Vivienne Katharina «Ich rappe nicht über Themen, die man beim Kaffee bespricht»

Von Marjorie Kublun

19.2.2022

«Das macht bei uns die Frau» – Vivienne Katharina 

Quelle: Youtube

Vivienne Katharina aka Vivi rappt im Churer Dialekt über Themen wie Gleichberechtigung und weibliche Selbstbestimmung. Dass sie damit auch aneckt, erzählt die 26-Jährige blue News im Interview.

Von Marjorie Kublun

Vivienne Katharina, als Rapperin bewegst du dich auf einem von Männern dominierten Terrain – wie kommt das an?

Ich bin Sängerin und Rapperin. Ich bekomme viel Zuspruch, aber es gibt auch Leute, die das, was ich mache, nicht gut finden, aber ich glaube, die gibt es immer.

Bekommst du auch richtige Anfeindungen?

Ich rappe nicht über Themen, die man beim Kaffee bespricht. Meine Themen öffnen zum Diskutieren, was auch mein Ziel ist. Als Künstlerin geht man davon aus, dass das, was man tut, nicht jedem gefällt.

Was für Kommentare sind es, die du bekommst?

Einmal wurde ich als Neofeministin bezeichnet. Aber es ist klar. Wenn ich in meinem Song «Das macht bei uns die Frau» rappe: «Du brauchst dafür keinen Mann», eckt das nun einmal an. Andere wiederum finden, Frauen sollten und dürften nicht rappen (lacht). Es würde schlecht tönen, wenn Frauen rappen. Manche fühlen sich durch den Song auch unterdrückt.

Und gibt es Männer, die gerade das schätzen?

Ja, definitiv. Viele finden es mutig. Dass gerade ich, die doch eher eine liebe und herzliche Person bin, auch einmal Klartext rede, finden viele gut.

Wann hast du gedacht, dass aus dem Rappen mehr werden könnte als nur ein Hobby?

Gesang ist immer ein Thema gewesen, schon als Kind. Der Rap kam vor anderthalb Jahren dazu, weil man etwas durch Rap erzählen kann. Beim Singen ist es eher emotional, beim Rappen kann man einfach mal sagen, was man denkt.

Gab es Leute aus deinem privaten Umfeld, die dich angestossen haben?

Der Anstoss kam von mir allein. Aber ich habe das Glück, dass meine Familie sowie Freunde hinter mir stehen.

Du hast deiner Mutter einen Song gewidmet. Welche Rolle spielt sie in deiner Entwicklung?

Sie war im Tonstudio und auch beim Videodreh dabei. Ihr ist es egal, was ich mache; Hauptsache, es macht mir Freude und ich bin glücklich.

«Ich habe einen Klischee-Hund, eine Continental Bulldogge»

Du rappst auf Bündnerdeutsch, hast du auch einmal vor, auf Hochdeutsch oder Englisch zu rappen, um über die Grenzen hinaus Leute mit deiner Musik anzusprechen?

Dieses Jahr kommt ein Song, der nur auf Hochdeutsch ist.

Warum rappst du über gesellschaftsrelevante Themen?

Wenn ich ein Stück dazu beitragen kann, dass sich andere gut fühlen, oder dass ich andere zu etwas motiviere, zum Beispiel, dass sie selbst etwas in der Welt ändern können, dann rappe ich gern über solche Themen.

Welche Botschaften sind dir wichtig?

Das machen, was man wirklich will. Dass man an sich glaubt und sich auch vertraut.

Findest du, Frauen trauen sich weniger zu als Männer?

Oft lassen wir Frauen gewisse Aufgaben den Mann erledigen. Dabei können wir es auch. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber gleichgestellt sind wir noch nicht.

Würdest du dich als mutig und selbstsicher bezeichnen?

Ja, auf jeden Fall.

Was war das Unglaublichste, das du dich je getraut hast?

«DSDS» war schon das Unglaublichste für mich. Als Kind wollte ich schon immer einmal dabei sein. Wenn du dann irgendwann wirklich vor der Jury stehst und es real ist – das ist wirklich abgefahren. Ausserdem habe ich tolle Leute kennengelernt. Eines habe ich auch gelernt: Man muss von Anfang an alles geben und nicht mit der Denkweise, es einmal versuchen zu wollen, hingehen. Direkt Vollgas.

In «Das macht bei uns die Frau» zeigst du maskuline Mode, was trägst du privat?

Die Looks sollen die verschiedenen Berufe darstellen. Der Look mit dem Karo-Hemd könnte von mir sein. Ich bin ein Hoodie-Typ. Ganz der Klischee-Style (lacht). Noch dazu habe ich einen Klischee-Hund, eine Continental Bulldogge.

Was ist dein Ziel und wo siehst du dich in zehn Jahren?

Sicherlich noch ein paar Songs und Videos aufnehmen. Ziel ist es auf jeden Fall, Fuss zu fassen. Dafür schaffe ich mir jetzt schon Freiräume und arbeite nur 40 Prozent. Mal schauen, was der liebe Gott noch für mich bereithält.