Hauptsache Fussball Spielfreier Abend? Nicht mit diesen Filmen

Von Lukas Rüttimann

4.7.2021

Fussballfilme haben einen miesen Ruf. Zu Unrecht – vor allem in letzter Zeit sind packende Dokumentationen und Filme mit Tiefgang entstanden, wie unsere Auswahl zeigt.

Von Lukas Rüttimann

Auch Fussballfilme werden erwachsen. Langweilige Sportler-Interviews, stundenlange Fachsimpeleien, grobkörniges Archivmaterial und platte Heldenverehrung haben ausgedient. Längst tauchen aufwendig produzierte Filme, unterhaltsame Serien und spannende Dokumentarfilme tief hinein in die Faszination Fussball – und scheuen auch nicht davor zurück, Tabus zu thematisieren. Hier sind fünf Tipps für einen etwas anderen Fussballabend.

«Schwarze Adler» (2021) – die brandaktuelle Rassismus-Dok

Nicht erst seit englische Fussballspieler vor dem Anpfiff in die Knie gehen, ist das Thema Rassismus im Fussball allgegenwärtig. Im Dokfilm «Schwarze Adler» (Amazon Prime, ZDF) erzählen afrodeutsche Fussballprofis über Anfeindungen und Ausgrenzung. Stars wie Otto Addo, Gerald Asamoah, Cacau, Jimmy Hartwig, Steffi Jones oder Patrick Owomoyela sprechen offen über ihre Erfahrungen – und Zeiten, in denen Bezeichnungen wie «schwarze Perle» ganz normal waren. Etwa bei Erwin Kostedde, der 1974 als erster schwarzer Spieler in der deutschen Nationalmannschaft debütierte. Ein sehenswerter und wichtiger Dokfilm.

«Il Divin Codino» (2021) – der Mensch hinter dem «Zöpfchen»

Auch Netflix hat die Faszination Fussball entdeckt. Die italienische Netflix-Produktion «Il Divin Codino» ist ein biografischer Spielfilm über Italo-Legende Roberto Baggio, der von Andrea Arcangeli («Romulus») überzeugend dargestellt wird. Allerdings konzentriert sich der Film vor allem auf den Menschen Roberto Baggio und lässt wichtige Stationen seiner Fussballerkarriere (Wechsel zu Juventus, Zeit bei Milan, WM 98) einfach aussen vor. Das muss man vorher wissen, sonst zeigt man dem Streifen vorschnell die Rote Karte.

«Being Mario Götze» (2018) – das Portrait mit Tiefgang

Tragischer Held oder grösstes Missverständnis im deutschen Fussball? Mario Götze, Siegtorschütze für die Deutschen im Final bei der WM 2014 bleibt für viele ein Rätsel. Licht ins Dunkle bringt der Dokfilm «Being Mario Götze» (DAZN), der den beschwerlichen Weg des Mittefeldspielers zurück an die Weltspitze zeigt. Dabei werden auch heikle Themen wie seelische Tiefs oder Götzes Stoffwechselerkrankung offen angesprochen und die oft menschenverachtenden Mechanismen im modernen Fussball hinterfragt. Das macht «Being Mario Götze» zu einem einfühlsamen und erkenntnisreichen Film nicht nur für Fussballfans.

«Ted Lasso» (2020) – die Serie mit Feelgood-Garantie

Fussball und Humor, das passt nicht? «Ted Lasso» (Apple TV) liefert den Gegenbeweis. Als naiv-charmanter US-Football-Coach mischt «Saturday Night Live»-Star Jason Sudeikis in der Titelrolle die englische Premier League auf. Ein garantiertes Feelgood-Erlebnis in zehn Folgen, bei dem der Fussball zwar nicht immer im Mittelpunkt steht, mit süffisanten Seitenhieben – etwa gegen CR7 oder ManUnited-Raubein Roy Keane – aber immer am Ball bleibt. Die zweite Staffel von «Ted Lasso» sollte in den nächsten Wochen erscheinen.

«Mario» (2018) – der Schweizer Spielfilm über ein Tabu

Homosexualität ist das grösste Tabuthema im Fussball. Offen homosexuelle Profis wie der Deutsche Ex-Internationale Thomas Hitzlsperger lassen sich an einer Hand abzählen. Der Schweizer Regisseur Marcel Gisler inszenierte mit «Mario» (SRF, VoD) einen Film über Männerliebe im Fussball, bei dem sich die beiden Hauptdarsteller Aaron Altaras und Max Hubacher Bestnoten abholen. Ein stiller und dennoch sehr wuchtiger Film auf und neben dem Rasen, bei dem auch mitreissende Fussballszenen nicht zu kurz kommen.