Reality-TV Die «Dschungelshow» startet, aber 2021 ist alles anders

dpa/che

15.1.2021 - 10:28

Das Tiny-House wird vor dem Gebrauch jeder Gruppe desinfiziert.
Das Tiny-House wird vor dem Gebrauch jeder Gruppe desinfiziert.
TVNOW / Stefan Gregorowius

Das Dschungelcamp war eine der letzten Konstanten im TV: Das Jahr begann – und in Australien entfachten gescheiterte C-Promis ein Lagerfeuer. Wegen Corona geht das 2021 nicht. RTL wagt das Experiment, dennoch eine Art Dschungel zu senden. Was bleibt 2021 gleich, was wird anders? Ein Überblick.

Man hat es fast vergessen, aber vor ziemlich genau einem Jahr begann das Dschungelcamp inmitten einer grossen Krise. In Australien – dem Land, in dem RTL seine Promis traditionell bei Reis und Regen darben lässt – wüteten verheerende Buschbrände.

Gesendet wurde trotzdem aus Down Under, weil der Sender einen Weg fand, angemessen mit der Situation umzugehen. Man konnte denken: Wenn selbst ein Höllen-Feuer das grösste Reality-Format Deutschlands nicht aufhalten kann, was dann? Heute kennt man die Antwort: Corona.

Weil RTL seine Leute in Pandemie-Zeiten nicht an das andere Ende der Welt schicken will, bleibt das Plumpsklo im fernen Dschungel 2021 ungenutzt. Gesendet wird stattdessen aus der Nachbarschaft – aus Deutschland und aus einem Studio. In der Summe bedeutet das: Das Dschungelcamp, eine Art Urmutter des Trash-TVs, bekommt einen Abkömmling. Das neue Format heisst auch anders: Aus «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» wird «Ich bin ein Star – Die grosse Dschungelshow». Los geht es heute Freitag, 15. Januar, 22.15 Uhr, RTL.

Und das sind die Fakten

In der Show wird im Gegensatz zu den Vorjahren kein «Dschungelkönig» gesucht. Stattdessen vergibt RTL ein «Goldenes Ticket», das seinen Inhaber befähigen soll, 2022 um den Gaga-Titel mitzuspielen. Sprich: Der Gewinner der «Dschungelshow» fährt zum nächsten regulären Dschungelcamp. Der Modus erinnert an den Fussball: Wer Meister werden will, muss sich zum Aufstieg durch die zweite Liga ackern. Wer boshaft ist, könnte den Zweite-Liga-Vergleich auch auf die Kandidaten-Liste ausweiten. Dazu aber später mehr.

Dschungel-Feeling will RTL dennoch aufkommen lassen – auch mit dem Personal. Der beliebte Dschungel-Doktor «Dr. Bob» – eigentlich kein Doktor, sondern gelernter Rettungssanitäter – wurde speziell für die Show eingeflogen. Die Camp-Präsentatoren Sonja Zietlow (52) und Daniel Hartwich (42) moderieren zudem «live in einem Studio voller Palmen und Grünpflanzen», wie RTL-Unterhaltungschef Markus Küttner erklärt. Zudem gebe es Talks mit alten Dschungelstars und Rückblicke auf die vergangenen Staffeln. «Mehr Dschungelgeist geht eigentlich nur im Dschungel selbst», sagt Küttner. Auch bei den Prüfungen ist davon auszugehen, dass würdige Nachfolger für Disziplinen wie Känguru-Hoden-Verspeisen oder Fleischabfall-Wühlen gefunden werden.



Auf konservative Dschungelcamp-Fans dürften dennoch schwere Stunden zukommen. Die Promis leben zwar tatsächlich während der Show auf einem Studiogelände in Hürth bei Köln, wie man aus informierten Kreisen hört. Aber: Es ist eben kein Freiluft-Dschungel. Hinzu kommt, dass die Magie des Formats im klugen Kandidaten-Casting steckt.

Der RTL-Dschungel war immer dann gut, wenn die Planstellen gut besetzt waren – vom hitzigen Altvorderen (Mathieu Carrière, Winfried Glatzeder) über das leidende Jung-Model (Larissa Marolt, Gisele Oppermann) bis hin zur Schlagergrösse, die viel von früher fabuliert (Bata Illic, Gunter Gabriel).

Insofern ist das Casting für die «Dschungelshow» noch eine Wundertüte. D-Promis wie ein Nico Schwanz oder der Hochzeitsplaner Froonck Matthée waren zwar schon immer das Schmiermittel des Formats – diesmal wird man von D-Prominenz aber nahezu erdrückt.

Viele Kandidaten sind maximal tiefen Kennern des Reality-Genres ein Begriff («Bachelorette»-Kandidat Filip Pavlovic, «Germany's Next Topmodel»-Kandidatin Zoe Saip, «Temptation Island»-Kandidatin Christina Dimitriou). Den Alt-Star gibt Bea Fiedler, die früher in Nacktkomödien wie «Eis am Stiel 4 – Hasenjagd» zu sehen war. Damit ist der Begriff «Alt-Star» sehr weit gedehnt. Die grösste Aufregung verursachte Dragqueen Nina Queer, allerdings im negativen Sinne: RTL schmiss sie mit Verweis auf eine Selbstbeschreibung als «Hitler-Transe» schon vor dem Start wieder raus.

Zugleich gilt, dass sich im Dschungel schon oft die schönsten Geschichten um die vermeintlichen Nobodys rankten. Darauf verweist auch RTL-Unterhaltungschef Küttner. «Wer hätte seinerzeit gedacht, dass Sarah Knappik, Evelyn Burdecki oder Joey Heindle so unterhaltsam werden, wenn sie im Dschungelcamp sitzen?!», fragt er. «Also bleibt abzuwarten, wie sich der Cast in dieser neuen Show schlägt.»

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dpa/che