Jubilarin Einst Glamour-Girl, jetzt Aktivistin: Bianca Jagger wird 70

dpa/tafu

2.5.2020

Einst war sie Glamour-Girl, enge Freundin von Andy Warhol und Ehefrau von Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger. Jetzt wird Bianca Jagger 70 Jahre alt, verbringt ihre Zeit lieber als Aktivistin, Oma und Uroma – und will sich von ihren jungen Jahren nicht mehr definieren lassen.

Auf einem weissen Pferd ritt Bianca Jagger an ihrem 27. Geburtstag ins «Studio 54». Eine Woche zuvor hatte der berühmte New Yorker Nachtclub eröffnet und Jagger schien auf dem Höhepunkt ihres Glamour-Lebens: Verheiratet mit Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger und eng befreundet mit dem Künstler Andy Warhol galt sie als angesagtestes Party-Girl der Millionenmetropole.

Doch Jagger, die am Samstag (2. Mai) 70 Jahre alt wird, sieht das im Nachhinein völlig anders. «Ich würde lieber sterben als über das «Studio 54» zu sprechen», sagte sie der «Vanity Fair». «Ich wünschte mir, es hätte es nie gegeben.»

«Wie ein Fisch ohne Wasser»

Denn so glamourös sei das damals alles gar nicht gewesen. «Ich habe mich gefühlt wie ein Fisch ohne Wasser. Ich war ein junges Mädchen aus Nicaragua und in dieser Welt mit diesem ganz anderen Hintergrund und diesen ganz anderen Ideen zu sein, war eine überwältigende Erfahrung.»

Inzwischen führt Jagger ein völlig anderes Leben: Von Mick Jagger längst geschieden setzt sie sich als Aktivistin unter anderem für Naturschutz und Menschenrechte ein und ist leidenschaftliche Oma und Uroma. «Jetzt weiss ich, wer ich bin.»

Jagger wurde 1950 in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua als Bianca Pérez-Mora Macias geboren, wie ihr Management gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Im Internet kursiert auch vielfach 1945 als ihr Geburtsjahr.

Jagger wollte ursprünglich einmal Ordensschwester werden. «Ich wollte Nonne und Missionarin sein. Ich war schon immer ein gutes katholisches Mädchen.» Schon als Teenager interessierte sich Jagger aber auch für Politik. Nach der Scheidung ihrer Eltern zog ihre Mutter sie alleine auf und nahm sie mit auf Demonstrationen gegen die Somoza-Diktatur in Nicaragua. Mit 16 Jahren ging Jagger dann mit einem Stipendium an die Pariser Sorbonne-Universität, um Politikwissenschaften zu studieren.



Der Weg ins Rampenlicht

Auf einer Party nach einem Rolling-Stones-Konzert lernte die junge Nicaraguanerin 1970 Mick Jagger kennen. Ein Jahr später war sie schwanger und das Paar heiratete in St. Tropez – was Bianca Jagger schlagartig ins Licht der Öffentlichkeit warf. Die darauffolgenden Jahre waren stürmisch, aber nicht unbedingt glücklich. 1978 reichte Bianca Jagger die Scheidung ein, weil der Sänger sie betrogen haben soll.

Die Trennung habe sie traumatisiert – wie zuvor schon die ihrer Eltern, sagt Jagger. «Ich könnte mir niemals vorstellen, noch einmal zu heiraten. Ich könnte einfach nicht noch eine Scheidung mitmachen, es war zu schwer.» Erst 20 Jahre später habe sie wieder mit Freude ein Stones-Konzert besuchen können. «Mit dem Abstand hatte ich Spass. Ich war eine erwachsene Frau.»

Dass die Menschen sie bis heute über ihre Ehe mit dem Rolling-Stones-Sänger definierten, nerve sie, sagt Jagger. «Am Ende wird aber meine Arbeit für sich selbst sprechen, trotz allem Zynismus. Die Leute sollen ruhig sticheln. Ich habe mir gesagt, das halte ich aus. Wenn es der Preis ist, den ich zahlen muss, dann bin ich dafür bereit.»

Ein Name, der Türen öffnet

Jaggers Nachnamen hat das Ex-Model aber bis heute behalten. «Ich habe mal darüber nachgedacht, ihn aufzugeben. Aber nein, ich bin in Nicaragua geboren und sehr traditionell erzogen worden. Es wäre sehr schwer. Und Bianca Jagger ist ein schöner Name.» Ausserdem helfe er ihr dabei, Aufmerksamkeit und Geld für wohltätige Zwecke zu bekommen.



Neben ihrer Arbeit als Aktivistin ist Jagger am liebsten Oma – und Uroma. Ihre 1971 geborene Tochter Jade aus der Ehe mit Mick Jagger hat drei Kinder und Jades Tochter Assisi hat auch schon eine Tochter. «Ich wünsche mir oft, dass ich mehr Kinder gehabt hätte. Ich hätte gerne einen kleinen Jungen gehabt. Aber Oma zu sein ist toll.»

Sie wolle kein ruhiges Leben, sagt Jagger, dafür sei ihr die Familie und ihre Arbeit als Aktivistin zu wichtig. «Ich hoffe, dass ich die Welt ein bisschen zum Guten verändern kann. Darauf hoffen wir alle. Dann kann ich eines Tages zurückschauen und sagen, dass ich es versucht habe.»

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