Britney Spears «Ich verdiene es, ein Leben zu haben»

dpa

24.6.2021 - 09:57

Dieser Auftritt von Britney Spears schockiert: Per Telefon im Gericht erhebt die Sängerin schwere Vorwürfe gegen ihre Familie und Betreuer. Sie fordert das Ende ihrer fast 13-jährigen Vormundschaft. Unter anderem werde sie gezwungen, zu verhüten.

24.6.2021 - 09:57

Britney Spears hat ein Ende der Vormundschaft gefordert, mit der seit 2008 ihr Leben und ihre Finanzen kontrolliert werden. «Ich will mein Leben zurück», sagte die 39-Jährige, die sich gestern, Mittwoch, in Los Angeles erstmals bei einer öffentlichen Gerichtsanhörung zu der Vormundschaft äusserte. Sie sagte der Richterin, sie fühle sich durch die Regeln der Vormundschaft, die ihr Vater James Spears und andere ihr auferlegen, demoralisiert und regelrecht wie eine Sklavin. Unter anderem werde sie gezwungen, zu verhüten.

«Diese Vormundschaft schadet mir weit mehr als sie mir guttut. Ich verdiene es, ein Leben zu haben», sagte Spears. Es geht in der Sache um viel Geld. Gerichtsunterlagen zufolge beläuft sich das Vermögen von Spears auf mehr als 50 Millionen Dollar. Die Anwälte ihres Vaters argumentieren, dass die 39-Jährige weiterhin um ihr Geld betrogen und manipuliert werden könne, wenn man sie in die Selbstständigkeit entlasse. Richterin Brenda Penny dankte der Sängerin für ihre «mutigen Worte». Bis eine endgültige Entscheidung über ein mögliches Ende der Vormundschaft fällt, dürfte es aber noch einige Zeit dauern.



Spears war 2008 unter Vormundschaft gestellt worden, weil sie an psychischen Problemen litt. Die Sängerin räumte einst ein, dass sie das anfangs vor finanziellem Ruin gerettet habe und ihr geholfen habe, erfolgreich zu bleiben. Doch die Tatsache, dass sie sich danach über viele Jahre nicht öffentlich geäussert habe, bedeute nicht, dass sie mit ihrer Situation einverstanden sei, sagte sie am Mittwoch. «Ich habe gelogen und der ganzen Welt gesagt: ‹Es geht mir gut, ich bin glücklich.› Ich habe die Augen vor der Wahrheit verschlossen, ich stand unter Schock. Ich bin traumatisiert.»

In den vergangenen 13 Jahren waren kaum Details der Regeln der Vormundschaft nach aussen gedrungen. Spears sagte, sie wolle ihren Freund Sam Asghari heiraten und ein weiteres Kind bekommen. Die Vormundschaft erlaube ihr das aber nicht. Sie werde gezwungen, zu verhüten. Ja, sie dürfe nicht einmal mit Sam in einem Auto sitzen. «Alles, was ich will, ist, mein eigenes Geld zu besitzen, und dass das aufhört und dass mein Freund mich in seinem Scheissauto fahren darf», sagte sie in ihrer mehr als zwanzigminütigen Aussage. Ihre Eltern, Fans und Journalisten konnten per Audio-Livestream mithören.

Besonders ihren Vater James griff sie an. Er habe sie nach einer Reihe psychologischer Tests, die sie nicht bestanden habe, in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen. «Ich habe am Telefon eine Stunde lang geweint und er hat jede Minute davon geliebt», sagte Spears. «Er liebte die Kontrolle, seiner eigenen Tochter Schmerzen zuzufügen, 100'000 Prozent.» Die Anwältin von James Spears erklärte, diesem tue es sehr leide, dass seine Tochter leide. «Herr Spears liebt seine Tochter und vermisst sie sehr.»



Unter anderem sagte Spears, nachdem Proben für eine geplante Show in Las Vegas 2019 gestoppt worden seien, habe sie gegen ihren Willen Lithium nehmen müssen. Dabei sei sie lediglich nicht mit einem Teil der Choreografie einverstanden gewesen. «Ich bin nicht hier, um die Sklavin von irgendjemandem zu sein», sagte Spears. «Ich kann Nein zu einem Tanzmove sagen.» Dass die Show in Las Vegas, die unmittelbar auf eine Tour folgte, am Ende abgesagt wurde, habe ihr eine grosse Last von den Schultern genommen. Seither ist sie weder aufgetreten, noch hat sie Lieder aufgenommen.

Vor dem Gericht hatten sich mehr als 100 Anhänger der sogenannten #FreeBritney-Bewegung versammelt. Sie hielten Schilder hoch, auf denen stand «Befreit Britney jetzt!» und «Raus aus Britneys Leben!».

dpa