Platzhalterin für die Stars Die Baslerin Debby Gerber ist Platzhalterin für Hollywood-Stars: «Man kann schnell gefeuert werden»

von Marlène von Arx, Hollywood-Kolumnistin

8.7.2018

Zum Filmstar hat es noch nicht gereicht. Allerdings ist die Basler Schauspielerin Debby Gerber (29) in Hollywood als «Stand-in» im Einsatz. Hier gewährt sie einen exklusiven Einblick in ihren Alltag als Star-Ersatz.

Debby Gerber ist startklar, wenn es die Schauspieler noch nicht sind:  Als «Stand-in» steht sie vor der Kamera, damit der Regisseur und das Kamerateam schon mal den Szenenablauf proben können, während die Filmstars noch in der Maske weilen. Unter anderem spielte sie schon für Amy Poehler in der Kino-Komödie «House» Stellvertreterin, für Jayma Mays in der TV-Serie «Glee» und für Amy Adams in der Mini-Serie «Sharp Objects», die ab Sonntag, 8. Juli, auf Sky Atlantic läuft.

Auf die Ähnlichkeit kommt es an

«Man muss in Grösse, Haarfarbe und Hautton mit dem Star übereinstimmen», erklärt die 29-Jährige die Grundvoraussetzung für den Job. «Ich bekomme das Drehbuch und mache mir Notizen, was die Schauspielerin in der Szene macht, damit ich es genau nachspielen kann. Oder wenn ich zuerst am Set bin, kommuniziere ich ihr nachher, wie der Ablauf sein muss, dass es für Licht und Kamera stimmt. Amy Poehler meinte deshalb einmal, ich könne die Szene ja viel besser als sie», lacht die Schweizerin beim Lunch auf dem Los Angeles Farmers Market.

Obwohl man sie am Ende nicht vor der Kamera sieht, sind diese Jobs für die Schauspielerin aus Muttenz BL ein Segen. Sie sind gut bezahlt und sind eine Steigerung zu den Statisten-Rollen, die sie vorher gespielt hat, um Erfahrungen an Hollywood-Sets zu sammeln: «Die Regisseure und Produzenten kennen einen beim Namen. Man lernt, vor der Kamera zu arbeiten und wie die Stars ihren Job angehen - und dafür wird man auch noch bezahlt!» Wichtig ist dabei, eine professionelle Distanz zu wahren: «Man kann schnell gefeuert werden», gibt Gerber zu bedenken. «Ich habe gehört, dass Lauren Graham von den 'Gilmore Girls' eine Statistin feuern liess, nur weil sie sie grüsste.»

Debby Gerber beim Interview mit Hollywood-Kolumnistin Marlène von Arx im Los Angeles Farmers Market.
Debby Gerber beim Interview mit Hollywood-Kolumnistin Marlène von Arx im Los Angeles Farmers Market.
Bild: ZVG

Ambitionen als Schauspielerin

Natürlich möchte Debby Gerber, dass man sie vermehrt auch als Schauspielerin und nicht nur als «Stand-in» engagiert. Der Weg ist oft frustrierend: Wie gerne hätte sie den lukrativen VW-WM-Werbespot gelandet, für den extra Schweizer Schauspieler gesucht wurden. Oder die Rolle in einer Serie, für die sie sechsmal zum Vorsprechen eingeladen wurde und die sie dann in der allerletzten Runde doch nicht bekam. Und da war noch die angebliche Freundin, von der sie wegen eines Jobs hintergangen wurde.

«Das Leben als Schauspielerin in Hollywood ist eine Achterbahn mit vielen Hochs und Tiefs», erzählt die Baslerin offen. Ein Regisseur sagte ihr, obwohl sie die Beste für die Rolle sei, könne er ihr eine Hauptrolle in einem Kurzfilm nicht geben, da sie nicht auf Instagram sei und entsprechend das Projekt nicht mitpromoten könne. «Ich ging nach Hause und eröffnete sofort ein Instagram-Konto», so Gerber. «Aber es kommt mir schon etwas schräg rein, dass es oft nicht ums Talent geht, sondern darum, wie viele Follower man hat oder wen man kennt im Business. Ich habe gesehen, wie das alles bei Schauspielern zu Depressionen und Drogenproblem führen kann - und so weit will ich es sicher nicht kommen lassen.»

