So fand die Schweiz den Echtzeit-«Tatort» So fand die Schweiz den Echtzeit-«Tatort»

tsch

6.8.2018

Ein vergifteter Musiker, Ermittler in Abendkleid und Fussballtrikot - und nur eine einzige Einstellung: Der Luzerner «Tatort: Die Musik stirbt zuletzt» war zweifellos etwas Besonderes. Das sagen die Zuschauer zum TV-Experiment.

Keinen Geringeren als Alfred Hitchcock hatte sich Regisseur Dani Levy für seinen «Tatort» zum Vorbild genommen. So wie Hitchcock 1948 seinen «Cocktail für eine Leiche» in nur einer Einstellung drehte, kam auch Levys Sonntagskrimi ganz ohne Schnitte aus. Eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten, schliesslich musste bei jedem Schauspieler der Text perfekt sitzen und auch die Crew konnte sich keine Fehler erlauben: «Es war für uns ein Traum, einfach mal chronologisch und an einem Stück die Rolle spielen zu können, ohne unterbrochen zu werden», schwärmte Flückinger-Darsteller Stefan Gubser anschliessend im SRF-Chat. Doch wie kam das «Tatort»-Experiment beim Publikum an?

Die Kommentare der Zuschauer zeigen: entweder hervorragend oder überhaupt nicht. «Der schlechteste Tatort seit Jahren», ätzte ein Luzerner, während eine Bernerin dem «Tatort»-Team zu einer «Meisterleistung» gratulierte. Und während ein Zuschauer aus Bauma die «sensationelle Kameraführung, Story und Wahnsinnsbilder» lobte, befand ein Zürcher, dass die Regie und das Drehbuch gewirkt haben, als hätte «eine Horde Filmstudenten mit zuviel LSD im Blut» das Sagen gehabt.

So waren die Dreharbeiten

«Man kanns eben nie allen Recht machen», meint Stefan Gubser, der beim Dreh «jede Menge Spass» hatte. «Der Aufwand war in etwa gleich gross, wie wenn wir ‹normal› gedreht hätten. Nur war alles ein wenig komplizierter. Hinter den Kulissen gab es ein relativ grosses Team um die Logistik sicher zu stellen», erklärt er.

Viermal wurde der «Tatort» am Stück gedreht, je zweimal auf Schweizerdeutsch und Hochdeutsch, die jeweils beste Version schliesslich gesendet. «Es war eigentlich gar nicht so schwierig», relativiert der 61-Jährige bescheiden die schauspielerische Herausforderung, «da wir 4 Wochen geprobt haben, was man sonst beim Film nie macht». Die Vorbereitung auf den aussergewöhnlichen Dreh habe für ihn drei weitere Wochen in Anspruch genommen.

Wiederholen wird sich der Echtzeitdreh für den TV-Ermittler so schnell wohl nicht: «Leider war es vermutlich eine einmalige Sache», mutmasst Gubser. Dabei waren «die Kosten dieses ‹Tatorts› in etwa gleich hoch wie die eines herkömmlichen», verrät Produzent Christof Neracher. Ein Zuschauer aus Schwanden GL hatte für ihn übrigens noch einen Vorschlag, wie sich das ganze steigern liesse - mit einem Live-«Tatort» ...

Auf diese «Tatort»-Highlights können wir uns freuen
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