Remakes Sogar von uns Schweizern klaut Hollywood unverfroren

Von Fabian Tschamper

27.4.2021

Da wird fröhlich geklaut: Hollywood erdreistet sich seit jeher, europäische Kassenschlager neu zu verfilmen. Der jüngst oscarprämierte Film «Der Rausch» scheint nun als Nächstes dran zu sein.

Von Fabian Tschamper

Erst gestern sicherte sich der dänische Film «Der Rausch» von Regisseur Thomas Vinterberg den Oscar in der Kategorie «Bester Internationaler Film» und heute schon wird in Hollywood über ein Remake gemunkelt. In der Hauptrolle soll da statt Mads Mikkelsen Leonardo DiCaprio übernehmen, die Sprache ist natürlich englisch und nicht dänisch.

Vinterberg selbst soll dabei eine produzierende Rolle übernehmen. In Stein gemeisselt ist noch gar nichts, doch es wirft schon die Frage auf, warum Hollywood preisgekrönte europäische Filme immer kurz nach Veröffentlichung selbst neu drehen will?



Statt den Film im eigenen Markt synchronisiert zu zeigen und dem amerikanischen Volk ein wenig den Horizont zu erweitern, was ausländische Werke angeht, produzieren sie lieber eine eigene Version davon. Zugegeben, manchmal sind die Remakes echt gut, doch beispielsweise im Fall von «Intouchables», dem französischen Meisterwerk, kann man die amerikanische Version («The Upside») getrost in die Tonne treten.

Auch ein Schweizer Film fiel den Amerikanern «zum Opfer» – dies in Anführungszeichen, weil sie da brilliert haben. «Es geschah am hellichten Tag» von Friedrich Dürrenmatt erhielt die Hollywood'sche Behandlung und wurde unter der Regie von Sean Penn und dem Titel «Das Versprechen» neu verfilmt. 

Einige der grössten Filme sind «geklaut»

Natürlich braucht Hollywood in diesen Fällen immer den Segen der Macher des Originals, manchmal werden dabei sogar dieselben Regisseure angeheuert. Beim österreichischen Film «Funny Games» von Michael Haneke führte selbiger Regie beim amerikanischen Remake. Der Titel? «Funny Games U.S.». Statt dem deutschen und österreichischen Cast findet sich da unter anderem Naomi Watts in einer tragenden Rolle.

Zwischen diesen beiden Versionen des Films liegen zudem immerhin zehn Jahre. Das Original stammt von 1997, das Remake von 2007. Beim Kultfilm «Vanilla Sky» vergingen gerade mal vier Jahre zwischen den beiden Versionen. Dabei skurril: Im spanischen Original «Abre los ojos» spielt Penélope Cruz dieselbe Rolle wie im Remake mit Tom Cruise – einmal auf Spanisch und einmal auf Englisch.

Manchmal ist es schlicht eine Hommage

Einige frühe Werke der Filmgeschichte haben einen solchen kulturellen Wert und eine Wichtigkeit für die Filmbranche, dass sie andere Regisseure inspirieren. So etwa Akira Kurosawas Magnum Opus «Seven Samurai» (1954). Dieser Film beeinflusste Regisseure über Dekaden, eine erste Hommage verfilmte John Sturges bereits 1960 unter dem Titel «The Magnificent Seven».

Weitere Filme, die nicht den Gehirnwindungen eines Autors in Hollywood entsprungen sind, wären ausserdem «True Lies» (1994) mit Arnold Schwarzenegger. Jener beruht auf dem französischen Original «La Totale!» (1991). «The Departed» (2006) von Martin Scorsese ist ein Remake eines Films aus Hongkong mit dem Titel «Infernal Affairs» (2002). Terry Gilliams «12 Monkeys» (1995) mit Brad Pitt und Bruce Willis in den Hauptrollen folgt dem französischen Original «La Jetee» von 1962.

Ob nun Vinterbergs Liebeshymne an den Alkohol – «Der Rausch» – zu einem Hit wird wie «Das Versprechen» oder doch eher zu einem Flop wie «The Upside», das zeigt die Zukunft. Sollte DiCaprio die Rolle tatsächlich wahrnehmen, stünden die Chancen wahrlich gut.