Kult-Regisseur George Miller«Kein Mensch verdient die Unsterblichkeit»
Gianluca Izzo, Cannes
8.9.2022
In der Fantasy-Romanze «3'000 Years of Longing» begegnet Tilda Swinton einem übergrossen Idris Elba als Flaschengeist. Regisseur George Miller sprach mit blue News über die Inspiration für seinen neuen Film, die Themenvielfalt, die das Werk auszeichnet und seine Hauptdarsteller.
Gianluca Izzo, Cannes
08.09.2022, 18:08
09.09.2022, 15:12
Gianluca Izzo, Cannes
George Miller gehört zu den vielseitigsten Filmemachern aller Zeiten und schuf neben seiner Kultfilmreihe «Mad Max» unter anderem auch Kinderfilme wie «Ein Schweinchen namens Babe». Sein neuster Film «3'000 Years of Longing» erzählt nun eine fantasiereiche Liebesgeschichte. Damit bewegt er sich nach seinem letzten Film «Mad Max: Fury Road» einmal mehr auf neuen Pfaden.
blue News traf den australischen Regisseur am diesjährigen Filmfestival in Cannes zum Gespräch über seine exotische Märchengeschichte.
Mr. Miller, «3'000 Years of Longing» unterscheidet sich stark von Ihren bisherigen Werken. Wo finden Sie die Inspiration für solch ein extravagantes Märchen?
Der Film basiert auf der Kurzgeschichte «The Djinn in the Nightingale's Eye» von A.S. Byatt. Ich las sie Ende der Neunzigerjahre und sie hat mich nie mehr losgelassen. Ich empfinde die Geschichte als sehr reichhaltig und sie enthält sehr viel Subtext. Sie behandelt gleichzeitig so viele fundamentale Themen wie Liebe, Tod, Realität und Fantasie …
Wünsche und Begierden scheinen ebenfalls eine wichtige Rolle zu spielen Genau. Und die Tatsache, dass sie ein Märchen und allegorisch ist, macht sie umso interessanter. Sie hat inhaltlich sehr viel zu bieten und muss nicht als epische Saga erzählt werden, um als Film zu funktionieren.
Mit Tilda Swinton und Idris Elba haben Sie zwei phänomenale Schauspieler engagiert, die wunderbar harmonieren. Wie viel haben die beiden zur Entwicklung und Gestaltung ihrer Figuren beigetragen?
Oh, sehr viel! Tilda und Idris sind beide Filmemacher. Es ist eine Sache zu schauspielern. Aber richtige Filmemacher unternehmen alles dafür, um den Film besser zu machen. Die Zusammenarbeit mit den beiden war wundervoll, sie stecken beide voller Ideen.
Kommen Ihnen konkrete Beispiele in den Sinn?
Idris hat bereits im Vorfeld hilfreiche Vorschläge für die Optimierung der Dreharbeiten gebracht, zum Beispiel als besprochen wurde, in welcher Reihenfolge die Szenen gedreht werden sollen. Ich hätte mir übrigens für die Rolle des Dschinns niemand besseren vorstellen können als Idris Elba. Und Tilda war voller Ideenreichtum bei der Umsetzung ihrer Figur. Sie hat ihren Charakter mit viel Nuancen erkundet und hinterfragt, wer die Frau ist, die sie verkörpert. Wie sie zusammenarbeiteten, war schlicht grossartig.
Wir haben vorhin die menschlichen Bedürfnisse angesprochen, mit welchen sich der Film auseinandersetzt. Was sind Ihre persönlichen Bedürfnisse zum jetzigen Zeitpunkt Ihres Lebens? Wenn Sie drei Wünsche hätten …
(Lacht.) Nun, es gibt einen grossen Unterschied zwischen Bedürfnissen oder Begierden und Wünschen. Du kannst dir etwas wünschen, aber es kann nicht jeder beliebige Wunsch verwirklicht werden, ohne dass du es dir verdienst. Ich könnte mir wünschen, der beste NBA-Basketballspieler aller Zeiten zu werden, aber wenn dies tatsächlich verwirklicht würde, wäre es völlig unverdient. Deswegen ergibt ein solcher Wunsch keinen Sinn für mich.
Und daher ist auch der Dschinn im Film nicht in der Lage, ausnahmslos jeden Wunsch zu erfüllen. Kein Mensch verdient die Unsterblichkeit oder die komplette Erlösung von allen Leiden. Bedürfnisse und Begierden haben wir natürlich alle. Dies gestaltet sich komplexer. Ich glaube, es hängt mit der eigenen Auffassung zusammen, ein erfülltes, glückliches Leben zu führen. Dies involviert zum Beispiel das Umfeld, von dem wir im Privatleben oder bei der Arbeit umgeben sind oder die Tätigkeiten, denen wir nachgehen.
«3'000 Years of Longing» läuft ab dem 8. September in den blue Cinemas.