TV-Star Charles Brauer wird 85: Privat glücklich, besorgt um die Welt

Ulrike Cordes, dpa

2.7.2020

Bis heute spielt Charles Brauer vor der Kamera, Theater und liest sämtliche Grisham-Hörbücher ein.
Bis heute spielt Charles Brauer vor der Kamera, Theater und liest sämtliche Grisham-Hörbücher ein.
Keystone

In jungen Jahren war er einer der ersten deutschen Fernsehstars, später feierte er neben Manfred Krug als Hamburger «Tatort»-Kommissar Triumphe. Seinen 85. Geburtstag feiert er in seiner Wahlheimat Schweiz.

Seit mehr als 70 Jahren ist er im Geschäft und seit gut 60 Jahren ein Fernsehstar. Mindestens zweimal hat Charles Brauer dabei TV-Geschichte geschrieben. Das soll dem in Berlin geborenen, unprätentiös wirkenden Schauspieler erst einmal einer nachmachen. Besonders an seine Paraderolle als singender Hamburger «Tatort»-Kommissar Peter Brockmüller zwischen 1986 und 2001 erinnern sich viele Zuschauer mit Begeisterung. Da ermittelte der TV-Kommissar an der Seite von Manfred Krug (1937–2016) alias Paul Stoever.

Damals gab es zum Abschluss für die beiden nicht nur eine Goldene Kamera, sondern auch eine Goldene Schallplatte für ihre swingenden Songs aus den NDR-Krimis. Unverdrossen beruflich aktiv ist Brauer bis heute.

An diesem Freitag, 3. Juli, feiert er in seiner Wahlheimat Schweiz bei einer Bergtour mit der Familie seinen 85. Geburtstag. «Mit Dankbarkeit und all den Gefühlen, die man empfindet, einen Freund gefunden zu haben, der nun leider nicht mehr da ist», blicke er auf seine «Tatort»-Zeit zurück, sagt Brauer.

179. «Tatort»-Folge: Manfred Krug, links, in der Rolle des Kommissars Paul Stoever und Charles Brauer, rechts, in der Rolle seines Kollegen Peter Brockmoeller.
179. «Tatort»-Folge: Manfred Krug, links, in der Rolle des Kommissars Paul Stoever und Charles Brauer, rechts, in der Rolle seines Kollegen Peter Brockmoeller.
Keystone

Gerade erst war er als Kanzler Bismarck im Dokudrama «Unsere Geschichte – 125 Jahre Nord-Ostsee-Kanal» zu erleben. Zum Publikumsliebling wurde der Schauspieler nach seiner Ausbildung auf der Berliner Max-Reinhardt-Schule deutlich früher: zwischen 1954 und 1960 in der ersten deutschen Familienserie «Familie Schölermann». Unter der Regie von Ruprecht Essberger gab er den älteren Sohn Heinz.

Längst gelangen Brauer ausserdem bedeutende Erfolge auf dem Theater. Und auch als Vorleser sämtlicher deutscher Hörbuch-Vertonungen der Justiz-Thriller von John Grisham seit dem Jahr 2000 – jüngst «Die Wächter» (2020). «I keep writing, you keep reading!» (Ich schreibe weiter, Sie lesen weiter!) würdigte ihn der amerikanische Bestsellerautor in einem Brief.



All das begann quasi per Zufall 1946 zwischen den Trümmern der zerbombten Hauptstadt. Auf der Strasse wurde der Junge, der damals noch Charles Knetschke hiess, für eine Rolle in der DEFA-Produktion «Irgendwo in Berlin» angesprochen – es wurde der zweite deutsche Film nach dem Krieg. Weitere Leinwandauftritte sowie Engagements auf Berliner Privatbühnen folgten.

«So viel Elend auf der Welt»

Im Jahr 1956 wurde Brauer an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg verpflichtet, wo er 20 Jahre lang im Ensemble blieb. Sein erster Intendant war der legendäre Theatermann Gustaf Gründgens (1899–1963). «Ich hatte das Glück, mit vielen sehr guten und unterschiedlichen Regisseuren arbeiten zu dürfen. Und von allen habe ich gelernt – hört ja nicht auf, das Lernen», meint Brauer. «Gründgens war die erste wichtige Begegnung und das, zusammen mit einem wundervollen Ensemble, hat mich geprägt für alles, was vor mir lag», resümiert der Künstler.

Und wie geht es ihm in Corona-Zeiten? «Verglichen mit all dem Elend, das dieses Virus für so viele Menschen auf dieser Erde brachte, geht es mir sehr gut. Ich habe viel Zeit, befriedigende Dinge zu tun und zu erledigen, die lange aufgeschoben waren», lautet die Antwort Brauers, der mit seiner dritten Ehefrau und Mutter des jüngsten Sohns, der Bühnenbildnerin Lilot Hegi (73), seit Jahrzehnten in einem Dorf bei Basel lebt. Zweite Gattin und Mutter seiner Zwillinge war «Diese Drombuschs»-Star Witta Pohl (1937–2011).

Sorgen macht Brauer sich um die Zukunft der Welt. «Früher war wohl wirklich auch nix besser, aber dass wir alle und die politischen Verantwortlichen überall es nicht schaffen, die Armut und den Hunger zu bekämpfen und zu besiegen, ist deprimierend und schlimm.»

Zurück zur Startseite