Afghanistan Taliban verbieten Filme mit Frauen und «unmoralische» TV-Inhalte

dpa

22.11.2021 - 16:15

Eine afghanische Frau in Kabul (Archivbild): TV-Sender dürften keine Filme oder Serien mehr zeigen, in denen Frauen eine Rolle spielen.
Eine afghanische Frau in Kabul (Archivbild): TV-Sender dürften keine Filme oder Serien mehr zeigen, in denen Frauen eine Rolle spielen.
KEYSTONE

Während die Menschen hungern und die Wirtschaft zerfällt, sorgen sich die Taliban um die Moral im TV. Nun haben die Terroristen ein Verbot für Frauen in Filmen und Serien verhängt.

22.11.2021 - 16:15

In Afghanistan haben die regierenden militant-islamistischen Taliban weitreichende Einschränkungen für Fernsehinhalte verhängt. TV-Sender dürfen keine Filme oder Serien mehr zeigen, in denen Frauen eine Rolle spielten oder die der islamischen Scharia oder afghanischen Werten widersprächen, heisst es in einer Anweisung des Ministeriums für die Förderung der Tugend und Verhütung des Lasters, die am Sonntag an Fernsehsender ausgegeben wurde. Der Sprecher des Ministeriums, Mohammed Sadik Asif, bestätigte am Montag die Direktive.

Die Ausstrahlung heimischer oder ausländischer Filme, die fremde Kulturen und Traditionen in der afghanischen Gesellschaft verbreiteten und Sittenlosigkeit verursachten, müssten gestoppt werden, heisst es in der Anweisung. In Unterhaltungsprogrammen solle zudem niemand beleidigt werden. Weiter erlaubt ist der Auftritt von Moderatorinnen oder Reporterinnen, allerdings müssten diese den islamischen Hidschab tragen.



In Afghanistan sind vor allem türkische, indische und iranische Seifenopern beliebt, seltener wurden US-Serien oder Filme gezeigt. Bereits zuvor gab es von Konservativen oder Klerikern in dem Land immer wieder Kritik an diesen Programmen, in denen etwa Frauen ihre Ehepartner selbst wählten. Die Serien verführten die Jugend, hiess es. Auch Satireprogramme sind in Afghanistan sehr beliebt. Wöchentliche Sendungen etwa verunglimpften die ehemalige Regierung von Aschraf Ghani, korrupte Beamte oder das Militär.

Wirtschaft steht vor dem Abgrund

Nach dem Abzug der internationalen Nato-Truppen haben die Taliban heute wieder die Herrschaft über weite Teile Afghanistans übernommen. Die Hauptstadt Kabul wurde am 15. September eingenommen. Seitdem ist die Wirtschaft des Landes weitgehend zusammengebrochen, die Menschen leiden Hunger.



Auch das afghanische Bankensystem steht vor dem Kollaps, wie aus einem am Montag veröffentlichten Bericht des UN-Entwicklungsprogramms hervorgeht. Nach der Machtübernahme der Taliban stellten Geberländer Hilfs- und Entwicklungsgelder für das Land ein. Reserven der afghanischen Zentralbank von mehr als 9 Milliarden Dollar wurden eingefroren. Internationale Überweisungen in das Land über das Swift-System sind ausgesetzt.

Laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds könnte die afghanische Wirtschaft 2021 und 2022 um bis zu 30 Prozent schrumpfen. Neben dem Einbruch der Wirtschaft könnten auch die Probleme im Bankensystem die Überlebenswahrscheinlichkeit von kleinen und mittleren Unternehmen, die für die Bevölkerung entscheidend seien, weiter verringern, heisst es in dem Bericht.

dpa/tsha

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