Jetzt redet die Kondukteurin «Herr Federer, ich sehe grosses Potenzial in Ihnen»

Von Marlène von Arx

7.4.2023

Manuela Biedermann lässt sich nicht in Witzen bezahlen – jedenfalls nicht von Roger Federer und Trevor Noah im Schweiz-Tourismus-Spot. Die Schauspielerin aus Evilard bei Biel erzählt vom Dreh mit den Weltstars.

Von Marlène von Arx

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Roger Federer und Trevor Noah sind die Gesichter der neuen Kampagne von Schweiz Tourismus.
  • Manuela Biedermann spielt im Clip die strenge Kondukteurin.
  • Die Schweizer Schauspielerin findet, Roger Federer habe Talent als Schauspieler.
  • Manuela Biedermann ist im Augenblick in «A Forgotten Man» im Kino zu sehen.

Frau Biedermann, wie oft sind Sie in den letzten Tagen auf den Spot mit Roger Federer und Trevor Noah angesprochen worden?

Ich war in den letzten Tagen gar nicht viel unterwegs, da ich momentan zu Hause in meiner schalldichten Sprecherkabine den französisch- und englischsprachigen Audioguide für das Emma Kunz Zentrum in Würenlos aufnehme. Aber ich bekam natürlich viel Feedback auf Social Media.

Wie kamen Sie zur begehrten Rolle der Zugbegleiterin an der Seite der beiden Weltstars?

Ich wurde ganz normal zu einem Casting eingeladen. Zwei, drei Wochen später kam ich in die nächste Runde. Das heisst: Der Regisseur Tom Hooper, der für «The King’s Speech» einen Oscar gewonnen und auch «The Danish Girl» inszeniert hat, war per Zoom zugeschaltet. Ich wurde sowohl als Zugbegleiterin als auch für die ältere Dame im Nebenabteil in Betracht gezogen.

Das virtuelle Casting lief also super?

Ich war nicht so zufrieden mit mir, oder ich dachte, Tom Hooper sei nicht so zufrieden, denn der gab mir kaum Feedback. Es war mein erstes Live-Casting über Zoom. Ich fand es etwas schwierig. Ich kam raus und dachte, dass sie mich sowieso nicht nehmen. Dann verstrich wieder etwas Zeit und ich erfuhr, ich sei die Favoritin für die dominante, strenge Kontrolleurin.

Sie haben ja langjährige Schauspielerfahrung, kann Sie da eine Zusammenarbeit mit Roger Federer und Trevor Noah noch beeindrucken?

Es stimmt schon: Je älter ich werde, desto weniger beeindruckt mich jemand (lacht). Ich bin kein Tennis-Fan und habe vorher noch gegoogelt, was ein Grand Slam ist, damit ich im Notfall mitreden könnte. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich im Gegensatz zu meinen Kindern nicht wusste, wer Trevor Noah ist. Für mich war das Grösste, dass ich mit dem Oscar-Preisträger Tom Hooper arbeiten konnte, der schon viele grossartige Filme mit Leuten wie Colin Firth, den ich auch toll finde, gedreht hat.

Wie haben Sie dann die Dreharbeiten mit Roger Federer und Trevor Noah erlebt?

Es war sehr angenehm und lustig. Die beiden waren wirklich meganett und professionell. Roger Federer ist sehr sympathisch. Trevor Noah hat ein beeindruckendes Improvisationstalent. Wenn ich mich richtig erinnere, stand es nicht im Drehbuch, dass er mir auf TikTok folgen wollte. Das hat er improvisiert. Und mit Tom Hooper hatte ich es auch sehr gut. Wir kamen während der zwei Drehtage richtig in einen Flow. Am Schluss stand er auf, umarmte mich und sagte: «You are amazing, Manuela.»

Und folgt Ihnen Trevor Noah jetzt auf TikTok?

Nein, ich bin nicht auf TikTok … Moment! Doch, meine Kinder haben mir das App mal installiert. Aber das ist nichts für mich. Ich bin auf Instagram und Facebook und ich folge natürlich jetzt ihm, nicht er mir.

Was meinen Sie als Fachfrau: Hat Roger Federer Schauspieltalent?

Absolut! Auch wenn man sich selber spielt, braucht es Konzentration. Man muss die Technik verstehen, wann man wo stehen und wohin schauen muss und sich daran halten. Und den Text muss man auch auf Kommando abrufen können. Das hat er alles super gemacht. Ich habe ihm am Schluss die Hand geschüttelt und gesagt: «Herr Federer, ich sehe grosses Potenzial in Ihnen!»

