InterviewBryan Cranston: «Harvey Weinstein war sehr nett zu meiner Frau»
Marlène von Arx
16.3.2019
Bryan Cranston: «Harvey Weinstein war sehr nett zu meiner Frau»
Bryan Cranston (l.) und Komiker Kevin Hart (r.) harmonieren als ungleiches Paar.
Bild: Keystone
Auch mit von der Partie: Nicole Kidman als Assistentin vom reichen Tetraplegiker.
Bild: Keystone
Neben seinen Chauffeurdiensten muss sich Dell Scott (Kevin Hart) auch um die Nahrungszuführung bei Phillip Lacasse (Bryan Cranston) kümmern.
Bild: Keystone
Bryan Cranston: «Harvey Weinstein war sehr nett zu meiner Frau»
Bryan Cranston (l.) und Komiker Kevin Hart (r.) harmonieren als ungleiches Paar.
Bild: Keystone
Auch mit von der Partie: Nicole Kidman als Assistentin vom reichen Tetraplegiker.
Bild: Keystone
Neben seinen Chauffeurdiensten muss sich Dell Scott (Kevin Hart) auch um die Nahrungszuführung bei Phillip Lacasse (Bryan Cranston) kümmern.
Bild: Keystone
Der letzte grosse Erfolg Bryan Cranstons war «Breaking Bad». Nun ist er auf der Kinoleinwand neben Komiker Kevin Hart zu sehen – im Hollywood-Remake «The Upside». Ein Interview.
Der Publikums-Hit «Intouchables» erzählte davon, wie ein reicher Tetraplegiker und sein unqualifizierter Betreuer aus dem Grossstadt-Ghetto Freunde wurden. Jetzt bekommt das französische Original mit «The Upside» ein amerikanisches Make-Over: Bryan Cranston spricht im «Bluewin»-Interview über seine Frustrationen im Rollstuhl, die Verzögerung des Kinostarts wegen des Weinstein-Skandals – und wie ihn die Rolle gelehrt hat, für Donald Trump Mitleid zu empfinden.
«The Upside» ist das amerikanische Remake des französischen Kassenschlagers «Intouchables». Waren Sie ein Fan des Originals?
Ja, deshalb habe ich auch gezögert, im Remake mitzuspielen. Aber dann dachte ich, der Film wird gedreht, ob ich mitmache oder nicht. Wie würde ich mich fühlen, wenn es ein guter Film wird? So las ich das Drehbuch nochmals und traf mich mit Kevin Hart, denn ich musste sicher gehen, dass er die richtige Richtung für den Stoff im Sinn hatte. Er diktiert ja den Takt des Films, während ich bewegungslos im Stuhl sitze.
Wie hat er Sie überzeugt?
Ich kann nicht genau sagen, was mich überzeugt hat. Aber ich habe gespürt, dass er die Figur emotional verankern kann. Letztlich geht es hier um zwei Männer, die aus unterschiedlichen Gründen keine Zukunft für sich sehen.
Haben Sie auch Phillip gesprochen, auf dem Ihre Figur basiert?
Ja, mehrmals. Er lebt jetzt in Marokko und ist immer noch in Kontakt mit Abdel. Es geht ihm ziemlich gut, er ist jetzt Mitte sechzig und selber überrascht, dass er noch lebt. Ich habe mich auch mit anderen Tetraplegikern getroffen – auswärts zum Essen zum Beispiel, weil ich sehen wollte, wie das geht mit dem Minibus und wie sie sich in verschiedenen Situationen verhalten. Mich interessierte auch, wie sie das Gleichgewicht zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit finden. Ein Lob übrigens an alle Pfleger und Pflegerinnen, die sich um sie kümmern. Darüber hinaus habe ich von der Produktion einen Rollstuhl verlangt, mit dem ich zu Hause üben konnte.
Und wie ging es?
Zum Ärger meiner Frau bin ich etwas viel in die Möbel gefahren (lacht). Ich war sofort noch dankbarer für meine Mobilität, als ich versuchte, den Stuhl mit dem Kinn zu steuern. Als Mann definiert man sich ja irgendwie sehr über den Körper. Die einfachsten Funktionen nicht ausführen zu können, wurde schnell frustrierend für mich. Ich wurde schlecht gelaunt und depressiv. Irgendwann gab ich auf und stand weinend auf. Da habe ich gemerkt, dass ich mehr an den Emotionen als am Mechanischen arbeiten musste.
Sie wurden mit der Serie «Breaking Bad», die vor sechs Jahren zu Ende ging, bekannt. Vermissen Sie Walter White manchmal?
