Scharfseher Rüebli als Spielzeug: Swingerin berichtet bei SRF über ihr Sex-Leben

von Lukas Rüttimann

27.4.2018

Bislang waren die «Liebesleben»-Folgen auf SRF eher brav. Bei der dritten und letzten Folge liessen die Protagonisten die Hosen jedoch weiter runter als nötig.

Wenn sich das Schweizer Fernsehen auf die Suche nach Tabus in Sachen Sexualität und Liebe macht, beschert das Sittenwächtern normalerweise kaum schlaflose Nächte.

Immerhin bewegt man sich im Rahmen des Sevice public – und tatsächlich erinnerten die ersten beiden Folgen der zweiten Staffel von «Liebesleben» oft eher ans Schulfernsehen denn an quotenbringende Sex-Dokus auf deutschen Privatsendern. (lesen Sie hier die Kritik zum ersten und zum zweiten Teil)

Dass sich das ausgerechnet bei der letzten Folge ändern würde, kam einigermassen überraschend. Immerhin widmete sich Moderatorin Eva Nidecker diesmal dem Thema «Freie Liebe» – und das versprach eigentlich weniger Knackiges als beispielsweise die Sendung über Sexualität im Internetzeitalter oder das Aufregerthema «Käufliche Liebe».

Zu viel der Information

Doch weit gefehlt. Die Hippies liessen bei Eva Nidecker die Hosen runter, und das von Beginn weg. So berichtete etwa die «aktive Swingerin» Dr. Martina Fausch in einer durchaus sympathisch wirkenden Offenheit über ihr freies und sehr aktives Sexualleben.

Klar, von einer Alt-68er-in, die in jungen Jahren ihrer Bisexualität wegen nach San Francisco auswanderte, darf man das bis zu einem gewissen Grad erwarten. Doch Einblicke etwa wie die 58-Jährige offenbar schon im Kindesalter sexuelle Anwandlungen spürte und mit einem «Rüebli» an sich rummachte, streiften die Grenzen zu «TMI», wie die Amerikaner so gern sagen: «too much information» – zu viel der Information.

Auch Details, dass einer ihrer regelmässigen Liebhaber mit seinen 88 Jahren nicht mehr fähig zum Analsex sei (inklusive Details), gehörten in dieses Kapitel. Dagegen wirkte das homosexuelle Paar mit dem grossen Altersunterschied fast schon wieder bieder. Nur beim Gespräch über die Ausdauer des älteren Mannes oder sexuelle Spiele wurde es etwas gar intim. Dafür küssten sich die beiden leidenschaftlich vor der Kamera.

Sogar die Asexuellen sind sexuell

Zum Glück besuchte Eva Nidecker auch noch zwei Frauen in einer Beziehung, von denen sich die eine als asexuell bezeichnet. Da müsste das Ganze etwas züchtiger oder gar verklemmter zu und hergehen – hätte man meinen können.

Doch auch bei diesem Interview liessen die Gesprächspartner erstaunlich tief blicken und plauderten frisch-fröhlich über die Details ihres Sexuallebens. So erfuhr der erstaunte Zuschauer unter anderem, dass sich Lena als asexuell, Nina als pansexuell bezeichnet – und nicht sicher ist, ob sie beim Liebesspiel zum Orgasmus kommt.

Eines dagegen ist sonnenklar: Zu brav oder gar verklemmt war diese Folge von «Liebesleben» sicher nicht. So gesehen war das Finale durchaus der Höhepunkt der Staffel – auch wenn die Sendung über «Freie Liebe» für den einen oder anderen vielleicht etwas zu offenherzig war. Andererseits: Wenn in einer Sendung über Sexualität tatsächlich über Sex gesprochen wird, sollte man sich nicht beklagen.

Der dritte und letzte Teil der Doku-Reihe «Liebesleben» lief am Donnerstag, 26. April, um 21.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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