«Hollywood ist eine Herausforderung» Was macht eigentlich Carlos Leal?

Lukas Rüttimann

29.6.2018

Offen wie nie spricht «Casino Royale»-Star Carlos Leal über seine Probleme in Hollywood, das Leben mit einem kranken Kind – und sein Einkommen nach dem Ende seiner Werbespots.

Carlos Leal, nach der Absetzung Ihrer Werbespots für einen grossen Schweizer Internetanbieter sind Sie für viele in der Versenkung verschwunden. Was machen Sie?

Das darf ich nicht sagen.

Wie bitte?

Im Ernst – ich darf nichts sagen. (lacht) Ich bin derzeit in Puerto Rico und drehe einen Hollywood-Film mit zwei grossen Stars und einem Oscar-nominierten Regisseur, aber mehr darf ich nicht darüber erzählen. Das macht mich wahnsinnig – ich würde so gern mehr verraten!

Wie läuft es denn sonst so?

Mir geht es gut, meine Karriere befindet sich an einem guten Punkt. Ich habe eine neue Agentur, die mir sehr hilft. Aber es ist wie eh und je: Man muss viel Geduld haben in diesem Geschäft, und man darf sich keine falschen Hoffnungen machen. Ich bin jetzt 48. Ob ich jemals einen Oscar gewinnen werde? Eher unwahrscheinlich, aber das ist auch nicht mehr meine erste Priorität.

Verstehen Sie, dass sich manche Leute fragen, was Sie so treiben?

Absolut. Vor allem, seit ich keine Werbespots mehr drehe. Damit war ich wahnsinnig präsent. Seit die nicht mehr am TV laufen, vermissen die Leute wahrscheinlich etwas. (lacht) Aber meine Karriere hat deshalb nicht aufgehört. Ich habe ein paar Serien gedreht, darunter «The Shooter», einen Feature-Film und sonst noch ein paar coole Sachen gemacht.

War es schwierig für Sie, als der Werbevertrag auslief?

Im Gegenteil, ich war glücklich. Ich habe diese Spots fünf Jahre lang gemacht. Natürlich war es eine gute Plattform, ich konnte mein komödiantisches Talent zeigen. Aber viele Leute dachten auch, dass ich sonst nichts mache. Trotzdem bin ich einer der wenigen Schweizer Schauspieler, die in Hollywood arbeiten können. Natürlich könnte meine Karriere noch besser laufen; das kann sie immer. Ich arbeite seit über sieben Jahren als Schauspieler in Los Angeles. Du weisst nie, ob das Pferd dich abwirft oder ob es abgeht wie eine Rakete.

Hat Sie das Werbe-Aus finanziell getroffen?

Natürlich war es ein Verlust. Aber ich wusste immer, dass dieser Vertrag nicht ewig läuft. Ich habe die Gage also nicht aus dem Fenster geschmissen. Mit 21 hätte ich das getan. Aber ich bin erwachsen, habe zwei Kinder. Ich habe mit dem Geld ein paar gute Dinge angestellt.

Sie haben ein Haus gekauft in L.A., richtig?

Nicht nur das. Ich habe auch noch etwas in einem anderen Land gekauft. Ich verschwende mein Vermögen nicht. Die Bildung meiner Kinder ist mir wichtig, dafür gebe ich Geld aus. Dafür fahre ich einen Toyota Prius und einen alten, abgewrackten BMW. (lacht)

Ist es schwieriger geworden, gute Rollen in Hollywood zu kriegen?

Hollywood ist eine Herausforderung. Wir Schauspieler sind mutige Leute. Jeden Tag das Beste zu geben und dennoch oft abgelehnt zu werden, das ist hart. Das braucht Eier. Ich hatte Glück. Ich habe jedes Jahr an verschiedenen Projekten gearbeitet, ich verdiene Geld mit der Schauspielerei. Aber das Leben als Künstler – nicht nur als Schauspieler – ist hart in Hollywood, es gibt eine enorme Konkurrenz. Man muss sich diesem Wahnsinn stellen.

Wollten Sie schon mal alles hinschmeissen?

Jeden Tag! Dieser Gedanke ist immer präsent. Manchmal würde ich lieber auf der Post arbeiten als dieses verrückte Leben zu führen. Wenn ich den Leuten sage, dass ich in Puerto Rico einen Hollywoodfilm drehe, denken sie ans Paradies auf Erden: wilde Partys, coole Leute, schönes Wetter, viel Spass und so weiter. Dabei ist das ein eher einsamer Job. Man wartet, bis man gerufen wird und schlägt bis dahin die Zeit tot. Mit dieser Einsamkeit muss man umgehen können. Ich freue mich auf meine Familie, die mich bald hier besuchen kommt.

Haben Sie einen Plan B?

Ich habe keine Optionen, keinen Plan B. Ich bin «artist for life», deshalb bin sich auch so vorsichtig mit dem Geld.

Wie wichtig ist Ihre Familie, was Ihre Erdung angeht?

Sie hilft enorm. Generell bei dem, was mein Leben in den USA angeht. Einsamkeit in Los Angeles ist ein riesiges Thema. Ausser man ist 25 und zum Partymachen dort. Ohne meine Familie könnte ich in Los Angeles nicht leben. Ich liebe diese Stadt nicht – nicht wie Paris, New York oder Berlin. Selbst die besten Rollenangebote würden daran nichts ändern.

Ihre zweieinhalbjährige Tochter hat gesundheitliche Probleme. Beeinflusst das Ihre Karriere?

Tiger geht es gut. Sie hat gesundheitliche Probleme, das stimmt. Dieses Leiden wird sie vielleicht das ganze Leben lang haben. Aber es beeinflusst weder ihre Entwicklung noch ihr Wesen. Aber natürlich ist es eine schwierige Situation, die meine Frau und ich annehmen müssen. Wir haben uns entsprechend eingerichtet, so dass wir Tiger das bestmögliche Umfeld bieten können. Ihre Krankheit ist in unserem Lifestyle drin – so wie es bei jemandem mit Diabetes auch wäre.

Wie denken Sie über die Schweiz?

Das Schweizer Publikum hat mich immer unterstützt. Aber ich kann nicht erwarten, dass die Leute an mich denken, wenn ich so weit weg bin. Das habe ich mir selber zuzuschreiben. Ich habe mich bewusst von der Zuneigung abgenabelt, die ich in der Schweiz erhalten habe. Auch vom Ruhm, wenn man so will. Ich wollte mich selbst herausfordern. Und ich muss aufpassen, dass sich das durchziehe. Es wäre einfach, sich wieder ins gemachte Nest zu setzen.

Keine Pläne also, in die Schweiz zurückzukehren?

Doch – wenn ich alt bin. (lacht) Im Ernst: Für Projekte komme ich jeder Zeit gerne in die Schweiz, aber um wieder dort zu leben ist der Zeitpunkt noch zu früh. Die Schweiz ist meine Heimat. Aber jetzt ist noch nicht die Zeit für eine Rückkehr.

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