Kolumne am Mittag Anne Hathaway – was soll man von ihr bloss halten?

Von Gil Bieler

23.4.2020

Anne Hathaway gibt dem Kolumnisten Rätsel auf.
Anne Hathaway gibt dem Kolumnisten Rätsel auf.
Bild: Keystone

Top oder Flop? Bei Filmen mit Anne Hathaway weiss man immer erst im Nachhinein, woran man ist. Leider.

Während die halbe Welt im Lockdown zu Hause hockt, schreibt Netflix Rekordzahlen. Dabei mag man sich ja gar nicht ausmalen, wie viele Stunden die Schweizerinnen und Schweizer während der Filmauswahl im unübersichtlichen Katalog des Streamingportals verplempert haben.

Bei vielen Schauspielern weiss man aber glücklicherweise mit der Zeit, was man von ihnen zu halten hat. In meinem Fall etwa gehören Jack Nicholson und Nicolas Cage zu den grossen Sympathieträgern: Ich kann die mir in jeder Rolle ansehen, sie retten selbst noch so maue Filme.

Auch bei Adam Sandler und Jennifer Aniston ist der Fall mittlerweile klar: Taucht jemand von beiden auf dem Filmposter auf, erspare ich mir das Werk ungesehen – das haben mich zu viele zu schlechte Komödien der beiden «Spassmacher» gelehrt.

Bei Anne Hathaway dagegen weiss ich auch nach zig Anläufen noch nicht recht, in welche Kategorie sie gehört: Ihre Filme können entweder ganz unterhaltsam oder reine Folter sein. Bloss zeigt sich das erst im Nachhinein.



Übrigens bin ich mit dem Problem dieser Hathaway’schen Ambivalenz nicht allein. Kennen Sie die Website «Rotten Tomatoes»? Dort werden Kritikerwertungen zu Filmen und Serien zusammengetragen. Das vermittelt selbst einem Laien wie mir einen ungefähren Überblick, wie die Fachpresse über Film X oder Serie Z urteilt.

Als ich kürzlich nach einem weiteren katastrophalen Film mit Anne Hathaway («The Last Thing He Wanted») perplex zurückblieb, suchte ich Rat beim allwissenden Kritikerportal. Und siehe da: Trotz Oscar und hochgejubelten Rollen baut sie offenbar tatsächlich enorm viele Flops.

Besagte Netflix-Katastrophe, deren Name hier nicht wiederholt werden soll, kommt etwa gerade einmal auf sechs Prozent positive Bewertungen. Sechs Prozent! Jede Kebabbude mit einer solch miserablen Bewertung auf Google müsste den Laden dicht machen!

Anschauen auf eigene Gefahr: «The Last Thing He Wanted» mit Anne Hathaway.

Youtube

Und nach weiterer ungeniessbarer Filmkost muss man in der Filmografie nicht lange suchen: Die Klamauk-Comedy «The Hustle» kommt auf mickrige 14 Prozent Zuspruch, der Mystery-Thriller «Serenity» auf 20 Prozent, und «Bride Wars», noch so eine Komödie, auf elf Prozent. Die Verfilmung von «Alice im Wunderland», in der die Actrice mich in der Rolle als Weisse Königin verzaubert hatte, schafft immerhin 51 Prozent positive Bewertungen. Puh.

Auch Jack Nicholson macht Fehler?

Aber je länger ich auf dieser Seite herumstöbere, desto grösser werden meine Zweifel. Selbst der von mir so geschätzte Altstar Jack Nicholson leistet sich manchen Faux-pas. Nur sieben Prozent Zuspruch für «Man Trouble» von 1992, lese ich da. Danke für die Warnung, ich lass die Finger davon.

Und auch «Anger Management» dümpelt bei 42 Prozent vor sich hin. Den fand zugegebenermassen auch ich grottig, schiebe das aber auf Nicholsons Co-Star ab: den unausstehlichen Adam Sandler. Man muss sich die Statistiken halt auch zurechtbiegen.

Wieso ich der talentierten Ms. Hathaway trotz regelmässiger Enttäuschungen immer wieder eine Chance gebe, weiss ich übrigens immer noch nicht. In Facebook-Deutsch ausgedrückt bedeutet das wohl: Es ist kompliziert. Aber nichts, was ein schlauer Algorithmus in ein paar Jahren nicht aus der Welt schaffen könnte.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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