«Army of the Dead»-KritikLasst die Zombies verfaulen
Von Fabian Tschamper
25.5.2021
Die neueste Netflix-Produktion «Army of the Dead» will den Zombie-Film erneut beleben. Zack Snyders Versuch an die Genre-Giganten heranzukommen, geht dabei zünftig in die Hose.
Von Fabian Tschamper
25.05.2021, 17:11
Fabian Tschamper
Beim Gedanken an Zombiefilme verdrehe ich aus Reflex meist die Augen. Das Genre ist so ausgelutscht wie die Zitrone nach einem Shot Tequila. Regisseur Zack Snyder («Justice League») versucht dennoch einen neuen Ansatz zu finden, indem er jenes Genre mit dem des Heist-Movies kombiniert. Dazu gleich mehr.
Erstmal will der Elefant im Raum angesprochen werden: Wer seinen Film irgendwas «of the Dead» nennt, der verlangt, dass Parallelen zu den Genre-Giganten gezogen werden. Im Gegensatz zu «Dawn of the Dead», «Day of the Dead» oder «Night of the Living Dead» – George A. Romeros Meisterwerke – schneidet «Army of the Dead» nicht gut ab.
Untote in der Stadt der Sünde
In den Hauptrollen sieht das Publikum Dave Bautista, Ella Purnell und Omari Hardwick. Bautista, der ähnlich wie Dwayne Johnson vom Wrestling zum Schauspiel gefunden hat, ist – so leid es mir tut – kein zweiter The Rock. Es mangelt ihm an Präsenz, Charme und schlicht Charisma. Eigenschaften, die gute Schauspieler nun mal haben sollten.
Der Ex-Wrestler ist eher ein Akteur für die zweite Reihe. Er ist der Typ, der beim Filmposter hinten rechts böse reinschaut, während vorne die Protagonisten im Rampenlicht stehen.
«Army of the Dead» ist eine Fusion des Zombie- und Heist-Genres, die Handlung dreht sich um Untote, die in der nevadischen Wüstenstadt Las Vegas die Kontrolle übernommen haben. Der Soldat Ward (Bautista) erhält den Auftrag, 200 Millionen Dollar aus einem Safe unter der Stadt der Sünde zu holen. Sollte er dies schaffen, bevor die Regierung einen Atomsprengkopf auf die verseuchte Stadt wirft, darf er 50 Millionen der Beute behalten. Zusammen mit zwei weiteren Soldaten, Cruz (Ana de la Reguera) und Vanderohe (Hardwick) rekrutiert Ward noch einen Tresorknacker (Matthias Schweighöfer), einen Virologen (Raúl Castillo) und seine eigene Tochter Kate (Purnell).
Sogar die Zombies haben mehr Persönlichkeit
Der Film ist mit Action beladen, keine Frage. Vor allem im Zombie-Kopfschuss-Departement lässt sich da wirklich nicht meckern. Allerdings macht dies den Braten auch nicht fett. Praktisch alle Charaktere lassen sich mit drei Worten umschreiben. Ward beispielsweise ist ein Vater, Koch und Soldat. Punkt. Mehr wird über Bautistas Rolle nicht erzählt. Die Figuren sind – sogar für das Zombie-Genre – extrem dünn geschrieben. Ein Umstand, der Bautistas Schauspiel nicht gerade hilft.
Licht im Dunkel gibt es dennoch: Die Nebenfiguren um Schweighöfer, Nora Arnezeder und Garret Dillahunt verleihen dem Streifen ein bisschen Energie, die er bitter nötig hat. Den steinernen Mienen der Protagonisten wird, weiss Gott, genug Platz eingeräumt.
Die Zombies haben mehr Persönlichkeit als viele der Menschen, George Romero wäre stolz.
Snyder wollte einen rasanten Zombie-Streifen schaffen, wie etwa «World War Z» oder den Genre-Vorzeigefilm schlechthin «28 Days Later», scheitert aber wegen unterdurchschnittlichem Skript, langweiligen Protagonisten und – um die Suppe noch komplett zu versalzen – nur einem Cover von «Viva Las Vegas».