Kolumne am Mittag «Ohne Bob Dylan wäre alles ganz anders gewesen»

Von Lukas Meyer

24.5.2021

Er prägt die Musikgeschichte seit den frühen 60er-Jahren und erhielt den Nobelpreis für Literatur. Heute feiert Bob Dylan seinen 80. Geburtstag.

Von Lukas Meyer

24.5.2021

Vor einem Jahr erschien «Rough and Rowdy Ways». Es war das 39. Studioalbum von Bob Dylan und enthielt unter anderem «Murder Most Foul», ein 17-minütiges Lied über die Ermordung von Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963 und das Lebensgefühl der Sixties in den USA. Damals war Dylan noch ganz am Anfang seiner Karriere.

1941 als Robert Allen Zimmerman in Minnesota geboren, trat er ab den späten 50er-Jahren mit Gitarre und Mundharmonika als Bob Dylan auf. Das Studium an der Universität von Minnesota brach er 1960 ab und zog nach New York. In den Clubs im legendären Greenwich Village machte er sich schnell einen Namen als Folk-Sänger, schrieb eigenes Material und wurde von einer Plattenfirma unter Vertrag genommen.

1962 erschien sein erstes Album «Bob Dylan», das erst zwei Eigenkompositionen erhielt. Auf seinem zweiten Album «The Freewheelin’ Bob Dylan» waren bereits Klassiker wie «Blowin’ in the Wind» und «Don’t Think Twice, It’s All Right» enthalten, und Dylan stieg zu einem Star der Folk-Szene auf.

«Blowin' in the Wind» ist eines von Bob Dylans frühesten und bekanntesten Liedern.

Youtube/Bob Dylan

Diese erschütterte er, als er bei einem Konzert 1965 zur elektrischen Gitarre griff – ein Sakrileg für die Puristen. So verlor er viele alte Fans, gewann aber zahlreiche neue und wurde zum Pionier des Folk-Rocks und zu einem der einflussreichsten Musiker der 60er und folgenden Jahre. Mit Alben wie «Highway 61 Revisited» oder «Blonde On Blonde» schrieb er Musikgeschichte – und blieb dabei nie stehen. Seine nasale Stimme blieb unverkennbar, die Instrumentierung ähnlich, doch als Person machte er viele Wandlungen durch und blieb auch für seine Fans ein Mysterium.

Doch seine Bedeutung ist unumstritten. «Ohne Bob Dylan wäre alles ganz anders gewesen», sagt etwa seine Kollegin und ehemalige Partnerin Joan Baez. Die Texte seiner Lieder seien Wegbereiter für grosse gesellschaftliche Veränderungen gewesen. Auch Elton John findet, Dylan habe nie seine Leidenschaft verloren: «Er ist jetzt 80 Jahre alt und immer noch so gut wie in den 1960ern, aber auf völlig andere Weise.»

Das Lied «Subterranean Homesick Blues» war auf Dylans erstem elektrischen Album und erhielt einen ikonischen Videoclip.

Youtube/Bob Dylan

2016 erhielt er schliesslich den Literaturnobelpreis – er habe «neue poetische Ausdrücke» in der «great American song tradition» gefunden, argumentierte das Komitee. Zwar hatte er unabhängig von seinen Liedern Texte geschrieben und publiziert und er war immer wieder als Kandidat für den Preis gehandelt worden, aber es war doch eine aufsehenerregende Wahl. Noch nie hatte ein Musiker den Preis bekommen. Eine Kontroverse gab es auch darum, dass Dylan nicht selber nach Stockholm reiste, um seinen Preis abzuholen.

Am Pfingstmontag des Jahres 2021 wird Bob Dylan 80. So unermüdlich wie er Lieder schreibt und Alben aufnimmt, spielt er auch Konzerte auf der ganzen Welt. Seit 1988 ist er auf der «Never Ending Tour», die letzten geplanten Konzerte in Japan mussten im April 2020 aus bekannten Gründen aber abgesagt werden.


Regelmässig gibt es werktags um 11.30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.