Zweite Folge Blümchensex und Banalitäten – warum mich «GoT» nicht erregt

Fabian Tschamper

23.4.2019

Vereint vor der letzten Schlacht: Die Stark-Kinder Sansa (Sophie Turner), Jon Schnee (Kit Harington), Bran (Isaac Hempstead-Wright) und Arya (Maisie Williams, v.l.n.r.) planen ihre Taktik.
Vereint vor der letzten Schlacht: Die Stark-Kinder Sansa (Sophie Turner), Jon Schnee (Kit Harington), Bran (Isaac Hempstead-Wright) und Arya (Maisie Williams, v.l.n.r.) planen ihre Taktik.
Keystone

Ein Drittel der finalen Staffel der populärsten TV-Serie der Welt ist gelaufen. Und? Bisher ist nicht wirklich was passiert: Warum bloss dieses Schneckentempo, liebe Seriengötter?

Gelaber, Gelaber, dann ein brennendes, schreiendes Kind – und wieder zurück zum Gelaber. So lassen sich die ersten beiden Folgen von der achten Staffel des «Lieds von Eis und Feuer» zusammenfassen, wenn man ehrlich ist. Haben die Fans wirklich so lange auf diese Serien-Metzgete gewartet, um dann bloss Buchstabensalat vorgesetzt zu kriegen? Nein, sie haben blutigen Fleischsalat bestellt – und Antworten.

Die Antworten, die dann doch gegeben werden, haben den Hunger nicht gestillt. Manch ein Fan hat sich gewiss ausgemalt, wie wohl das Treffen von Jaime Lennister (Nicolaj Coster-Waldau) und Bran Stark (Isaac Hempstead-Wright) verlaufen würde. Zur Erinnerung: Jaime hat Bran im Kindesalter vom Balkon gestossen und fürs Leben gelähmt, weil Letzterer ihn beim Sex mit seiner Schwester Cersei (Lena Headey) erwischt. Zum ersten Mal seit dem «Vorfall» treffen diese beiden aufeinander. Und was ist die Konsequenz? Gelaber. Ohne Wutausbrüche, kein Messer sitzt an der Kehle und es gibt nicht einmal eine Androhung von Gewalt.

Die mordende Jungfrau

Ähnlich träge geht es weiter. Arya (Maisie Williams) verliert nach gefühlt ewigen Turteleien mit Gendry (Joe Dempsie) endlich ihre Jungfräulichkeit – und das auch nur, weil im Morgengrauen die grosse Schlacht gegen den Nachtkönig ansteht. Die ist eigentlich auch das Thema der Folge, doch die Ruhe vor dem Sturm entpuppt sich als Phlegma vor der Bise: Alle trinken, alle lachen und alle sind sich sicher, dass morgen ihr letzter Tag ist.

Für einmal gibt es keine Intrigen, die den Konsens aufbrechen. Alle ziehen an einem Strang, um den Nachtkönig zu besiegen. Ist das noch «Game of Thrones»? Ein einfaches Gut-böse-Schema: Menschheit gegen Untote? Für einen kurzen Moment dachte ich, ich schaue «Lord of the Rings».

Friede, Freude, Eierkuchen vor dem Kampf gegen den Nachtkönig. Aber was geschieht mit den Reichen von Sansa Stark (Sophie Turner, links) und Daenerys Targaryen (Emilia Clarke), sollten sie den Krieg überstehen?
Friede, Freude, Eierkuchen vor dem Kampf gegen den Nachtkönig. Aber was geschieht mit den Reichen von Sansa Stark (Sophie Turner, links) und Daenerys Targaryen (Emilia Clarke), sollten sie den Krieg überstehen?
Keystone

Vergebenes Potenzial

Sogar der gewichtigste Handlungspunkt der achten Staffel bleibt in der Umsetzung eher enttäuschend: Da findet der Zuschauer doch zusammen mit Sam und Bran heraus, dass Jon Schnee (Kit Harington) der letzte männliche Nachfahre des Hauses Targaryen ist – und somit Anspruch auf den Eisernen Thron hat. Gegen Ende der zweiten Folge teilt Jon diese wichtige Information mit Daenerys Targaryen, die bisher in der Thronfolge ganz vorne lag. Ihre Reaktion? Es gibt keine. Das Kriegshorn erklingt und unterbricht die beiden, weil auf der anderen Seite der Stadtmauer von Winterfell schon die «Weissen Wanderer» warten.

Die zweite Folge ist mit der Szene vorbei – die Hoffnung auf einen blutigen Fleischsalat am nächsten Sonntag bleibt.

Die aktuellste Folge «Game of Thrones» lief am Montag, 24. April, um 19.05 Uhr auf Sky Atlantic. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Die Serien-Highlights im April
Zurück zur Startseite