Nemo über den Sieg beim ESC in Malmö «Es fühlt sich gerade noch wie ein Traum an»

Von Helene Laube

12.5.2024

Nemo gewinnt nach mehr als 35 Jahren wieder den Eurovision Song Contest für die Schweiz – und kann es noch nicht fassen. «Es fühlt sich nicht real an – ich kann es nicht glauben, wir haben den Eurovision in die Schweiz geholt», jubelt das sichtlich beglückte Bieler Musiktalent.

Von Helene Laube

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Selbst nach dem Auftritt nach dem Sieg und der längeren Pressekonferenz kann Nemo es nicht fassen, dass es den Eurovision Song Contest (ESC) 2024 für die Schweiz gewonnen hat.
  • Nemos Beitrag «The Code» erhielt insgesamt 591 Punkte.
  • Es ist der erste Sieg für die Schweiz beim ESC seit Céline Dions Erfolg 1988.
  • Bei der Übergabe der Trophäe auf der Bühne liess Nemo das gläserne Mikrofon fallen und verletzte sich dabei den Daumen.

Selbst nach dem Auftritt nach dem Sieg und der längeren Pressekonferenz kann das Bieler Musiktalent Nemo es nicht fassen, dass es den Eurovision Song Contest (ESC) 2024 für die Schweiz gewonnen hat. «Ich habe es noch nicht realisiert, es fühlt sich gerade noch etwas wie ein Traum an – und ich habe die letzten zwei Wochen jede Nacht vom Eurovision geträumt», sagt Nemo in der Nacht auf Sonntag zu SRF. «Es wird sich morgen zeigen, ob das hier echt ist!»

Nemo gehörte bereits im Vorfeld des ESC-Finales in der südschwedischen Stadt Malmö zu den Favorit*innen auf den Sieg beim weltweit beachteten Musikwettbewerb. Nemos Beitrag «The Code» erhielt insgesamt 591 Punkte. Es ist der erste Sieg für die Schweiz beim ESC seit Céline Dions Erfolg 1988. 25 Länder haben am Finale am Samstagabend teilgenommen.

«Es fühlt sich nicht real an – ich kann es nicht glauben, wir haben den Eurovision in die Schweiz geholt», sagte Nemo sichtlich beglückt. Das stets bescheidene Multitalent sparte nicht mit Lob für jene, die bei dem langen Weg nach Malmö mitgeholfen haben. Es bedankt sich namentlich bei all den Leuten, die an der Entstehung von «The Code» mitwirkten und «dieses Kunstwerk für mich kreierten», so Nemo. «Es waren sehr viele Leute in das Projekt involviert. Es ist mega-schön, wie wir alle am gleichen Strang gezogen haben, wie wir Liebe für dieses Projekt entwickelt haben und eine schöne, sichere Bubble um uns herum geschaffen haben, voller Verständnis und Empathie.»

Will Atmosphäre aus Malmö an ESC in Schweiz bringen

Darum ginge es, sagte die nonbinäre Person. «Ich hoffe, wir können das Gefühl weiter nehmen und eine solche Atmosphäre schaffen, wenn der Eurovision in der Schweiz ist», sagte Nemo weiter. «Darum geht es».

Nemo  – in der Hand die Trophäe – feiert nach dem Sieg in der Nacht auf Sonntag in Malmö. 
Nemo  – in der Hand die Trophäe – feiert nach dem Sieg in der Nacht auf Sonntag in Malmö. 
Bild: Keystone/AP Photo/Martin Meissner

Nemo hat sich erst im vergangenen November als nonbinär geoutet – als Person, die sich nicht oder nur teilweise in die Kategorie Frau oder Mann einordnet. Vor der ESC-Teilnahme hatte Nemo darum nicht nur künstlerisch grossen Respekt: «Ich hatte noch kaum Zeit, als queere Person in der Öffentlichkeit zu stehen. Das war scary», sagte Nemo in einer neuen SRF-Doku.

«The Code» vermischt Elemente aus Rap, Drum n' Bass und Oper. Als Inspiration für das Lied diente dem nonbinären Talent auch die eigene persönliche Geschichte. Als gender-queere Person will Nemo nach eigener Aussage für die gesamte LGBTQIA+-Community einstehen.

Code und Trophäe gebrochen – Daumen verletzt

Nemo erschien mit einem verbundenen Daumen bei der Pressekonferenz in der Nacht auf Sonntag. Bei der Übergabe der Trophäe auf offener Bühne hatte Nemo das gläserne Mikrofon vor Aufregung fallen gelassen und sich dabei den Daumen verletzt. «Ich habe nicht nur den Code gebrochen, sondern auch die Trophäe – und meinen Daumen», witzelte Nemo, schob aber gleich nach, dass es nicht weiter schlimm sei. «Ich habe eine neue bekommen.»

Der 24-jährige Act aus Biel verstand den Triumph in der Malmö Arena nicht nur als persönlichen Sieg: «Es macht mich unglaublich stolz – nicht auf mich, sondern auf unsere gesamte Community.» Der Wettbewerb sei ein Raum für Menschen, die gehört und verstanden werden müssten: «Wir brauchen mehr Mitmenschlichkeit und müssen uns mehr zuhören.» Über den ESC sagte Nemo – weinend: «Ich hoffe, dieser Wettbewerb kann seinem Versprechen gerecht werden und weiterhin für Friede und Würde für jeden Menschen auf dieser Welt stehen.»

Nemo schickte aus Schweden Dank an die Menschen, die zuhause zuschauten und «voll dabei waren». Und Nemo blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: «Ich bin so voller Vorfreude für die Schweizer Musikszene in den kommenden Jahren – und ich hoffe, dass das hier einen Beitrag leisten kann für die Kreativszene in der Schweiz und für alle Leute, die unterrepräsentiert sind.»