Würden Sie auch auf eine Zugfahrt mit den beiden gehen?

Auf jeden Fall und auch mit der netten «alten Dame». Das ist Verena Bosshard. Ich kannte sie aus «Wilder», aber wir hatten da keine gemeinsame Szene.

Sie spielten in der 2. Staffel der SRF-Serie «Wilder» die Polizistin, die später als Täterin entlarvt wird. Erkennt man Sie vor allem für diese Rolle?

Eigentlich werde ich gar nicht oft erkannt. Ich mag das so und es ist auch ein Kompliment. Klar, manchmal wäre mir lieber, ich müsste nicht erklären, wo man mich schon gesehen hat. Vor vielen Jahren war ich vier Jahre lang bei den «Beck und Bondi»-Swisscom-Spots dabei. Da hörte ich in der Migros in Biel schon ab und zu ein «Grüezi Frau Bondi».

Momentan sind Sie auch in «A Forgotten Man» im Kino zu sehen. Der Film basiert auf dem Theaterstück «Der Gesandte» von Thomas Hürlimann.

Genau, ich spiele Clara Zwygart, die Frau des Schweizer Botschafters in Berlin, der nach dem Zweiten Weltkrieg in die Schweiz zurückkommt. Das Stück und der Film sind von Botschafter Hans Frölicher inspiriert, der die Schweiz damals in Deutschland vertrat. Es ist ein wichtiger und kritischer Film. Michael Neuenschwander war gerade als bester Hauptdarsteller für den Schweizer Filmpreis nominiert. Ursprünglich war ich übrigens als Gouvernante engagiert, gar nicht als die Ehefrau.

Wie kam es zum Rollentausch?

Die ursprünglich gecastete Schauspielerin für die Ehefrau war plötzlich verhindert und so fragte mich das Genfer Produktionsbüro Bord Cadre Films an, ob ich ein paar Ersatznamen für sie hätte. Sie kannten sich bei den Deutschschweizer Schauspielerinnen nicht so gut aus. Ich schlug ein paar Namen vor, aber eigentlich wollte ich die Rolle ja selber spielen.

Ich habe lange mit der Familie diskutiert, ob ich mich selber vorschlagen soll. Ich habe schliesslich ein E-Mail geschickt, mit Fotos, auf denen ich schön geschminkt war. Sie fanden es eine gute Idee. Ich habe ihnen dann unter anderem Verena Bosshard als Gouvernante vorgeschlagen, was nicht klappte und Peter Wyssbrod als meinen Schwiegervater. Es hat mich sehr gefreut, dass sie ihn engagiert haben, denn er ist auch aus Biel und ich habe ihn als junge Schauspielerin immer bewundert. Inzwischen sind wir befreundet, aber damals getraute ich mich nicht, ihn zu fragen, wie er es zum Schauspieler schaffte.

Wie haben Sie es zu Ihrer langjährigen Karriere geschafft?

Ich habe nach dem Wirtschaftsgymnasium eine Schauspielschule besucht. Danach war ich vier Jahre freischaffend und bin schliesslich nach Frankfurt ans Theater. Nach der Geburt meiner beiden Kinder habe ich mich auf Film und Fernsehen konzentriert, weil ich da flexibler arbeiten konnte.

Interessieren sich Ihre Kinder auch für die Schauspielerei?

Mein Sohn Antenor (Junior) ist 20 und hat bereits in einem Kurzfilm mitgespielt. Und Mara ist noch im Gymnasium und macht wohl eher mal etwas mit Animation.

Es war auch Ihre Tochter, die Sie ermunterte, während der Pandemie nach Paris zu fahren und eine Rolle als anspruchsvolle Klientin in «Emily in Paris» zu übernehmen, nicht wahr?

Ja, genau. Weil es nur ein Drehtag war, wollte ich zuerst nicht hin, denn kaum ist man mit der Equipe warmgelaufen, ist es schon wieder fertig. Aber meine Tochter meinte, das sei Netflix, das müsse ich machen! Zum Glück! Es waren dann vier Tage und ich konnte gleich mit dem Haupt-Cast drehen. Überhaupt drehe ich gern in Frankreich (lacht). Da wird man als Schauspielerin abgeholt und das Essen ist immer sehr fein (lacht).


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