Zweite Staffel «The Night Agent» Netflix erfindet Schweizer Top-Agent – und besetzt ihn mit einem Schweden

Jenny Keller

29.1.2025

Emil Giger, der Schweizer «Sonderattaché» für besondere Angelegenheiten, angestellt vom FBI.
Emil Giger, der Schweizer «Sonderattaché» für besondere Angelegenheiten, angestellt vom FBI.
Netflix (Screenshot)

Netflix hat der Schweiz einen eigenen Top-Agenten geschenkt. In «The Night Agent» taucht ein angeblicher Sonderattaché auf, dessen Existenz das EDA prompt dementiert. 

Jenny Keller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In «The Night Agent» Staffel zwei taucht eine mysteriöse Schweizer Diplomatenfigur auf.
  • Der angebliche «Sonderattaché für besondere Angelegenheiten» existiert gar nicht, wie das EDA gegenüber Watson bestätigt.
  • Schweizer Trauma: Emil Giger wird von einem Schweden gespielt – ein Stich ins nationale Herz.
  • Die Serie bleibt unterhaltsam, auch wenn sie die diplomatische Realität kreativ interpretiert.

Die Netflix-Hit-Serie «The Night Agent» ist zurück – diesmal mit einer besonderen Würdigung für die Schweiz. Denn die zweite Staffel hat einen Schweizer Diplomaten erfunden, den es gar nicht gibt. Und als ob das nicht genug ist, spielt ihn ein schwedischer Schauspieler. Autsch.

Aber von vorne: Die Netflix-Serie «The Night Agent», in der der charismatische FBI-Agent Peter Sutherland, gespielt von Gabriel Basso (30), die USA vor Gefahren schützt, zählt zu den erfolgreichsten Produktionen des Streamingdienstes. Die weibliche Hauptrolle wird von Luciane Buchanan (31) gespielt, welche die schlaue Rose verkörpert.

Peter und Rose in einer dramatischen Szene in «The Night Agent».
Peter und Rose in einer dramatischen Szene in «The Night Agent».
Netflix (Screenshot)

Die erste Staffel hält sich nach wie vor auf Platz sieben der meistgesehenen Serien in der Netflix-Geschichte. Auch die zweite Staffel, die seit dem 23. Januar auf dem Streamingdienst läuft, ist erneut an die Spitze der Netflix-Charts geschossen.

Dann aber: In Folge vier muss FBI-Superheld Peter Sutherland eine Party der iranischen Botschaft in New York infiltrieren. Sutherlands Begleitung? Ein gewisser Emil Giger, angeblich «Sonderattaché der Schweizer Botschaft».

Agent mit Sonderstatus – nur leider fiktiv

Laut der Serie ist Giger ein «Karrierepolitiker». Noch skurriler: Er wurde vom FBI zu dieser Undercover-Mission bestraft – als Wiedergutmachung für ein nicht näher erläutertes Fehlverhalten. Klingt nach Hollywood-Fiction? Ist es auch.

Denn eine Anfrage von Watson beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) brachte Klarheit. Ein Sprecher des EDA erklärte: «Wir haben Militärattachés, aber keinen Schweizer Attaché für besondere Angelegenheiten, der dem EDA angegliedert wäre. Diesen Beruf gibt es nicht.»

Ein erfundener Top-Agent also. Der Fake-Schweizer spricht in der Serie sogar Hochdeutsch – und das nicht mal schlecht. Wenn das kein diplomatischer Fortschritt ist. Ein iranischer Diplomat und der Schweizer Agent tauschen sich über Rose aus, die nun aber Bettina heisst. Damit sie der Unterhaltung nicht folgen kann, wechseln die beiden im Original vom Englischen ins Deutsche – in der Synchronfassung vom Deutschen ins Französische.

Schweizer Trauma: Schon wieder ein Schwede

Das wahre Drama für die helvetische Identität ist nochmals ein anderes. Der Schauspieler, der den Schweizer spielt, ist kein Giger, kein Emil, sondern ein Schwede namens John Hans Tester.

Und das ist eine alte Wunde: Immer wieder werden die Schweiz und Schweden verwechselt – als wären die Alpen und Skandinavien austauschbar. Gibt es in Hollywood denn keine Schweizer Schauspieler? Nichtsdestotrotz: Die Serie treibt ihre diplomatische Kreativität auf die Spitze, bleibt dabei aber unterhaltsam.


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