Kolumne am Mittag Lasst Tom Hanks mal einen Drecksack spielen

Von Fabian Tschamper

9.7.2021

Tom Hanks als Bösewicht? In seiner Karriere undenkbar. Doch vielleicht lässt er sich überreden. Einen Versuch wär's wert.
Tom Hanks als Bösewicht? In seiner Karriere undenkbar. Doch vielleicht lässt er sich überreden. Einen Versuch wär's wert.
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Die ikonische Generation an Schauspielern kommt langsam in die Jahre: Tom Hanks wird heute 65. Der ewige «Good Guy» sollte seine Karriere aufs Alter in neue Bahnen lenken. Ist ja nur ein Vorschlag.

Von Fabian Tschamper

9.7.2021

Also gut, stell dir folgendes Szenario vor: Ein Sandwich-Verkäufer beobachtet von seinem Stand aus einen Banküberfall. Er erkennt die Stimme des Täters, weil dieser täglich bei ihm das Salami-Brötchen gekauft hat. Der Täter nimmt Geiseln und als einzige vertraute Person rekrutiert die Polizei eben diesen Normalo als Vermittler.

Du hast dir aufgrund des Titels dieser Kolumne gerade Tom Hanks vorgestellt, oder? Und jetzt sei ehrlich: Einen anderen Schauspieler möchtest du auch gar nicht in der Rolle sehen.

Tom hat solche Figuren – diesen Normalo, der zum Helden mutiert – unzählige Male gespielt. Er kann das.

«Sully»? Gut. «Captain Phillips»? Gut. «Forrest Gump»? Gut. «Philadelphia»? Gut. «Der Soldat James Ryan»? Gut. «Terminal»? Gut.

Hanks spielt einen verdammt überzeugenden Helden. Oder immerhin fehlerlose Charaktere. Mutig, bescheiden, mitfühlend – den Prototypen eines Menschen.

Das war's aber auch. Im Schauspiel nennt sich so etwas eindimensional. Ein type cast, Tommy ist der Helden-Typ und wird demnach mit solchen Rollen zugepflastert.

Dieselbe gute Leier

Versteh mich um Gottes Willen nicht falsch. Ich mag Tom Hanks. Schon nur der Name Tom Hanks gibt mir ein wohlig warmes Gefühl. Ich schaue seine Filme, auch wenn ich nur beim Anblick des Posters schon weiss, was er für eine Figur darstellen wird.

Der langweilige Garant.

Im Angesicht dieser Tatsache ist es mir ein Rätsel, warum Hanks so populär ist. Weil der Held immer im Zentrum einer Geschichte steht? Weil er keinen einzigen Skandal zu verbuchen hat? Weil er angeblich sehr umgänglich ist?

Wahrscheinlich.

Trotzdem lässt mich der Gedanke nicht los, Tom Hanks mal in einer völlig anderen Rolle zu sehen. Nicht «Cast Away»-anders oder «Cloud Atlas»-anders. Richtig anders. Lasst ihn einen James-Bond-Bösewicht spielen, so stilisiert sie auch sind. Oder Hitler. Lasst den Mann Bin Laden spielen!

Ich will Hanks als richtigen Drecksack sehen.

Das Saubermann-Image will er aber wohl im echten Leben wie auch auf der Leinwand aufrechterhalten. Darum unterzeichnet er die nächste Helden-Rolle wohl noch so gern mit Thanks, T. Hanks.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.