Milliarden vernichtet Start-up-Pleitier bekommt neue Chance im Silicon Valley

Von Dirk Jacquemien

16.8.2022

Adam Neumann hat wieder Hunderte Millionen Dollar zur Verfügung.
Adam Neumann hat wieder Hunderte Millionen Dollar zur Verfügung.
Getty Images

Obwohl Adam Neumann mit dem Co-Working-Anbieter WeWork 11 Milliarden Dollar vernichtet hat, bekommt er vom führenden Silicon Valley-Risikokapital-Unternehmen Hunderte Millionen für ein neues Start-up.

Von Dirk Jacquemien

16.8.2022

Adam Neumanns Untergang hat es bis Hollywood geschafft. Die Geschichte des Aufstiegs und rasanten Falls des von ihm gegründeten WeWork wurde dieses Jahr in einer TV-Serie namens «WeCrashed» verfilmt, mit den Superstars Jared Leto als Adam und Anne Hathaway als seine Frau Rebekah in den Hauptrollen.

Doch jetzt bekommt Neumann 350 Millionen Dollar für ein neues Start-up namens Flow. Das soll offenbar Mietwohnungen verwalten, also wohl eine Art WeWork fürs Wohnen werden. Was genau Flow tun soll, ist aber selbst nach der Lektüre des langen Blogtextes, den Marc Andreessen von der Investmentfirma Andreessen Horowitz als Begründung für seine Unterstützung Neumanns geschrieben hat, unklar.

Von 47 auf 4 Milliarden Dollar

WeWork wuchs als Anbieter von Co-Working-Räumlichkeiten rapide und wurde 2019 mit 47 Milliarden Dollar bewertet. An der Börse sollte dieser Wert versilbert werden und den Investoren, die rund 11 Milliarden Dollar in das Unternehmen gesteckt hatten, eine fette Rendite verschaffen. Doch in den Wochen vor dem geplanten Börsengang liessen Enthüllungen über Neumanns Verhalten WeWork wie ein Kartenhaus zusammenfallen.

So pflegte er einen exzentrischen bis grössenwahnsinnigen Führungsstil. Er konsumierte Drogen in Privatjets und strebte an, «Präsident der Welt» sowie erster Billiardär der Geschichte zu werden. Die Markenrechte an «We» liess er sich vom Unternehmen persönlich bezahlen. Teilweise vermietete er in seinem Privateigentum befindliche Gebäude an WeWork weiter, ein eklatanter Interessenkonflikt.

Am Ende mussten ihn die WeWork-Investoren mit hunderten Millionen Dollar freikaufen, damit er das Unternehmen verlässt. Nach Neumanns Abgang hat WeWork es dennoch an die Börse geschafft, ist mit einer Marktkapitalisierung von derzeit rund vier Milliarden Dollar aber nur noch ein Zehntel so viel wert.

Scheitern ist kein Makel, aber ...

Deshalb löste es Verwunderung aus, dass Neumann nun erneut so viel Geld zur Verfügung gestellt wird. Das Scheitern an sich gilt im risikoreichen Silicon Valley nicht unbedingt als Makel, Neumanns Fall war allerdings eine andere Schuhnummer.

Denn hier war persönliches Fehlverhalten zentral für den Niedergang des Unternehmens. Dass Neumann dann noch eine millionenschwere Abfindung bekam, während die Angestellten und Investoren in den sauren Apfel beissen mussten, sorgte für Empörung. 

Neumann auch bei Krypto-Projekt aktiv

Andreesen Horowitz gilt als der führende Risikokapitalgeber im Silicon Valley. In jüngster Zeit hat die Firma vor allem in Krypto-Projekte investiert, sogar 70 Millionen Dollar in eines von Neumann selbst mit dem Namen Flowcarbon. Dieses soll CO2-Zertikate auf einer Blockchain handeln, wurde allerdings wenige Monate nach Ankündigung bereits «pausiert».

Eine Beziehung zu dem Wohnungs-Flow soll nicht bestehen. Das neue Start-up soll 2023 an den Start gehen. Mit seiner WeWork-Abfindung hat Neumann in den letzten Jahren tausende Eigentumswohnungen aufgekauft, laut «New York Times» sollen diese in Flow aufgehen. 

Marc Andreesen, der in seiner eigenen Nachbarschaft den Bau neuer Wohnungen ablehnt, traut dem «visionären Anführer» Neumann gar zu, die «Wohnungs-Krise» in den USA zu lösen. «Noble Ziele» hätten das Potenzial, die «Welt zu ändern», so Andreesen.