Schauspielerei statt Studium

Trotz zwischenzeitlicher Krisen ist ihr das Lachen noch nicht vergangen. «Ich weiss ja: Als Künstlerin hat man immer wieder solche Phasen. Und schon morgen kann etwas passieren, das alles verändert.»

Wie nach der Schule, als sie sich entschloss, einen Sprachaufenthalt in Los Angeles zu machen. Mit Schauspielerei hatte Debby Gerber damals nämlich gar nichts am Hut: «Ich hatte einen Platz an der Uni Basel, um Soziologie zu studieren, aber erst in einem Jahr. So wollte ich ein halbes Jahr Geld verdienen und die restlichen sechs Monate in Amerika verbringen, weil das Land mich faszinierte.»

Nach der Fachmatur arbeitete sie also bei ihrem Vater in der «Diakonischen Stadtarbeit Elim» mit Alkohol- und Drogenabhängigen und jobbte in einem Café, um die USA-Reise zu finanzieren. Nach der Sprachschule in L.A. besuchte sie auch noch eine Improvisations-Klasse: «Als persönliche Herausforderung, denn ich hatte früher bei den Musikschul-Auftritten immer furchtbares Lampenfieber.» Sie meldete sich für zwei Monate bei der Stella Adler Academy an und war sofort begeistert. Sie bekam auch tolles Feedback. Ihre Lehrer forderten sie auf, weiterzumachen. Dank einen Stipendium der Schule und Stipendien aus der Schweiz klappte das auch.

Von Reality-Shows zu Serien wie «Glee» und «True Blood»

Ihre ersten TV-Jobs waren in Reality-Shows wie «Murder Among Friends» (übersetzt: «Mord unter Freunden») oder «Sex Sent Me to the ER» («Wegen Sex landete ich in der Notaufnahme»), in denen sie wahre Szenen nachspielte. «So peinlich», lacht Debby Gerber über ihren ersten Einsatz, in dem ein Paar erzählte, wie sie sich beim Wachsen des Intimbereichs verletzten und ins Spital mussten. «Ich nahm's mit Humor, und es war auch alles sehr dezent. Ich werde aber nie Nacktszenen drehen.» Es folgten Stand-in- und Photo-Double-Parts in «Glee» und «True Blood» und Statisten-Rollen wie in «J. Edgar» mit Leonardo DiCaprio, den sie allerdings nur von weitem zu Gesicht bekam.

Debby Gerber lebt mit ihrem Mann Carlo Figlio und ihrem Husky-Malamute Rocky in Los Angeles.
Debby Gerber lebt mit ihrem Mann Carlo Figlio und ihrem Husky-Malamute Rocky in Los Angeles.
Bild: ZVG

Ihre Augen waren inzwischen ohnehin woanders hingerichtet: In der Academy hatte sie Carlo Figlio kennengelernt, ein Amerikaner peruanischer Abstammung aus Colorado. Achtzehn Monate später fragte er Debby, ob sie ihn heiraten wollte. «Ich sagte zuerst Nein, denn ich wollte nicht wegen der Arbeitsbewilligung heiraten. Wenn ich heirate, soll es echt und für immer sein.» Aber schliesslich überzeugt er sie, dass es ihm ernst ist. Die beiden sind inzwischen über sechs Jahre glücklich verheiratet und leben mit ihrem Husky-Malamute Rocky mitten in Los Angeles in einem Bungalow.

Verheiratet zu sein hat für Debby Gerber nicht nur den Vorteil, in Los Angeles bleiben zu können, sondern gibt ihr auch auf Sets Sicherheit: «Ich trage meinen Ehering demonstrativ und erzähle beiläufig oft von meinen Mann», so die Schauspielerin, die einst von einem Regisseur aufgefordert wurde, für Drinks und eine Szene in Unterwäsche auf ein Hotelzimmer zu kommen (sie lehnte ab). «Wenn die Männer mit einem plaudern wollen, mache ich so gleich zu Beginn klar, dass ich zum Arbeiten da bin - und zu nichts anderem.»

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