Kolumne am Mittag Eine Ode an Susanne Kunz, oder: Warum sie dem TV fehlen wird

Von Carlotta Henggeler

8.1.2020

Susanne Kunz polarisierte am TV wie nur wenige. Mal ging ihre Art auf den Keks, mal ihre Stimme und des Öfteren ihre Frisur. Aber ich bin froh um jeden Paradiesvogel am TV-Himmel. Deshalb: Danke, Susanne!

Mit einem XXL-Dutt, der auch Amy Winehouse neidisch gemacht hätte, samt eingeflochtener LED-Lichterkette und aufgemalten Augenbrauen verabschiedete sich Susanne Kunz nach elf Jahren von der Quizshow «1 gegen 100». Passender hätte ihre TV-Dernière nicht sein können, denn Susanne Kunz ist eben genau das: schrill, mutig – und total bei sich. 

Im Zeitalter der teflonmässig-glatten Politiker und TV-Leute, fällt die Seeländerin auf. Sie hat Ecken und Kanten und stellt diese auch zur Schau. In ihrer über 20-jährigen Medienkarriere zeigte sie sich etwa bei der Kleider- und Frisurenwahl immer abenteuerlustig (siehe Bildgalerie).

Und häufig bescherte sie dem SRF-Kundendienst und Schweizer TV-Magazinen mit Leserbrief-Seite nach ihren Auftritten eine wahre Leserbrief-Flut. Die Schreiber bildeten stets zwei Fronten ab, beide Seiten schenkten sich nichts.



Doch Susanne Kunz ging unbeirrt ihren Weg. Liess die Lästerer stänkern – oder setzte mitunter sogar noch einen drauf in Sachen ausgefallene Looks und Frisuren. 

Vom Gymnasium direkt ins TV

Abenteuerlust und eine Portion Mut gehören einfach zur DNA der 41-Jährigen. Ihre Karriere war überhaupt eine ungewöhliche. So brach sie 1997 das Gymi in Biel ab und legte gleich als Redaktorin und Moderatorin des SF-Jugendmagazins «Oops» los. Ab 2000 hiess ihre Quizshow «Eiger, Mönch und Kunz».

Doch nach fünf Jahren zog es das zweifache-Mami nach Berlin und Paris, dort liess sie sich als Schauspielerin ausbilden. Mit dem Renovationsformat «Tapetenwechsel» lockte man die Seeländerin dann zum TV zurück. Und da traf ich Susanne zum ersten Mal zum Interview – und war beeindruckt von ihrem Wesen.

So frisch-frech und unbekümmert wie vor dem Bildschirm, so ist sie auch hinter der Kamera – oder an Partys. Sie ist jeweils die Erste, die die eleganten Schuhe in die Ecke pfeffert und bis in die Puppen tanzt. 

«Manchmal muss man weiterziehen»

So erstaunt es auch nicht, macht Susanne Kunz nun ihren nächsten Schritt: «Ich gehe nicht, weil es mir keinen Spass mehr macht, sondern weil man manchmal weiterziehen muss», sagte sie dem «Blick».

Schon ab Mitte Januar ist sie in der Komödie «Die Wanderübung» im Turbine Theater in Langnau am Albis zu sehen. Und im Sommer steht sie dann auf der Freilichtbühne im Sihlwald mit «Die Mordnacht in Zürich». Kunz will noch einen draufsetzen, meint: über die Grenze. Eine Schauspielagentur in Berlin hält Ausschau nach einem Engagement für die Seeländerin im Nachbarland. 

Schade ist es, dass der Fernsehwelt eine originelle Moderatorin mit Drive und grosser Personality, wie es Heidi Klum formulieren würde, verloren geht. Aber wer weiss, Susanne Kunz hat immer wieder gezeigt, dass sie für weitere Überraschungen gut ist. 

Wenn alle Stricke reissen, hat Kunz übrigens ein zusätzliches Standbein – seit 2017 ist sie ausgebildete Pilatestrainerin.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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