Royale Wiederannäherung an Europa Charles III. und Camilla beginnen Staatsbesuch in Deutschland

dpa

29.3.2023 - 06:09

Charles in Berlin: 1100 Polizisten, mehr als 20 Spürhunde

Charles in Berlin: 1100 Polizisten, mehr als 20 Spürhunde

Berlin, 28.03.23: Im Schloss Bellevue ist die Vorfreude auf König Charles III. und Queen Camilla gross. Der Staatsbesuch des Königspaares schlägt aus Sicht der Gastgeber ein neues Kapitel in den deutsch-britischen Beziehungen auf. Auch für Bürger-Kontakt wird gesorgt sein. Doch nicht nur das, denn: Beim Staatsbesuch gilt eine vergleichbare Sicherheitsstufe wie bei Spitzenpolitikern in der Hauptstadt. Der König sei das Staatsoberhaupt und das Paar habe einen «sehr, sehr hohen Bekanntheitsgrad», was eine bestimmte Gefährdungsstufe bei der Polizei auslöse, sagte der Einsatzleiter bei dem Besuch, Polizeidirektor Thomas Drechsler, der Deutschen Presse-Agentur. So streng wie bei Besuchen von US-Präsidenten oder dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu kürzlich seien die Massnahmen aber nicht. Am Mittwoch sollen insgesamt etwa 900 Polizisten für Absperrungen von Strassen und Plätzen und die Sicherheit eingesetzt werden, am Donnerstag dann etwa 1100 Polizisten. Unterstützung aus anderen Bundesländern erhalte die Polizei durch 20 Sprengstoff-Spürhunde. Das Programm der ersten Auslandsreise von Charles als König soll aus Sicht der Gastgeber die beiderseitigen Beziehungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft widerspiegeln. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender werden das Königspaar an allen drei Tagen begleiten – ein besonderes Zeichen der Wertschätzung.

29.03.2023

Die Queen war Liebling der Deutschen. Nun ist ihr Sohn Charles König und kommt erstmals in seiner neuen Funktion auf Staatsbesuch. Es ist seine erste Auslandsreise – auch wenn dies anders geplant war.

DPA

Salutschüsse am Flughafen, «God Save the King» am Brandenburger Tor: Der britische König Charles III. und seine Frau Camilla beginnen an diesem Nachmittag ihren dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland.

Es ist die erste Auslandsreise des neuen Königs, gedacht auch als Neuanfang drei Jahre nach dem Brexit. Für einige Bürgerinnen und Bürger in Berlin, Brandenburg und Hamburg ist es die Chance, die Royals einmal aus der Nähe zu sehen.

Möglich sein soll dies bei der Begrüssung der Staatsgäste mit militärischen Ehren. Das Zeremoniell mit Ehrenformation und Nationalhymnen ist üblich, doch der Ort ist eine Premiere: Erstmals überhaupt findet es für einen Staatsgast am Brandenburger Tor in Berlin statt.

Der Besuch ist ein wichtiges Signal

Wer Charles und Camilla dort gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Frau Elke Büdenbender erleben will, muss allerdings Stunden vorher da sein. Der Sicherheitsaufwand ist insgesamt enorm. Heute sollen in Berlin 900 Polizisten und 20 Spürhunde im Einsatz sein.

König Charles III. und Queen Camilla kommen nach Deutschland.
König Charles III. und Queen Camilla kommen nach Deutschland.
Bild: Keystone/PA Wire/Dominic Lipinski

Ebenfalls für den Nachmittag hat Steinmeier in Schloss Bellevue einen Empfang mit Experten zu Energiewende und Nachhaltigkeit geplant – für Charles seit Jahrzehnten ein Thema von besonderem Interesse. Am Abend gibt der Bundespräsident ein Staatsbankett mit rund 130 Gästen, die Herren im Frack, die Damen in Lang. Seine Tischrede will der König dem Vernehmen nach teilweise in Deutsch halten.

Deutschland und Grossbritannien sind enge Partner, die Royals sind hier traditionell beliebt und erfuhren nach dem Tod von Queen Elizabeth II. im September vergangenen Jahres eine Welle der Sympathie. Charles selbst kennt Deutschland gut. Er war bereits rund 40-mal hier. Dass er nun noch vor seiner Krönung am 6. Mai in seiner neuen Rolle als König kommt, gilt trotzdem als wichtiges Signal.

Die Flaggen von Grossbritannien, Deutschland und Europa sind anlässlich des heute startenden Staatsbesuchs von König Charles III. in Berlin rund um das Schloss Bellevue gehisst. 
Die Flaggen von Grossbritannien, Deutschland und Europa sind anlässlich des heute startenden Staatsbesuchs von König Charles III. in Berlin rund um das Schloss Bellevue gehisst. 
Bild: Keystone/dpa/Bernd von Jutrczenka

Proteste: Reise nach Frankreich verschoben

Vor genau sechs Jahren kündigte die britische Regierung am 29. März 2017 den EU-Austritt offiziell an, am 31. Januar 2020 wurde der Brexit vollzogen. Nun lasse man die «Wirren der Trennung» hinter sich und schaue gemeinsam nach vorn, hiess es aus dem Bundespräsidialamt. Die Rede ist von einem «neuen Kapitel» der Beziehungen.

Der britische Aussenminister James Cleverly sagte dem Sender Welt: «Wir teilen so viele Werte, und ich bin sehr, sehr froh, dass dies eine sehr öffentliche Gelegenheit für Grossbritannien sein wird, durch den Besuch Seiner Majestät unsere wirkliche Verpflichtung zu einer langjährigen, bedeutsamen Freundschaft mit Deutschland und dem deutschen Volk zu demonstrieren.»

Die allererste Auslandsreise sollte Charles eigentlich nach Frankreich führen, doch wurde dies wegen der Proteste gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron verschoben. So ist Berlin die erste Station. Bis Freitag begleiten Steinmeier und Büdenbender ihre Gäste Charles und Camilla durch ein dichtes Programm, das nach Angaben des Bundespräsidialamts für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der beiderseitigen Beziehungen steht.

Am Donnerstag wird Charles unter anderem im Bundestag eine Rede halten und einen Abstecher zu einem deutsch-britischen Bataillon und einem Ökodorf in Brandenburg machen. Am Freitag fahren der Monarch und seine Frau mit Steinmeier und Büdenbender im ICE nach Hamburg. Dort besuchen sie unter anderem das Denkmal «Kindertransport – der letzte Abschied» und die Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche St. Nikolai.