Interview mit CEOUnternehmerin Monika Walser: «Frauen sind sehr konsequent»
Von Marjorie Kublun
23.10.2019
Seit Monika Walser, CEO in der Möbelbranche, neulich den Veuve Clicquot Business Woman Award gewonnen hat, ist sie noch geschäftiger unterwegs als sonst. An einem ausschliesslich für Frauen organisierten Networking-Event gab Walser «Bluewin» hieb- und stichfeste Antworten.
Den Award, den sie im September gewann, schreibt Monika Walser ihrem starken Team zu. Doch ihre eigene Rolle ist schon gewichtig gewesen bei der Rettung des Möbelherstellers de Sede – vor fünf Jahren stand das Unternehmen kurz vor dem Konkurs. «Bluewin» traf die Powerfrau.
Sie haben zuletzt an Preisverleihungen und Events teilgenommen, die unternehmerische Frauen würdigen. Sollten Frauen ihre eigenen Plattformen haben?
Man sollte nicht immer zwischen Männern und Frauen unterscheiden. Das Umfeld und die Menschen müssen stimmen, dann kommt meist etwas Geniales zustande.
Welche Eigenschaften sind massgeblich für Ihren Erfolg?
Ich bin immer ich selber geblieben, gehe ohnehin generell meinen eigenen Weg, ich imitiere nicht, kopiere nicht.
Wie gelingt es Frauen, betreffend Unternehmertum nicht in eine Männerrolle zu schlüpfen?
Ganz einfach, sich selbst treu bleiben und zu den eigenen Vorstellungen stehen: Dann bin ich Frau – und lebe die Frau.
Inwiefern sind Frauen anders in ihren Herangehensweisen als Männer?
Gott sei Dank sind wir unterschiedlich! Doch: Zusammen können wir Berge versetzen, die Welt bewegen. Wir haben dank unserer weiblichen DNA eine andere Herangehensweise. Und das ist zwingend nötig. Wir haben sicherlich einen anderen Zugang auf Menschen, aber ich will nicht sagen, dass es Männer schlechter machen – sie machen es vielmehr anders.
Sind Frauen einfühlsamer als Männer auf Chefebene?
Schwierig zu verallgemeinern. Frauen sind in jedem Fall sehr konsequent.
Wie findet man heraus, ob man ein Unternehmer-Typ ist?
Wenn man immer wieder etwas Neues bewegen möchte, aber auch bereit ist, das Risiko einzugehen und die Verantwortung zu tragen. Man muss damit umgehen können und darf keine schlaflosen Nächte haben, etwa, weil man sich nicht sicher ist, ob alles gut kommen wird.
Wie haben Sie herausgefunden, den Schritt wagen zu wollen?
Ich habe mich nie wirklich entschieden, Unternehmerin werden zu wollen. Ich bin einfach risikofreudig und kann mit Konsequenzen leben.
Was wären denn die grössten Konsequenzen?
Die heftigsten Konsequenzen wären, wenn meine Mitarbeiter den Job verlieren würden und wir die Firma schliessen müssten.
Welche Vorteile hat es jeweils, mit Frauen oder mit Männern zu arbeiten?
Wichtig ist es, das Potenzial einer Person zu erkennen und diese in der richtigen Rolle einzusetzen. Wenn zwei Personen die gleichen Qualitäten haben und es in einem Unternehmen wenig Frauen gibt, dann fördere ich unbedingt Frauen – die Gleichzahl an Frauen und Männern ist sehr wichtig.
Sie sagten, dass man Fehler machen muss, um später grossen Erfolg zu haben. Welche Fehler haben Sie gemacht?
Oh, die Liste ist unendlich lang. Ich begehe wahrscheinlich auch die meisten Fehler, weil ich ja die meisten Entscheidungen zu treffen habe. Und ich sage immer: Lieber einmal falsch entscheiden, als gar nicht entscheiden. Ohne Entscheidung fliesst es nicht, es geht nichts weiter.
Haben Sie Angst vor Stillstand?
