Netflix zeigt Anden-Absturz 1972Überlebender: «Ich ass meine toten Freunde und bin stolz darauf»
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15.1.2024
Ein Flugzeug stürzt 1972 in den Anden ab. Die Suche nach Überlebenden wird bald eingestellt. Doch ein Teil der Passagiere überlebt – dank einer grausigen Entscheidung. Jetzt sprach einer der Überlebenden über den Kannibalismus.
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15.01.2024, 18:56
16.01.2024, 11:54
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Am 13. Oktober 1972 stürzt ein Flugzeug in den Anden ab. Die Suche nach Überlebenden wird schon kurz danach eingestellt. Was damals niemand weiss: Ein Teil der Passagiere hat überlebt.
Der Absturz geht als «Wunder der Anden» in die Geschichte der Luftfahrt an. Der neue Netflix-Film «Die Schneegesellschaft» erzählt die Geschichte dahinter.
Nun sprach einer der 16 überlebenden Passagiere über das Drama und den Kannibalismus. «Ich habe mich für das Leben entschieden», sagt der 70-jährige Roberto Canessa. «Ich bin stolz auf das, was ich getan habe.»
Es ist der 13. Oktober 1972: Zwischen bis zu 6'000 Meter hohen Anden-Gipfeln kämpft Flug 571 mit Orkanböen und Schneeschauern. Die Turboprop, ein Propellerflugzeug, der uruguayischen Luftwaffe ist auf dem Weg von Montevideo in Uruguay nach Santiago de Chile.
An Bord sind 45 Passagiere, Mitglieder, Betreuer und Angehörige der Rugbymannschaft des Old Christians Club, die in der chilenischen Metropole ein Freundschaftsspiel absolvieren will und das Flugzeug gechartert hat.
Die Crew will umdrehen, das Rugbyteam will über die Anden. Was danach folgt, ist eine grausige Tragödie.
Roberto Canessa: «Ich habe mich für das Leben entschieden»
Flug 571 stürzt in den Anden ab. Die Suche nach möglichen Überlebenden wird schon bald eingestellt. Was damals niemand weiss: Ein Teil der Passagiere hat überlebt.
Von den 45 Menschen an Bord überlebten zwölf den Absturz nicht, fünf starben in der ersten Nacht, weitere in den Tagen danach. Für die 16 Überlebenden beginnt ein wochenlanger Kampf im ewigen Eis des Hochgebirges.
Der Absturz geht als «Wunder der Anden» in die Geschichte der Luftfahrt ein. Jetzt erzählt der Netflix-Film «Die Schneegesellschaft» die Geschichte dahinter.
Wer den Flugzeugabsturz überlebte, kämpfte mehr als zwei Monate lang ums Überleben. In der britischen «Daily Mail» sprach einer der 16 überlebenden Passagier über das Drama und den Kannibalismus.
«Ich habe mich für das Leben entschieden», sagt der 70-jährige Roberto Canessa aus Uruguaya. «Ich bin stolz auf das, was ich getan habe.» Nur, indem die Überlebenden das Fleisch ihrer toten Freunde assen, war es den Opfern nach dem Absturz in der eisigen Umgebung möglich, zu überleben.
Nachts sackten die Temperaturen teilweise bis auf minus 40 Grad Celsius hinunter. Ständig drohten eisige Stürme und Lawinen. Insgesamt 72 Tage verbrachten die 16 Überlebenden in der Einsamkeit.
«Ich dachte zuerst, ich darf die Leichen nicht ausnutzen»
Medizinstudent Roberto Canessa war beim Absturz von Flug 571 erst 19 Jahre alt. Er soll der Erste gewesen sein, der vorschlug, sich mittels Kannibalismus am Leben zu erhalten. Eine Entscheidung, die zunächst zu schrecklich war, um überhaupt darüber nachzudenken.
«Es war ein Prozess», so Canessa. «Ich dachte zuerst, ich darf die Leichen meiner toten Freunde nicht ausnutzen.» In der Folge sei es jedoch zu etwas ganz Natürlichem geworden, fast schon zur Routine. Denn nur, indem sie das Fleisch der anderen assen, war es den Überlebenden nach dem Absturz im Eis möglich, zu überleben.
Den Moment des Absturzes wird Kardiologe Canessa nie vergessen. «Ich konnte nicht glauben, dass ich noch am Leben war, und dachte, ich muss schnell raus, weil der Rettungsdienst kommen wird, um uns zu helfen.»
Nachdem sich Roberto Canessa zum Heck des Flugzeugs gekämpft hatte, musste er feststellen, dass dieses verschwunden war. «Das Schlimmste für mich war die gigantische Ungewissheit, dem Tod so nah und doch so fern zu sein. Denn ein paar Meter von mir entfernt waren viele Freunde tot, aber ich war am Leben», erzählte er vor zwei Jahren in einem Interview mit der «Deutschen Welle».
In der Folge fingen Roberto Canessa und die anderen Überlebenden an, zu überprüfen, wer tot und wer am Leben war, und sie versuchten, die Verletzten so gut wie möglich zu behandeln.
«Die Schneegesellschaft» vom spanischen Regisseur Juan Antonio Bayona ist ein packender Film, der eine unglaubliche, aber wahre Überlebensgeschichte erzählt – und wie viel es uns Menschen manchmal kostet, um am Leben zu bleiben.
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