DNA-Test brachte SinneswandelNeonazi aus «American History X» ist jetzt orthodoxer Jude
Fabian Tschamper
13.4.2024
Der ehemalige Neonazi Frank Meeink hat zum jüdischen Glauben gefunden. Dies nach einer Gefängnisstrafe – und aufgrund eines DNA-Tests, der seine jüdische Herkunft enthüllt hat.
Fabian Tschamper
13.04.2024, 14:56
Fabian Tschamper
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
«American History X» verfolgt den Weg eines Neonazis, der trotz abscheulicher Taten seine Erlösung findet.
Die Inspiration für die Hauptfigur ist Frank Meeink, ein rechtsextremer Amerikaner, der im echten Leben nun zum Judentum konvertiert ist.
Der heute 48-Jährige kam auch durch einen DNA-Test zu seinem Sinneswandel.
Er war die Inspiration hinter der Neonazi-Figur von Edward Norton in «American History X». Frank Meeink hat seine antisemitische Weltsicht inzwischen jedoch abgelegt – dies, nachdem ein DNA-Test ihm jüdische Wurzeln zuordnete.
Der Skinhead hatte damals ein Hakenkreuz auf seinen Hals tätowiert und glaubte, die jüdische Bevölkerung sei «die Wurzel allen Übels». 1992 musste er für drei Jahre ins Gefängnis – wegen Entführung und Folter eines antifaschistischen Aktivisten.
Geistige Erlösung in Film und Realität
Hinter Gittern begann er, seine Ideologie zu hinterfragen. Aufgrund seines Interesses an Fussball und Basketball freundete er sich mit zwei schwarzen Insassen an. So beginnt auch die geistige Erlösung der Filmfigur von 1998.
Nach dem Gefängnisaufenthalt hielt er noch eine Weile an seiner stark antisemitischen Weltsicht fest – besuchte sogar Proteste, «die gegen Juden predigen» –, bis er 1994 in einem jüdischen Brockenhaus im US-Bundesstaat New Jersey einen Job fand.
Der Besitzer brachte ihm Mitgefühl und Freundlichkeit entgegen, die für Meeink inspirierend waren. Im Alter von 19 Jahren entschloss er sich, seinen Kopf nicht mehr zu rasieren und seine diskriminierenden Tattoos entfernen zu lassen.
Heute ist Frank Meeink ein orthodoxer Jude, der koscher lebt und dreimal täglich betet.
Zum britischen «Telegraph» sagte er: «Ich habe durch ein göttliches Geschenk erfahren, dass ich in meiner DNA jüdischer Abstammung bin.» Meeink besucht regelmässig die Synagoge und frequentiert Tora-Lektionen.
Zu 2,4 Prozent jüdischer Abstammung
«Ich tue diese Dinge nicht nur, um als Teil der jüdischen Gemeinde akzeptiert zu werden», sagt er weiter. «Ich tue sie, weil Gott in meinen Gedanken so immer zuvorderst ist. Es ist seine Welt, nicht meine.»
Die Entscheidung für den DNA-Test kam, nachdem ihn ein Freund scheinbar als «jüdisch aussehend» bezeichnete. Im Resultat stand, Frank Meeink sei mütterlicherseits 2,4 Prozent Aschkenasim – so wird heute die jüdische Bevölkerung genannt, die aus West-, Mittel- und Osteuropa stammt.
Traditionell wird die jüdische Identität über die Mutter an die Kinder weitergegeben.
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