Kolumne am Mittag Herr Schneider und sein Doppelgänger aus dem Tessin

Von Max Hugelshofer

10.4.2021

Keine Zwillinge, aber trotzdem viele Gemeinsamkeiten: Fabrizio Bacciarini (links) und Gernot Schneider.
Keine Zwillinge, aber trotzdem viele Gemeinsamkeiten: Fabrizio Bacciarini (links) und Gernot Schneider.
Bild: mh

Der Aargauer Gernot Schneider findet im Verzascatal seinen 40 Jahre jüngeren Doppelgänger – dank einer Inseratekampagne der Schweizer Berghilfe.

Von Max Hugelshofer

10.4.2021

Es ist ein seltsames Mail, das da in meinem Postfach landet. Ob ich ihm das Sujet unserer Inseratekampagne schicken könnte, schreibt mir da ein gewisser Gernot Schneider. Er werde immer wieder von Freunden darauf angesprochen, dass wir dort ein Bild von ihm verwenden würden.

Das fragliche Inserat zeigt allerdings Fabrizio Bacciarini aus dem Verzascatal in seiner neuen Werkstatt, die er mit Unterstützung der Schweizer Berghilfe bauen konnte.

Ich schicke Herrn Schneider das gewünschte Sujet, zusammen mit einem Link zur Reportage über Fabrizios Werkstatt, die ich vor einigen Jahren geschrieben hatte, und dem Hinweis, dass er wohl im Verzascatal einen Doppelgänger besitze.

Wollen wir Fabrizio gemeinsam besuchen?

Ich kann es mir nicht verkneifen, den unbekannten Herrn Schneider nach einem Bild von sich selbst zu fragen. Es nimmt mich schon wunder, wie gross die Ähnlichkeit ist.

Kurz darauf steht fest: verblüffend gross. Schneider hat mir ein Bild geschickt, auf dem er Fabrizio Bacciarini wie aus dem Gesicht geschnitten gleicht.

Der Direktvergleich zeigt: Gernot Schneider, im Bild von 1984 auf einer Bergtour, hat dank ...
Der Direktvergleich zeigt: Gernot Schneider, im Bild von 1984 auf einer Bergtour, hat dank ...
Bild: Privat

Eineiige Zwillinge, die bei der Geburt getrennt wurden, können die beiden allerdings nicht sein: Das Foto von Gernot Schneider stammt aus den 1980er-Jahren. Inzwischen habe er etwas weniger Haare und mehr Falten, schreibt er.

Aber dafür hat er beim Lesen des Artikels über Fabrizio weitere Gemeinsamkeiten entdeckt. Auch er sei Ingenieur, auch er bastle gern in seiner Werkstatt und auch er habe schon einige Erfindungen gemacht. Spontan schreibe ich zurück: Wollen wir Fabrizio gemeinsam besuchen?

Hier haben sich zwei gefunden

Schon wenige Wochen später ist es so weit: Fabrizio und der unbekannte  Herr Schneider, der auf der Fahrt nach Brione im Verzascatal zu Gernot geworden ist, stehen sich in Fabrizios Werkstatt gegenüber.

... der Inseratekampagne der Schweizer Berghilfe in Fabrizio Bacciarini einen jüngeren Doppegänger gefunden.
... der Inseratekampagne der Schweizer Berghilfe in Fabrizio Bacciarini einen jüngeren Doppegänger gefunden.
Bild: Berghilfe

Die Ähnlichkeit ist auch live erstaunlich, obschon die beiden natürlich schon aufgrund des Altersunterschieds niemand verwechseln würde. Noch eindrücklicher ist jedoch, wie sich die beiden von der ersten Sekunde an verstehen.

Schon nach wenigen Minuten fachsimpeln sie in einer Mischung aus Deutsch und Italienisch über Fotovoltaik, über die unzähligen Möglichkeiten computergestützter Steuerungen und über die Befriedigung, ein komplexes Problem mit einer einfachen Maschine gelöst zu haben.

Ganz klar: Hier haben sich zwei gefunden. Auch wenn es keine getrennten Zwillinge sind.

Max Hugelshofer ist Redaktor bei der Schweizer Berghilfe.

Regelmässig gibt es werktags (und manchmal auch am Samstag) um 11:30 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.