Schock-Aussage Duffys Tragödie – «Ich habe gedacht, er würde mich töten»

dpa/phi

7.4.2020

Ein Bild aus dem Jahr 2010Um Sängerin Duffy war es still geworden. Nun ist klar, warum.
Ein Bild aus dem Jahr 2010Um Sängerin Duffy war es still geworden. Nun ist klar, warum.
Bild: Keystone

Wer das Leiden anderer nicht ertragen, sollte nicht weiterlesen. Das empfiehlt Sängerin Duffy selbst: Die 35-Jährige ist von einem Mann betäubt und mehrfach vergewaltigt worden.

Es gab wohl einen Moment, in dem Duffy überlegte, ihren Namen zu ändern, unerkannt ein völlig neues Leben in einem anderen Land zu beginnen und die Vergangenheit einfach hinter sich zu lassen.

Mit der Zeit sei ihr jedoch klar geworden, dass sie sich nicht mehr verstecken könne. Die britische Soulsängerin, die mit «Mercy» 2008 ihren grössten Hit hatte, veröffentlichte in der Nacht zum Montag im Internet erschütternde Zeilen.

Darin berichtet Aimee Ann Duffy – so ihr bürgerlicher Name – von Entführung und Vergewaltigung. «Wer nicht in der Lage ist, das Leiden eines anderen oder die Erzählungen davon zu ertragen, dem empfehle ich, nicht weiterzulesen», warnt die 35-Jährige ihre Leser.

Im eigenen Haus vergewaltigt

Vor Jahren sei sie an ihrem Geburtstag in einem Restaurant mit Drogen betäubt und gefügig gemacht worden. Der Täter habe sie mehrere Wochen gefangen gehalten, sei mit ihr sogar ins Ausland geflogen und zurück gereist, so Duffy. Er habe sie im Hotelzimmer und in ihrem eigenen Haus vergewaltigt. Der Mann habe darauf geachtet, dass sie sein Gesicht nicht sehe, und gedroht, sie umzubringen.

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Die Sängerin berichtet von Erinnerungslücken durch die Betäubung. Der Täter, so klingt es, ist weiter auf freiem Fuss. Wie der Stand der Ermittlungen ist, ob es eine Fahndung gibt – das geht aus Duffys Zeilen nicht hervor. «Mit der Identität des Vergewaltigers sollte sich nur die Polizei befassen», schreibt sie. «Und das ist eine Sache zwischen mir und denen.»

Schon Ende Februar berichtete Duffy erstmals von dem Vorfall. Nachdem sie jahrelang nicht öffentlich in Erscheinung getreten war, meldete sich die Waliserin mit der schockierenden Botschaft auf Instagram zurück. Deshalb habe sie sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. «Ich wollte der Welt die Traurigkeit in meinen Augen nicht zeigen», schrieb sie. Den Beitrag löschte sie später.

«Dunkles Geheimnis»

Mehrfach sei sie aus Angst umgezogen. Jetzt habe sie es satt, sich zu verstecken, «mich nie frei und unbelastet zu fühlen», betont Duffy. Sie habe eigentlich niemanden mit ihrer Geschichte belasten wollen, aber sie wolle auch nicht länger in ein «dunkles Geheimnis» verwoben sein. «Es hat mich einsam gemacht, und ich habe mich alleine gefühlt.» Von Familie und Freunden habe sie sich entfremdet.

Duffy-Hit «Mercy».

Lange Zeit habe sie sich nicht mal getraut, mit der Polizei zu sprechen, so Duffy. Nachdem sie ihrem Peiniger entkommen sei, habe sie Todesangst gehabt. «Ich habe gedacht, wenn irgendwas schiefgeht, dann wäre ich tot, er würde mich töten», schreibt die Sängerin. Schliesslich habe sie sich einer renommierten Psychologin anvertraut. «Ohne sie hätte ich es vielleicht nicht geschafft.»

«Ich kehre jetzt zur Stille zurück»

Vor einigen Wochen schickte Duffy der BBC-Moderation Jo Whiley das Lied «Something Beautiful» (Etwas Schönes), ihren ersten neuen Song seit vielen Jahren. Dass er im Radio zu hören war, habe ihr viel bedeutet, sagt die Sängerin nun. Kommerziell veröffentlichen will sie ihn nach eigenen Worten nicht – eines Tages wolle sie aber wieder mehr Musik herausbringen.

Duffys Lieder von 2008 bis 2010 waren Soul-Pop im Stil der 60er Jahre. Mit den Alben «Rockferry» und «Endlessly» war sie zeitweise – wie die ähnlich orientierten Künstlerinnen Amy Winehouse und Adele – sehr erfolgreich, gewann Grammy und BRIT Award.

Wo sich Duffy derzeit aufhält, ist nicht bekannt. Sie schreibt «von einem entlegenen Ort, mit Blick auf das Meer, mitten im Nirgendwo». Wie es in nächster Zeit für sie weitergeht: offen. Duffy will sich vorerst nicht mehr äussern. «Ich kehre jetzt zur Stille zurück.»

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