Herkunft der Überdosis unbekannt Die geheime Sucht des Superstars Prince: Umstände seines Todes

Amy Forliti, AP

30.4.2018

Isoliert, medikamentensüchtig und krank: Jüngsten Ermittlungen zufolge war Popstar Prince vor seinem Tod in elendem Zustand. Seine Freunde halfen ihm womöglich ungewollt dabei, seine Abhängigkeit zu verbergen.

Eine Woche vor seinem Tod musste Prince schon einmal wegen einer Medikamentenüberdosis wiederbelebt werden. Eine befreundete Sängerin, Judith Hill, appellierte daraufhin an den Musikstar, seine Schmerzmittel abzusetzen.

Doch Prince lehnte das ab: Seine Hände schmerzten so sehr, dass er ohne Medikamente nicht mehr auftreten könne. «Ich glaube, seine Piano-Tour hat seinen Händen geschadet», sagte Hill laut Vernehmungsprotokoll den Ermittlern.

Ihre Aussagen und die weiterer Vertrauter von Prince sind auf Hunderten Seiten dokumentiert. Sie ermöglichen einen Einblick in das geheime Leiden des Mannes, der für seine energiegeladenen Auftritte und seine legendäre Persönlichkeit bekannt war. Die Dokumente legen Facetten von Princes Leben offen, die der extrem zurückgezogen lebende Superstar selbst vor seinem innersten Zirkel zu verbergen versuchte.

Laut Autopsie starb Prince an einer Überdosis Fentanyl

«Wie hat er das nur so gut geheimgehalten?», sagte Princes engster Freund und Leibwächter Kirk Johnson der Polizei. Bis zur Überdosis des Musikers habe er nicht erkannt, dass dieser ein Problem mit Opioiden hatte. Er habe allerdings bemerkt, dass es Prince vor diesem Zwischenfall nicht gut ging und ihn zum Arzt gebracht.

In ihrem Eifer, die Privatsphäre des Sängers zu schützen, trugen einige Freunde ungewollt womöglich dazu bei, dass seine Medikamentensucht so lange unentdeckt blieb, wie der Staatsanwalt des Bezirks Carver, Mark Metz, sagt.

Prince war 57 Jahre alt, als er am 21. April 2016 alleine und bewusstlos in einem Aufzug seines Studios in Paisley Park im Grossraum Minneapolis gefunden wurde. Laut Autopsie starb er an einer versehentlichen Überdosis Fentanyl, einem synthetischen Opioid, das 50 Mal stärker ist als Heroin.

Mittel in gefälschte Tabletten verpackt

Nach Einschätzung der Behörden wusste Prince vermutlich nicht, dass er das gefährliche Mittel einnahm: Es war in gefälschte Tabletten verpackt, die wie eine generische Version des Schmerzmittels Vicodin aussahen.

Woher die Pillen kamen, ist nicht bekannt. Angeklagt wurde niemand wegen des Todesfalls. Den Behörden zufolge gab der Arzt Michael Todd Schulenberg zu, zum Schutz von Princes Privatsphäre auf Johnsons Namen ein anderes Arzneimittel, Oxycodone, verschrieben zu haben.

Schulenberg streitet das ab, zahlte aber 30'000 Dollar für einen Vergleich, damit die Vorwürfe der illegalen Medikamentenverschreibung fallen gelassen wurden.

«Depressiv und unglaublich gelangweilt»

Das Thema Privatsphäre nimmt insgesamt grossen Raum ein in den Vernehmungen. Der Musikproduzent Joshua Welton und die Schlagzeugerin Hannah Welton aus einer von Prince gegründeten Band erklärten, sie seien so etwas wie die Familie des Sängers gewesen.

Princes innerer Kreis sei zum Zeitpunkt seines Todes «sehr, sehr, sehr, sehr, sehr eng» gewesen, sagte Joshua Welton: Dazugehört hätten Johnson, Assistentin Meron Bekure und die beiden Weltons. Princes Schwester Tyka Nelson habe sich in den vergangenen Jahren nicht oft blicken lassen. «Er sagte Dinge wie 'Ihr steht mir näher als meine Blutsverwandten'», erklärte Welton.

Johnson und Hill waren in Princes Flugzeug, als er am 14. April 2016 auf dem Rückweg von einem Konzert in Atlanta eine Überdosis nahm. Hill erklärte, Prince habe ihr gesagt, dass er depressiv und unglaublich gelangweilt sei und lieber schlafe als sonst. Nach dem Auftritt sagte er, er habe gedacht, er werde auf der Bühne einschlafen.

Prince verweigerte medizinische Tests

Das Flugzeug machte eine Notlandung in Moline im US-Staat Illinois, Johnson trug Prince aus der Maschine. Rettungssanitäter verabreichten dem Musiker ein Gegenmittel, und er wurde ins Krankenhaus gebracht. Dort verweigerte er aber medizinische Tests und erklärte Hill, er habe lediglich zwei Tabletten kombiniert, was nicht mehr vorkommen werde.

Dass er ganz auf Pillen verzichten würde, habe Prince aber nicht zusichern wollen. «Er sagte so etwas wie: 'Das würde bedeuten, dass ich nicht mehr auftreten kann, weil meine Hände weh tun», sagte Hill laut Protokoll.

Das in der vergangenen Woche veröffentlichte Ermittlungsmaterial umfasst mehrere weitere Vernehmungen, Dokumente, Fotos und Videos. Auf einigen Bildern sind Tabletten in verschiedenen Flaschen zu sehen, die in unterschiedlichen Zimmern sichergestellt wurden. Den Ermittlern zufolge befanden sich viele Mittel nicht mehr in ihrer Originalverpackung, und viele waren gefälscht.

Behandlung am Abend vor dem Tod

Johnson versicherte, er und andere hätten nach dem Überdosis-Zwischenfall im Flugzeug einen Suchtspezialisten hinzugezogen. Doch zunächst hatte der Leibwächter im Herbst 2015 Schulenberg kontaktiert, seinen eigenen Arzt.

Am 7. April 2016 habe Johnson ihm in einer SMS geschrieben, dass Prince über ein Taubheitsgefühl und Kribbeln in einem Bein und den Händen geklagt und sich in der Nacht zuvor übergeben habe, sagte Schulenberg. Er habe einige Medikamente auf Johnsons Namen verschrieben und Prince eine Infusion verabreicht.

Zuletzt behandelte der Arzt den Sänger am Abend vor dessen Tod. Er habe Prince mit einer Urinprobe positiv auf Opioide getestet, hiess es. Zugleich wandte sich Johnson an den Suchtexperten Howard Kornfeld. Dieser schickte seinen Sohn nach Paisley Park, um Prince davon zu überzeugen, sich in Behandlung zu begeben. Andrew Kornfeld traf am folgenden Morgen ein. Er gehörte zu denjenigen, die Prince tot auffanden.

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