt Geräte bei Auffälligkeiten sofort vom Netz, bis die jeweilige Analyse beendet ist. Daher schätzte er es als unwahrscheinlich ein, dass Netzwerkkomponenten unbemerkt Daten nach China schicken können. 

Seit Jahren am Pranger

Thomas Tschersich sagte, Erkenntnisse deutscher Behörden gegen Huawei, etwa des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), lägen der Telekom nicht vor.

Washinton macht bei seinen Verbündeten seit längerem Stimmung gegen Huawei. Vertreter der Trump-Regierung haben gegenüber ihren Pendants in der westlichen Welt verlauten lassen, die Chinesen betrieben Spionage durch die Hintertür. Randnotiz: Firmengründer von Huawei ist Ren Zhengfei, ein ehemaliger Offizier der Volksbefreiungsarmee. 

Vorwürfe stets zurückgewiesen

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten teilte dem «Tages-Anzeiger» jüngst mit, dass es keine Kenntnis von einer entsprechenden Aufforderung der USA an die Schweiz habe. Huawei hat die Spionagevorwürfe, die 2012 zum ersten Mal publik wurden, wiederholt zurückgewiesen.

2017 wurde das chinesische National Intelligence Law verabschiedet, laut dem chinesische Organisationen und Bürger die nationale Geheimdienstarbeit unterstützen müssen. 

Neben Huawei sind Ericsscon und Nokia die einzigen 5G-Ausrüster mit Vollsortiment. Nokia lässt in China produzieren, Ericsscon hat im Reich der Mitte diverse Joint Ventures. 

Keine Belege vorgelegt

Vergangene Woche schrieb die «Süddeutsche Zeitung», die USA hätten der deutschen Regierung keine Belege für ihre Anschuldigungen vorlegen können. Nichtsdestotrotz haben erste Staaten bereits reagiert: In Neuseeland hat der Geheimdienst kürzlich den Mobilfunkbetreiber Spark davon abgehalten, sein 5G-Netz mit Komponenten von Huawei aufzurüsten. Auch Australien schliesst Huawei beim Bau des 5G-Netzes aus. 

Führt das zu Mehrkosten für Unternehmen und damit auch für die Konsumenten? Eric Xu, Rotating Chairmen bei Huawei, sagte im Interview mit CNBC vergangene Woche, ohne echten Wettbewerb müssten die Netzbetreiber mehr Geld für den Kauf von 5G-Infrastruktur und für die Einführung des Netzwerks in die Hand nehmen.

20 Milliarden US-Dollar sparen

Der Branchenverband GSM Association schätzte in einer Stellungnahme an die Federal Communications Commission (FCC), dass die US-Provider 15 Prozent Kosten sparen könnten, wenn es einen stärkeren Wettbewerb auf dem Ausrüstermarkt gäbe. In vier Jahren wären 20 Milliarden US-Dollar an Einsparungen möglich.

Hierzulande nutzen Sunrise und Swisscom Infrastruktur von Huawei und zweifeln nicht an der Integrität des Unternehmens. Äusserst kritische Infrastrukturen für die Bundesverwaltung dürfen allerdings nur von ihr selbst oder von inländischen Unternehmen erbracht werden. Das ist in den meisten Ländern so.

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