Kolumne am Mittag Liebe Autofahrer, diese Frau will Paris zum Velo-Paradies machen

Von Bruno Bötschi

22.3.2021

«Wir möchten Menschen bewegen und nicht Autos»: Anne Hildago, Bürgermeisterin von Paris.
«Wir möchten Menschen bewegen und nicht Autos»: Anne Hildago, Bürgermeisterin von Paris.
Bild: Getty Images

Velo-Schnellstrassen, verkehrsberuhigte Zonen, Autos aus der Stadt verbannen: Bürgermeisterin Anne Hidalgo will Paris zu einem Velo-Paradies machen. Jetzt stellen sich die ersten Erfolge ein.

Von Bruno Bötschi

22.3.2021

Paris ist die Stadt der Liebe. Paris ist die Stadt der Mode. Paris ist die Stadt der Bistros. Und Paris könnte schon bald zum Paradies für Velofahrerinnen und -fahrer werden – zumindest, wenn es nach den Ideen von Bürgermeisterin Anne Hildago geht.

Ihr Pläne sind ambitioniert. Bis in drei Jahren sollen alle Strassen der Stadt an der Seine eine Spur für Velos haben. Dazu plant die sozialistische Politikerin, die seit 2014 die Geschicke der Stadt leitet, ein Netz von Velo-Schnellstrassen-Verbindungen quer durch die Cité und 100'000 Velo-Parkplätze.

Lanciert hat Hidalgo ihre Verkehrsinitiative vor den Wahlen im vergangenen Sommer. Wahlkampf-Termine bestritt die 61-Jährige damals oft auf zwei Rädern, während sie das Velo «als Zeichen der umweltpolitischen Wende in Paris» lobte.

Paris entschied sich in der Folge für den Wandel auf zwei Rädern, und blieb seiner Bürgermeisterin treu. Mit fast 50 Prozent der Stimmen wurde Hidalgo im Amt bestätigt.

Autoverkehr sinkt erstmals seit 1940

Wer Hidalgos Vision vor dem Urnengang vielleicht als Wahlkampf-Taktik mit grünem Anstrich abtat, wird nun eines Besseren belehrt. Der velofreundliche Umbau des Pariser Strassennetzes wirkt Wunder: Erstmals seit 1940 sinkt der Autoverkehr in der Stadt.

Und Paris steht mit der Initiative für mehr Platz für die Zweiräder nicht allein da. Auch andere europäische Grossstädte, die während der Pandemie ihre Infrastruktur für den Velo- und Fussverkehr verbessert haben, etwa durch sogenannte Pop-up-Wege, erlebten eine überproportionale Zunahme an Velo- und Fussverkehr.



In der spanischen Hauptstadt Madrid wurden in den letzten Monaten 29 Fussgängerzonen eingerichtet. Und in Brüssel, Mailand, Edinburgh, Berlin und Paris wurden bis zu sage und schreibe 66 Prozent Steigerung des Veloverkehrs gemessen. Zugleich fuhren entlang der neuen Pop-up-Wege deutlich weniger Autos.

Menschen bewegen, nicht Autos

Hildagos velofreundlichen Pläne für Paris erledigen zudem zwei Fliegen auf einen Schlag: Der Umbau der Strassen schützt das Klima und erhöht gleichzeitig die Lebensqualität in der Stadt.

Und so wundert es denn auch nicht, dass die Bürgermeisterin bereits weitergehende Pläne  schmiedet: Bis 2024 sollen die Diesel-Fahrzeuge aus Paris verschwinden, bis 2030 die Benziner.

Mit diesen Massnahmen will sie ihrem grossen Ziel ein weiteres Stück näherkommen: der 15-Minuten-Stadt. Das heisst, alle Bewohnerinnen und Bewohner von Paris sollen ohne Auto Läden und Restaurants innert einer Viertelstunde erreichen können.

«Wir möchten Menschen bewegen und nicht Autos», sagt Anne Hildago. Und das ist gut so.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.