Neues Medium Jonas Projer und Blick-TV: «Ein Virus, ... das ist sicher kein Glücksfall»

Von Carlotta Henggeler

2.3.2020

Seit zwei Wochen gibt's Blick TV. Wie zufrieden ist Ex-«Arena»-Chef Jonas Projer mit seinem neuesten Projekt? Und wie bringt der 38-Jährige als fünffacher Papi überhaupt alles unter einen Hut? 

Genau vor zwei Wochen raste der Puls von Jonas Projer: Es startetet sein neues Baby namens Blick TV mit knapp 50 Angestellten. Das erste digitale Live-Fernsehen aus dem Hause Ringier ging on air.

Und wie ist er bisher damit zufrieden? «Bin sehr froh, funktioniert das Ganze. Doch zufrieden ist man nie, sobald man gestartet ist, geht die Arbeit richtig los», sagt Projer in einem Interview mit dem Branchenmagazin Persönlich.com.

Ausserdem sei Blick TV im Vergleich zu «Arena» das stressigere, aber auch spannendere Engagement. Bei Blick TV müsse man Ungewissheit aushalten können. Die Newslage diktiere schliesslich den Sende-Inhalt. Da frage man sich schon: «Ist meine Idee von heute Morgen ein Chabis?»



Die «Arena» gab es vor Projers Übernahme schon 25 Jahre, Blick TV wird jetzt sukzessive erbaut. Man habe aus den ersten zwei Sendewochen Learnings gezogen – und Anpassungen vorgenommen. 

Coronavirus ein Glücksfall?

Persönlich-Journalistin Edith Hollenstein will auch wissen, ob ein grosses Thema wie das Coronavirus für eine TV-News-Redaktion ein Glücksfall sei. Projer findet klare Worte: «Ein Virus, bei dem so viele Menschen, Menschenleben und auch die Wirtschaft betroffen sind, das ist sicher kein Glücksfall.»

Das Ziel von Blick punkto Berichterstattung ist es, möglichst schnell vor Ort zu sein. Wie ist das möglich? Einerseits sei die Crew hochmotiviert. Für die News-Organisation gebe es eine Tagesleitung plus eine Planungsperson. Projer dazu: «Die Ressourcen sind knapp für ein Live-TV.»

Bei BlickTV arbeiten 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und jeder Moderator hat einen Live-View-Kasten bei sich, mit dem er gleich übertragen könne. Das Kästli sei in etwa so gross wie drei Handys zusammen.

Ein weiteres wichtiges Thema: Inwiefern sei die geforderte Geschwindigkeit mit Qualitätsdenken vereinbar? Projers Kredo: Da brauche es Transparenz. Konkret: «Es ist unser Konzept, transparent zu zeigen, was wir wissen und was nicht.» Die Leute wollen keine Journalisten, die so tun, als wüssten sie über alles Bescheid.

Sprachsoftware für Schweizerdeutsch

Bei den Live-Untertiteln hätte es schon Anpassungen gegeben. Bei den Untertiteln arbeiten Simultandolmetscher, die das Gesprochene auf Hochdeutsch in eine Spracherkennungssoftware vorsprechen und beim Ergebnis dann auch gleich Korrekturen vornehmen.

«Wird es bald eine Sprachsoftware für Schweizerdeutsch geben?» – auch das will Persönlich-Interviewerin Edith Hollenstein wissen. Für Projer ist klar: Noch lange nicht, und er fügt scherzhaft hinzu: «Beim Walliser kapituliert jeder Computer.»

Familie und Job

Projer ist fünffacher Vater. Auch seine Frau arbeite, das funktioniere manchmal mit Ach und Krach – bei Projers regiere auch mal Chaos, gibt er zu – und: «Man hat immer das Gefühl, zu wenig zu Hause zu sein oder im Job. Das ist nicht einfach, auch nicht emotional.»

Diese Legenden kehrten SRF den Rücken.

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