Nein, ich vermisse Walter White nicht. Nach fünfzehn Stunden in seiner Haut musste ich ihn am Abend jeweils richtig abwaschen, wenn ich das Studio verliess. Objektiv betrachtet war er ja nicht wirklich ein sauberer Typ. Für mich ist die Story definitiv abgeschlossen – es fehlt nichts. Aber natürlich bin ich ihm dankbar, was er für meine Karriere getan hat. Dank ihm habe ich viel Arbeit.
Und was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Dann faulenze ich. Wirklich, ich mache nicht viel. Ich habe kein einziges Hobby.
Seit «Breaking Bad» spielten Sie in Biographien, Komödien, Thrillern und Dramen mit. Was passiert mit Ihnen je nach Thematik einer Rolle?
Gute Frage. Die Rollen hinterlassen schon Spuren bei mir. Ich mag Figuren mit einem Schaden. Sie helfen mir, meine eigenen Sorgen zu verarbeiten. Sie sind mein Outlet: Durch sie kann ich meine Wut, meine Ängste, meine Verletzlichkeit und all das, was wir eigentlich nicht gern in die Öffentlichkeit tragen, in einem Geysir von Emotionen ausdrücken.
Welche Emotionen haben Sie mit «The Upside» verarbeitet?
«The Upside» hat mich gegenüber Menschen geöffnet, die Schmerzen haben – echte oder eingebildete. Ich habe ein grösseres Mitgefühl für sie entwickelt. Die Suizide bei Prominenten in letzter Zeit zeigen, dass Erfolg nicht immun gegenüber Depressionen macht. Physische und psychische Schmerzen sind real. Krankheiten im Kopf sind real. Wir haben in den USA einen Präsidenten, der geisteskrank ist. Ich sage das nicht als Witz. Es ist mir ernst: Ich glaube, er hat eine Krankheit im Kopf, und deshalb empfinde ich ein gewisses Mitleid, denn er kann nicht anders. Bleibt zu hoffen, dass das Land und die Welt das mit so wenig Schaden wie möglich überstehen und er Heilung findet.
«The Upside» wurde vor zwei Jahren gedreht und verbrachte ein Jahr lang in der Konkurs-Masse der Weinstein Company. Wie frustrierend ist es, wenn Ihre Arbeit so lange nicht zum Publikum gelangt?
Filme dauern immer eine Weile, bis sie ins Kino kommen – und wenn es viele Special Effects hat, geht’s noch länger. Man muss sich auf den Film konzentrieren, wenn man ihn macht – und danach sollte man ihn eigentlich vergessen. Ändern kann man dann sowieso nichts mehr. Deshalb konzentriere ich mich eigentlich nicht auf Dinge, die ich nicht kontrollieren kann. Aber natürlich bin ich froh, dass der Film jetzt ins Kino kommt.
Waren Sie überrascht, als die vielen Anschuldigen sexueller Übergriffe auf Ihren Boss, den Produzenten Harvey Weinstein, bekannt wurden?
Ja, ich war schockiert. Ich hörte, er sei ein Schürzenjäger, aber was heisst das? Dass er seine Frau betrügt? Wie tief sein schlechtes Benehmen ging, wusste ich nicht. Ich kannte einen anderen Harvey. Ich mochte ihn und hatte keine Probleme mit ihm. Er war auch sehr nett zu meiner Frau. Ihre Mutter starb am ersten Drehtag von «The Upside». Ich habe der Crew gesagt, ich müsse jetzt zu ihr, und Harvey hat Blumen und eine liebe Karte geschickt. Es gab keinen Aufstand, dass ich abreiste und der ganze Drehplan umgestellt werden musste. So ist das Leben eben: Es macht manchmal Pläne zunichte.
«The Upside» läuft seit Donnerstag, 14. März, in unseren Kinos.
Der März wird magisch: Wir zeigen Ihnen, auf welche Kino-Highlights sie einen Blick werfen sollten.
Bild: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
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Bild: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
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Bild: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
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Bild: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
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Bild: Twentieth Century Fox
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Bild: Twentieth Century Fox
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Bild: Twentieth Century Fox
«The Upside» ist das US-Remake der französischen Komödie «Ziemlich beste Freunde» – und in den USA ein Kassenhit.
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Pfleger Dell (Kevin Hart, links) kümmert sich rund um die Uhr um den querschnittsgelähmten Millionär Philip (Bryan Cranston).
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Wenn seine Betreuerin das wüsste: Philip (Bryan Cranston, links) macht einen Ausflug mit Dell (Kevin Hart, rechts) und dessen Sohn Anthony (Jahi Di'Allo Winston).
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Bild: Splendid Film
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