58. Solothurner Filmtage Bundesrat Berset eröffnet Filmfestival via Grussbotschaft

zm, sda

18.1.2023 - 19:33

Monica Rosenberg, rechts, und Niccolò Castelli, Co-Leitung Solothurner Filmtage, haben in ihrer Eröffnungsrede die Gründe dafür genannt, warum oft Kino wertvoller ist als der Filmgenuss auf dem Sofa.
Monica Rosenberg, rechts, und Niccolò Castelli, Co-Leitung Solothurner Filmtage, haben in ihrer Eröffnungsrede die Gründe dafür genannt, warum oft Kino wertvoller ist als der Filmgenuss auf dem Sofa.
Keystone

Obwohl Bundespräsident Alain Berset seinen Besuch kurzfristig absagen musste, eröffnete er die 58. Solothurner Filmtage mit einem persönlichen Grusswort. Via Videobotschaft äusserte er sein Bedauern darüber, die ihm «so liebe Tradition» unterbrechen zu müssen.

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Weil die Schneeverhältnisse am Mittwochabend den Helikopterflug vom WEF nach Solothurn verunmöglichten, hielt Carine Bachmann, Direktorin des Bundesamts für Kultur (BAK), die Eröffnungsrede anstelle des Kulturministers. Sie lobte die Schweiz, die zurecht Stolz auf ihr Filmschaffen sein könne, und betonte die zunehmende Präsenz heimischer Produktionen an internationalen Festivals.

Im Weiteren würdigte sie das Kino als einen «Ort der Begegnung und des Austauschs», eine Gelegenheit, von einer verstörenden Welt Abstand zu nehmen und sich darüber Gedanken zu machen. Ihre spontane Grussrede harmonierte mit der Begrüssung durch Niccolò Castelli, der die Solothurner Filmtage zum ersten Mal mit Co-Leiterin Monica Rosenberg verantwortet.

Castelli hatte die Anwesenden zuvor gefragt, warum sie überhaupt nach Solothurn gereist seien, wo es doch heutzutage kaum noch Sinn mache, für einen Film das Haus zu verlassen. Er kam zu dem Schluss, dass die volle Reithalle der Tatsache zu verdanken sei, dass «das Kino einer der wenigen Orte ist, an denen wir unser Smartphone ausschalten». An denen man «Zeit der Einkehr» finde, das Chaos draussen lassen könne.

Spiegel der Welt

Die Solothurner Filmtage wollen einmal mehr nicht nur eine aktuelle Werkschau des Schweizer Films, sondern auch ein Spiegel der Welt sein. Themen wie der Krieg, der Kampf für Menschenrechte, die Demokratie sowie die Umwelt stehen im Fokus 58. Ausgabe, die am 25. Januar mit der Preisverleihung zu Ende geht.

«Die Filme wollen eine Rolle in der Gesellschaft spielen», sagte Castelli schon bei der Programm-Medienkonferenz im vergangenen Dezember. Den Regisseurinnen und Regisseuren gehe es darum, «die Finger in die Wunden zu legen».

Im Interview mit Keystone-SDA am Tag vor der Eröffnung fügte der künstlerische Leiter, der auch Filmemacher ist ("Atlas"), dies weiter aus, indem er sagte, dass er «eine grössere Sensibilität für Filme in anderen Sprachen und von Minderheiten, die sich ausdrücken wollen» einbringen werde.

«Die neuen Filmemacherinnen und Filmemacher, die zwischen 25 und 40 Jahre alt sind, haben oft mindestens die Hälfte ihrer Wurzeln im Ausland», erklärte er. Indirekt werde das Schweizer Kino dadurch «ein bisschen internationaler».

Viele Spielfilme

Besonders auffallend sind in diesem Jahr die hohe Anzahl Spielfilme sowie Geschichten über starke Frauenfiguren und die Generationenfrage. Die schweizerisch-ägyptische Koproduktion «Big Little Women» von Nadia Fares etwa behandelt den generationenübergreifenden Kampf von Frauen gegen patriarchalische Verbote, während «Trained To See – Three Women And The War» von Luzia Schmid drei Kriegsreporterinnen im 2. Weltkrieg porträtiert.

Sieben von den insgesamt 217 selektionierten Werken (eingereicht wurden 642) wurden für den Prix de Soleure, den mit 60'000 höchstdotierten Filmpreis der Schweiz, nominiert. In dieser Auswahl sind allerdings die Dokumentarfilme (5) in der Überzahl.

Auf eine solche Auszeichnung hoffen dürfen neben «Big Little Women», «Trained To See – Three Women And The War», dem Eröffnungsfilm «This Kind Of Hope» von Pawel Siczek auch «The Land Within» von Fisnik Maxville, «The Curse» von Maria Kaur Bedi und Satinder Singh Bedi, «The DNA of Dignity» von Jan Baumgartner und «Until Branches Bend» von Sophie Jarvis.

Die Sektion Opera Prima, in der sieben Erstlingswerke im Langfilmbereich ausgezeichnet werden, zeigt laut Castelli «ein Bedürfnis junger Filmemacherinnen und Filmemacher, nach der Pandemie nach Beziehungen zu suchen». Als Beispiel dafür nennt er «Réduit» von Leon Schwitter, ein Spielfilm über einen Vater und einen Sohn, die sich im Urlaub in den Bergen besser kennenlernen.

Im Weiteren sind auch «El agua» von Elena López Riera, «Foudre» von Carmen Jaquier, «Peripheric Love» von Luc Walpoth, «Polish Prayers» von Hanna Nobis, «The Deminers» von Michael Urs Reber und «Theory of Change» von Dennis Stauffer für den mit 20'000 Franken dotierten Preis nominiert.