Angst bestimmt nicht, weil ich Stillstand immer vermeiden möchte. Zwischendurch wär’s gut, wenn es ein wenig ruhiger zugehen und ich ein wenig gebremst werden würde.
Gibt es Frauen, die Sie inspiriert haben?
Gibt es. Ich bin mit einer Mutter aufgewachsen, die ihren eigenen Weg gegangen ist und die mit ihrem Mann partnerschaftlich Unternehmungen geführt hat. Das prägt.
Hatten Sie einen Mentor?
Ich hatte immer Chefs, die mich gefördert und unterstützt haben. Das waren in dem Sinne Mentoren, nur man hat den Begriff ‹Mentor› damals nicht dafür verwendet. Gewisse Unternehmer brauchen das. Aber das Wichtigste ist, dass es sich gut anfühlen muss. Das kann man nicht erzwingen.
Wie geht man mit dem finanziellen Wagnis um, wenn man vor der Unternehmensgründung steht?
In meinem Fall wusste ich, dass ich im ‹Worst Case› keinen Lohn habe, aber wieder eine neue Stelle suchen kann, falls es schief geht. Man muss einfach aufpassen, dass man nicht in die Schuldenfalle tappt.
Was denken Sie, schätzt ihr Team oder die Leute, die mit ihnen arbeiten, an Ihnen?
Das ist noch spannend. Vertrauen stellt sich erst nach einer gewissen Zeit ein. Verlässlichkeit, Vertrauen, Ehrlichkeit, Transparenz, auch die Streitkultur, die wir heute bei de Sede leben können, sind nicht von der ersten Sekunde an vorhanden gewesen. Man kann dies auch nicht kaufen. In den ersten Wochen ist es nicht ganz einfach für neue Mitarbeiter, die mit Dingen konfrontiert werden, die sie vielleicht vorher noch nie gehört haben. Da braucht man dann Vertrauen, dass es zum Wohlwollen der Person gemeint ist. Mit ehrlichem Feedback muss man umgehen können. Ich glaube jene, die mit mir arbeiten, sind auch froh darüber, dass ich den Mut habe, Dinge zu machen, die man eigentlich nicht machen würde.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel sage ich: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Nur so kommt man einen Schritt weiter.
Was treibt Sie am meisten an?
Ich tue die Dinge aus Leidenschaft und mit Herzblut. Mich treibt an, immer etwas Neues auszuprobieren und in einem Umfeld zu arbeiten, das Menschen anzieht, die sich ergänzen – und antreiben.
Viele Manager stehen extrem früh auf, um zum Beispiel zu meditieren. Was halten Sie davon?
Manche stehen früh auf, andere arbeiten bis Mitternacht. Ich denke, es muss dem eigenen Biorhythmus entsprechen.
Wann beginnt bei Ihnen der Tag?
Ziemlich unterschiedlich. Der Tag kann um halb fünf beginnen oder um sechs, halb sieben.
Meinen Sie aufstehen oder im Büro sein?
(Überlegt kurz) Es kann beides sein.
Wie behalten Sie bei Stress einen kühlen Kopf?
Je stressiger es wird, desto ruhiger werde ich, da ich cool überlege, Themen zu lösen. Je langsamer ich etwas angehe, desto schneller bin ich am Ziel. Wenn man mich aufgeregt sieht, ist es eher unwichtig.
Was haben Sie bei de Sede noch vor – und was möchten Sie überhaupt noch erreichen?
Neben de Sede arbeite ich noch an meinen anderen Unternehmen weiter. Zum Beispiel exportieren wir Schweizer Weisstannen nach Japan. Daraus werden unter anderem Sushi-Plättchen hergestellt. Ich habe noch viel vor. Bei de Sede möchten wir noch einiges verändern und ausbauen – wenn ich Ihnen das verraten würde, dann würde ich Geheimnisse verraten, was ich nicht tue. (lacht)
Das Interview wurde am «Maserati Women's Lifestyle Talk» in Zürich geführt.
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