Arktischer Goldrausch Wer versorgt den Nordpol mit Internetzugang?

dj

3.4.2021

Weniger Eisberge, mehr Internet: Das ist die Zukunft der Arktis.
Weniger Eisberge, mehr Internet: Das ist die Zukunft der Arktis.
Keystone

Die wirtschaftliche und geopolitische Bedeutung der Arktis steigt — dank dem Klimawandel. Das nächste grosse Geschäft könnte daher der Internetzugang am Nordpol sein.

dj

3.4.2021

Der Klimawandel setzt der Arktis zu. Dank der globalen Erderwärmung schmelzen Schollen und verschwinden Eisberge. In der Folge sind immer grössere Bereiche der Arktis für eine immer länger werdende Zeit des Jahres sicher beschiffbar, Öl- und Gasbohrplattformen können in neuen Gebieten errichtet werden.

In einer digitalen Welt ist für die wirtschaftliche Nutzung einer Region aber natürlich auch noch ein guter Internet-Zugang erforderlich. Die Arktis decken derzeit aber nur ganz wenige Satelliten ganz weniger Anbieter ab. Entsprechend niedrig ist die Geschwindigkeit, entsprechend hoch der Preis. Zwei Unternehmen wollen jetzt an dieser Marktlücke kräftig verdienen: SpaceX und OneWeb.

Die ganze Welt oder nur die Arktis?

SpaceX, das Raumfahrtunternehmen von Tesla-Chef Elon Musk, plant mit seinem Starlink-Programm die Abdeckung der gesamten Welt durch Internet-Satelliten. In einem Beta-Programm können bereits jetzt in einigen Ländern Kund*innen einen Internet-Anschluss von SpaceX/Starlink kaufen.

Das britische OneWeb hingegen konzentriert sich vor allem auf die Arktis. «5 to 50» heisst das Firmenmotto für dieses Jahr — 5 Satellitenstarts für Gebiete nördlich des 50. Breitengrades. Der verläuft in Europa zwar durch Städte wie Mainz oder Prag und weckt damit nicht gerade arktische Assoziationen, am 51. Breitengrad beginnt aber auch schon die kanadische Hudson Bay, die bisher noch jeden Winter zufriert.

Am 25. März schickte OneWeb 36 Satelliten in die Umlauflaufbahn.
Am 25. März schickte OneWeb 36 Satelliten in die Umlauflaufbahn.
Keystone

Mini-Satelliten gehören die Zukunft

Mit jedem OneWeb-Start werden 36 Satelliten ins All befördert, die jeweils in etwa die Grösse eines Kühlschrankes haben und rund 150 kg wiegen. Diese kompaktere Form eines Satelliten, die früher eher Auto- oder gar Bus-Format hatten, hat sich inzwischen für Kommunikationsatelliten durchgesetzt, wo durch schiere Masse mehr Flecken der Erde abgedeckt werden sollen. Teil der Starlink-Flotte sollen mehrere Zehntausend Satelliten werden, OneWeb will sich erstmal mit 648 zufrieden geben.

Mit rein kommerziellen Kunden am Nordpol wollen sich die Unternehmen aber nicht begnügen. Auch militärisch dürfte die Bedeutung der Arktis durch ihre steigende Passierbarkeit zunehmen. Das heisst auch lukrative Regierungsverträge. Der Verbindungen stehen jedenfalls schon. Der ehemalige Kommandeur des U.S. Northern Command, das auch die Arktis abdeckt, arbeitet inzwischen für SpaceX. Und OneWeb gehört praktischerweise in Teilen bereits der britischen Regierung.