Kolumne am Mittag Neue Statuen gefordert – wer Amerika jetzt noch einen kann

Von Philipp Dahm

23.6.2020

Bildersturm: beschmierte Statue in San Francisco.
Bildersturm: beschmierte Statue in San Francisco.
Bild: Keystone

In den USA stossen sie die alten Sklaventreiber vom Sockel, aber wer soll die Denkmäler ersetzen? Eine Petition hat ein Vorbild im Sinne, dass den puren American Dream verkörpert – neulich war hier schon einmal von ihr die Rede.

In der Krise hält der Mensch mehr Ausschau nach Idolen als sonst: In dunklen Zeiten bedarf es eines Vorbilds, das uns einen moralischen Kompass und gesellschaftliche Leitlinien gibt.

So wie ein Otto von Bismarck, dem es als Preussen gelang, aus einem Mosaik von deutschen Kleinstaaten ein geeintes Reich zu schmieden. Oder wie ein General Guisan, der die Schweiz sicher durch den Zweiten Weltkrieg gelotst hat. Natürlich haben Deutsche wie Eidgenossen ihren Staatsmännern im 19. und 20. Jahrhundert Denkmäler errichtet.

In den USA wanken die alten Denkmäler, seit zur Corona-Katastrophe mit über 120'000 Toten auch die gesellschaftliche Krise hinzugekommen ist. «Black Lives Matter» hat den Amerikanern die Augen geöffnet und lässt sie rassistische Vorfahren mit neuem Blick sehen.

Aber wer soll die bronzenen Sklavenhändler oder brutalen Entdecker ersetzen? Wer soll dem Volk als Leuchtturm dienen in diesen stürmischen Zeiten? Der Fels in der Brandung, das einende Element, der Inbegriff des American Dream?

Deep-South-Eigengewächs

Im US-Bundesstaat Louisiana, im «Deep South» der USA, der einträglich vom Sklavenhandel profitiert hat, wurde die Antwort gefunden. Ein Eigengewächs aus dem Kaff Kentwood soll die überholten Denkmäler vom Sockel stossen, wie eine Petition fordert.

Begründung: Jene Person «hat nicht nur ihr Talent unter Beweis gestellt, sondern Charakterstärke an den Tag gelegt, als sie ihren mit Medienrummel begleiteten Nervenzusammenbruch überwunden hat und überhaupt kontinuierlich daran arbeitet hat, sich zu verbessern. Sie ist eine Inspiration für Millionen.»

Die Lösung in der Sprache des Klatschportals TMZ:

«Konföderiertenstatuen – ERSETZT SIE MIT BRITNEY SPEARS… Tausende unterzeichnen Petition».

Der Initiantin muss man übrigens Weitsicht attestieren, denn diese hat die Petition schon vor drei Jahren eingereicht – auch wenn TMZ das natürlich dezent unter den Tisch fallen lässt. Vor elf Tagen dümpelte die Zahl der Unterschriften noch bei 10'000 herum, inzwischen sind es knapp 55'000.

Guter Einfluss

Nachdem das «Rolling-Stone»-Magazin also gerade erst Spears’ musikalisches Werk gewürdigt hat, wird nun auch ihre gesellschaftliche Bedeutung in den Vordergrund gerückt. Wer sonst könnte wohl dieser Tage noch « I'm a Slave 4 U» singen, ohne dass jemand mächtig sauer wird?

Britney ist Vorbild, weil sie wie du und ich ist: manchmal schwach, aber immer das Beste versuchend. Und das gelingt bei ihr, dir und mir mal weniger gut, und mal besser. Gut getroffen hat es Madame last but not least wohl mit ihrer neuen Flamme. Spears ist mit dem 26-jährigen Fitnesstrainer Sam Asghari liiert, der gerade auf Instagram durch vorbildliche Reife beeindruckt hat.

Weil Asghari auf Bildern Maske trägt, obwohl er ganz allein ist, klärt ihn ein User auf, dass er dass nicht müsse. Der Trainer antwortet: «Millionen sehen diese Fotos. Also sollten sie am besten einen guten Einfluss haben». Und weil das auch auf Denkmäler absolut zutrifft, wird es wohl endlich Zeit. Anders ausgedrückt: It's Britney, bitch!

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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