Kinokonventionen Die Pioniere im Filmgeschäft

Von Fabian Tschamper

1.6.2020

Regisseur Bong Joon-hos «Parasite» ist ein Meisterwerk des modernen Kinos.
Regisseur Bong Joon-hos «Parasite» ist ein Meisterwerk des modernen Kinos.
Barunson E&A

Unzählige Richtlinien haben sich während der Jahre im Filmbusiness herauskristallisiert. Doch wer ist für einige davon verantwortlich? Eine Sensation ist noch nicht einmal ein Jahr alt.

Die ersten ihrer Art, die vergisst man nicht. Meilensteine der Technik oder Kultur, aufgestellte Rekorde oder sonstige Pionierarbeiten des Films gehen meist weiter zurück als man vermuten könnte.

James Camerons «Avatar» war beispielsweise bei Weitem nicht der erste Hit des 3-D-Kinos: 1922 lief der Stummfilm «The Power of Love» über die Leinwände. Der erste Langfilm, der durch die Darstellung roter und grüner Bilder nebst dazugehöriger Brille für einen 3-D-Effekt sorgte. Allerdings gilt der Film als verschollen. Berichten zufolge gab es dabei auch noch eine interaktive Note: Wer am Ende des Films das linke oder rechte Auge schloss, konnte sich zwischen einem tragischen oder glücklichen Ende entscheiden.



Nach wie vor beliebt ist das Zombie-Genre. Manche dürften es als ausgelutscht bezeichnen. Den Grundstein für den Erfolg der Untoten legte «The White Zombie» von 1932. Und wer anderes als Beka Lugosi könnte Menschen in willenlose Zombies verwandeln?

Der grösste aller Pioniere: Disney

Wer von Pionieren spricht, der darf Disney keinesfalls vergessen: Der Klassiker «Schneewittchen und die sieben Zwerge» war nämlich der erste Spielfilm, der komplett von Hand gezeichnet wurde. Das war 1937. Der Erfolg an den Kinokassen führte daraufhin zu den zahlreichen anderen Zeichentrick-Klassikern wie «Das Dschungelbuch» oder auch «Der König der Löwen». Für letzteren Film übten die Zeichner übrigens an echten Löwen in ihrem Studio.

1960 folgte eine Premiere der skurrilen Art. In Alfred Hitchcocks «Psycho» wird zum ersten Mal in einem US-amerikanischen Film eine Toilettenspülung betätigt. Das war bis anhin ein Tabu. Hitchcock umging die Regeln allerdings elegant, in dem er seine Hauptfigur so Beweise vernichten liess. Die Toilette hatte also eine Daseinsberechtigung.

Was früher undenkbar war, ist heutzutage glücklicherweise kein Tabu mehr: 1964 sah der Kinogänger in «One Potato, Two Potato» zum ersten Mal eine Ehe zwischen einem afroamerikanischen Mann und einer weissen Frau – dies auch noch mitten im Civil-Rights-Movement der Amis. Für das Drehbuch erhielt Larry Peerce immerhin eine Oscar-Nominierung.

Viele Jahre später – nämlich 1995 – war «Toy Story» der erste Film, der zu hundert Prozent am Computer entstanden ist. Dieser Tage gehört die Technologie zum Standard-Repertoire jedes grossen Filmstudios.

Der aktuellste Pionier im Filmgeschäft heisst Bong Joon-ho. Mit seinem Film «Parasite» holte der Südkoreaner 2020 den ersten Oscar in der Kategorie «Bester Film» für sein Land und es ist gleichzeitig auch der erste nicht-englischsprachige Film, der in der Geschichte der Oscars in dieser Kategorie gesiegt hat.

Und hier noch die Bilder des Tages

Zurück zur Startseite