«Adieu Heimat»-Influencer Silvio Er gibt Vollgas bis zur Frühpensionierung

Von Carlotta Henggeler

24.4.2021

Trotz zwei Handys und einem Computer ist «Adieu Heimat»-Auswanderer Silvio nicht leicht zu erreichen. Wir schaffen es und sprechen mit dem 25-Jährigen über seinen Influencer-Job, Heimatgefühle und seine Muckis.

Von Carlotta Henggeler

Eben erst versuchte Silvio auf Ibiza ein Standbein zu setzen, dicht gefolgt von TV-Kameras. Man fragt sich: Wie verdient ein Influencer sein Geld im Ausland, auf einer balearischen Insel? Der Thurgauer ist Schweizer Meister im Natural Bodybuilding in der Kategorie Men's Physique. Ergo hat er viel Erfahrung mit Krafttraining und Ernährung. Diese gibt der 25-Jährige als (Online)-Coach weiter. Ausserdem modelt er zwischendurch, organisiert Partys und berät Unternehmen in Sachen Social Media.

Doch wer sich Silvio Senns Leben als unendlich langen Ferientrip am Strand, umgeben von aufgebrezelten Influencerinnen, vorstellt, der täuscht sich. Statt Sand, Strand und Cüpli heisst sein Alltag zig Coaching-Fragen und sonstige Mails beantworten und Social-Media-Kampagnen planen. Und das aktuell gar nicht mehr auf Ibiza.

Momentan hat er Spanien wieder verlassen, lebt seit einem halben Jahr in Dubai. Courant normal in seiner Branche. «Ich bin jetzt schon ein halbes Jahr hier und war genau zwei Tage am Strand, ohne zu arbeiten», erzählt Silvio.

Denn Silvio hat selbst an den schönsten Locations, oder gerade dort, immer den Finger auf dem Handy-Auflöser parat. Denkt nonstop an seine Insta-Follower, und mit was für einer Story er sie beglücken könnte. 

Die Social-Media-Welt steht nie still, ist ein 24-Hour-Job. Und raschelt es nicht regelmässig oft auf dem Account, geht man baden, also man geht in Ultraschall-Geschwindigkeit vergessen. Doch diese Gefahr herrscht momentan nicht beim TV-Auswanderer. 500 Whatsapps und ebenso viele Messages erreichen ihn über Instagram. 

Klingt stressig? Ist es auch. Nur im Gym kann der gelernte Töffmechaniker mal ein Stündchen abschalten. So lange dauert das tägliche Training. Me-Time, also Zeit für mich, nennt es Silvio selbst. 



Er liebt sein Leben, geniesst es in vollen Zügen. Gibt es auch etwas, das er als digitaler Nomade aus seiner Heimat vermisst? Schoggi, Bratwurst oder Chips? Silvio: «Nein, solche Dinge vermisse ich nicht. Ich habe auch Kontakt zu meiner Familie. Mit meiner Mom telefoniere ich täglich. Sie ist mein bester Freund.»

Doch wenn er im Ausland ist, merkt er, wie gut die Schweiz funktioniert und organisiert ist. Das Gesundheitswesen sei vielerorts eine Katastrophe. 

Und was für Träume hat ein Vielgereister wie Silvio noch? «Ich würde gern mit Mitte dreissig eine Familie gründen und dann Zeit haben für meine Familie. Das voll und ganz geniessen. Dafür arbeite ich jetzt Vollgas.»

Die Auswanderer-Serie «Adieu Heimat – Schweizer wandern aus» läuft jeweils donnerstags um 20.15 Uhr auf 3+.