Schöne neue WeltGestreamte Konzerte – Notlösung oder neuer Trend?
Von Lukas Rüttimann
29.3.2020
In Corona-Zeiten sind gestreamte Konzerte das Ding der Stunde. Immer mehr Künstler übertragen ihre Gigs via Instagram oder Youtube in die gute Stube. Und der Trend hat das Potential, die Pandemie zu überdauern.
Metallica waren schon immer eine Band, die sich leidenschaftlich um ihre Fans gekümmert hat. Kein Wunder also, machen sich die Kalifornier auch in der aktuellen Coronakrise Sorgen um das Wohlergehen ihrer isolierten Anhänger.
«Bevor ihr euch durch die ganze Netflix-Videothek binge-watched, haben wir etwas für euch», schrieb die Band Anfang dieser Woche auf ihren Social-Media-Kanälen. «Wir stellen euch hiermit unsere brandneue Konzertserie vor: Die #MetallicaMondays gibt’s ab sofort live auf unserem Youtube-Kanal und auf Facebook».
Need to take a break from Netflix before you binge-watch the entire library? Introducing our brand new concert series: #MetallicaMondays, debuting tonight on our YouTube channel and on Facebook!
Metallica-Fans können sich nun also jeden Montag eine zuvor mitgeschnittene Live-Show in die gute Stube streamen. Den Anfang machte diese Woche das Konzert im irischen Meath, wo die Thrash-Helden im Juni 2019 beim Slane Castle vor mehreren zehntausend Musikfans spielten. Das ist zwar kein Ersatz für ein echtes Konzert, doch der Quasi-Lockdown fällt einem mit solchen Aktionen gleich ein wenig leichter.
Alle sind am Streamen
Metallica sind nicht die einzige Band, die ihren Fans mit einem Live-Konzert etwas Gutes in dieser schwierigen Zeit tun möchte. Der Musiksender MTV etwa hat eigens eine Wohnzimmer-Konzertreihe ins Leben gerufen, in der Rock- und Pop-Grössen wie beispielsweise CCR-Frontmann John Fogerty oder Beach-Boys-Kopf Brian Wilson Konzerte bei sich zuhause spielen und per Stream der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Dabei können sogar ähnlich intime Momente wie an einem regulären Live-Gig entstehen. «Das sind schwierige Zeiten und niemand weiss genau, wie lange es dauern wird. Aber je besser wir uns an die Vorschriften halten, desto eher ist es vorbei», richtet etwa John Fogerty eindringliche Worte an sein Publikum, bevor er – unter den gestrengen Augen seines Hundes – zum CCR-Klassiker «Have You Ever Seen The Rain» in die Saiten haut.
Ganz modern: CCR-Frontmann John Fogerty spielt via Stream für seine Fans.
Rolling Stone
Auch das Jazzfestival Montreux, das Stand heute in diesem Sommer nach wie vor stattfinden sollte, stellt sein imposantes Konzertarchiv für die nächsten 30 Tage als Streams zur Verfügung. Und das kostenlos. Legendäre Auftritte von Stars wie Ray Charles, Wu-Tang Clan, Johnny Cash, Nina Simone, Marvin Gaye, Deep Purple, Carlos Santana und viele andere mehr sind im Streaming-Angebot des Festivals erhältlich.
Das Schweizer Radio und Fernsehen schliesslich hat sogar eine eigene Streaming-Datenbank eingerichtet und bietet diverse Wohnzimmer-Konzerte von Schweizer Acts an. «Musikerinnen und Musiker landauf landab spielen Streaming-Konzerte oder machen wie Vincent Gross gleich eine kleine Anti-Corona-Blues-Tournee durch die Wohnung – vom Bett bis auf den Balkon», teilt der Sender mit.
Gestern hat SRF zudem ein Live-Konzert aus dem menschenleeren Hallenstadion übertragen, mit Acts wie Loco Escrito, Seven, Gotthard, Baze oder Heidi Happy. Mitfiebern konnte man auf SRF3 oder SRF – oder eben per Livestream auf der Website Alleswirdgut.live.
Mehr als nur eine Notlösung?
Dass ein Konzert ohne Zuschauer das Live-Erlebnis nicht ersetzen kann, steht trotz allem ausser Frage. Viele Künstler machen denn auch keinen Hehl daraus, dass das Angebot vor allem eine Notlösung in einer besonderen Situation ist. Doch für den Zuschauer haben gestreamte Konzerte durchaus Vorteile: Beispielsweise nimmt einem niemand die Sicht auf die Bühne, man kann jederzeit aufs Klo, Essen und Trinken gibt’s frei Haus, und einen besonders schönen Moment kann man sich in aller Ruhe noch einmal schauen.
Auch deshalb sind gestreamte Konzerte durchaus ein Trend für die Zukunft. Gigs, die direkt via Instagram, Twitter, Facebook oder Twitch übertragen werden, sind denn auch mehr als nur ein Live-Erlebnis ab Konserve. Die englische Popsängerin L Devine etwa verlegte ihre wegen der Corona-Situation abgesagte Tournee kurzerhand auf Social Media und absolvierte eine sogenannte «URL-Tour».
«Hey Instagram, wie gehts euch?!», klingt es dann auf ihrem Kanal, während sie ihre Songs genau so spielt, als stände sie auf der Bühne. Und die Fans dürfen mit Kommentaren und Emoticons für einen Applaus der speziellen Sorte sorgen. Ohnehin ist die Interaktion via Social Media das A und O bei Popstars in Pandemie-Zeiten. Bei der britischen Electro-Musikerin Hana etwa konnten ihre Anhänger via Social Media gleich live zuschauen, wie ein neues Album entsteht.
Hana lässt die Fans sogar bei der Entstehung ihres Albums zusehen.
Youtube
Für die Generation Netflix ist das durchaus reizvoll. Man muss das Haus nicht verlassen und sitzt trotzdem in der ersten Reihe. Und das wörtlich, denn das Gefühl, seinem Star ganz nahe zu sein und ihn sozusagen für sich allein zu haben, kann ein reguläres Konzerterlebnis so meist nicht bieten.
Zudem wird der gestreamte Event nicht selten zum Meet & Greet, weil sich die Künstler auf Instagram und Co. sehr privat zeigen und auf Kommentare der Fans eingehen. So ist es auch kein Wunder, dass ein Konzert der US-Hardcoreband Code Orange vergangene Woche von über 13’000 Fans auf Twitch gestreamt wurde. Was in etwa dem Zuschaueraufmarsch im vollen Hallenstadion entspricht.
Klar – wir alle freuen uns darauf, wenn man endlich wieder an Konzerte gehen kann, mit Freunden fachsimpeln und ein Bier trinken darf. Doch ob beispielsweise die Sommerfestivals dieses Jahr stattfinden können, weiss Stand heute niemand. Allzu gut sieht es derzeit sicher nicht aus, und als Lückenbüsser können gestreamte Konzerte die nächsten Tage und Wochen zumindest ein weniger erträglicher machen.
Ob sie auch eine Alternative sind, wenn Metallica und Co. die Boxen wieder live erdröhnen lassen, wird sich zeigen müssen.
«Slaaaaaayeeeeer!» Wenn Fans von Heavy-Metal-Musik einen Luxusdampfer entern, entsteht ein ungewohntes Bild.
Bild: Tom Couture/70'000 Tons
Schliesslich denkt man bei Kreuzfahrtschiffen eher an gediegenes Ambiente statt an langhaarige Rocker.
Bild: 70'000 Tons of Metal
Mit einer Horde Metal-Fans an Bord sieht das dagegen eher so aus. Seit 2011 sticht dieses Kreuzfahrt-Festival alljährlich in Fort Lauderdale, Florida, in See.
Bild: 70'000 Tons of Metal
70'000 Tons of Metal nennt sich der laute und bierselige Spass. Gründer ist Andy Piller, der Schweizer und deutscher Doppelbürger ist.
Bild: 70'000 Tons of Metal
60 Bands sorgen dafür, dass die rund 3'000 Fans aus aller Welt etwas auf die Ohren bekommen. 2019 waren über 70 Nationalitäten an Bord vertreten.
Bild: Tom Couture/70'000 Tons
Festival-Gründer Andy Piller spricht nicht ohne Stolz von «den vereinten Nationen des Heavy Metal».
Bild: Jens Hecker/70'000 Tons
Hauptattraktion ist die Bühne auf dem Pooldeck, wo es bis in die Nacht hoch her geht.
Bild: Kabo Photografix/70'000 Tons
Headbanging im Pool während eines Konzerts? Hat was.
Bild: Stagepix.de/70'000 Tons
Wer will da überhaupt an Land gehen? Und wenn, dann sicher nicht ohne Bier!
Bild: 70'000 Tons of Metal
Im Januar 2020 geht 70'000 Tons of Metal in die bereits zehnte Runde. Hatte Piller diesen Erfolg erwartet?
Bild: Chris Joao/70'000 Tons of Metal
Das Ganze habe zwar als Bieridee begonnen, sagt Piller. Doch: «Man investiert nicht Jahre seines Lebens in etwas, ohne davon überzeugt zu sein.»
Bild: 70'000 Tons of Metal
Pillers schwimmendes Metal-Festival ist übrigens nicht das einzige, war aber gemäss Eigenwerbung das erste seiner Art.
Sean «Diddy» Combs: 120 weitere mutmassliche Opfer?
New York/Houston, 02.10.2024:
MISSBRAUCH, DROHUNGEN, SEX-PARTYS:
Sean «Diddy» Combs ist mit schweren Anschuldigungen konfrontiert
COMBS PLÄDIERT AUF NICHT SCHULDIG
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doch jetzt melden sich 120 weitere mutmassliche Opfer
ANWALTSKANZLEI IN HOUSTON:
Man vertrete 120 Menschen – 60 Frauen und 60 Männer – mit Vorwürfen gegen Combs
Zu den Anschuldigungen gehören unter anderem sexuelle Übergriffe und Misshandlungen, auch von Minderjährigen
«PUFF DADDY», «P. DIDDY», «DIDDY»
Seit rund zwei Wochen sitzt er wegen Sexhandel und organisierte Kriminalität in Untersuchungshaft
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