Ein Super-Alki und viele Betrüger Ein Super-Alki und viele Betrüger: Das sind die Serien-Highlights im März

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2.3.2018

Marvels Superheldin Jessica Jones ist zurück. Das gilt auch für Amazon-Gauner Sneaky Pete. Bei ARTE toben sich dafür skrupellose Banker aus: Die Serien-Highlights im März haben es in sich.

Das Jahr 2018 hat sein erstes deutschsprachiges Serien-Highlight: Christian Schwochows nervöse Banker-Saga «Bad Banks» (lesen Sie hier mehr dazu) ist gleichermassen lustvolles wie komplexes Fernsehen - das keinerlei internationale Vergleiche scheuen muss! Doch auch aus Italien, Grossbritannien und natürlich den USA gibt es im März erstklassige Neuproduktionen zu bestaunen. Diese 5 Serien sollten Sie auf dem Schirm haben.

Bad Banks

Alle sprechen von «Babylon Berlin». Dabei spielen mindestens zwei weitere deutschsprachige Formate aus den letzten sechs Monaten in der Champions League des Serienfernsehens mit. Zum einen Hans-Christian Schmids leises und doch so eindringliches Provinzdrama «Das Verschwinden». Im Oktober 2017 lief es in der ARD. Und nun «Bad Banks», eine fiebrig stylische Hochfinanz-Ballade (lesen Sie hier dazu noch mehr). Mit selten gesehener Intensität taucht diese in die manische Welt des Investment-Bankings ein. Mittendrin: Die hochtalentierte Mittzwanzigerin Jana Liekam (Paula Beer), die bei einer Investment-Firma anheuert, deren charismatischer Chef Gabriel Fenger (Barry Atsma) sein junges Team zu schwindelerregenden Höchstleistungen antreibt. Im Rausch aus Arbeit und schnellem Leben zeigen sich erste Risse in den Persönlichkeiten von Jana und ihren ebenfalls jungen Teamkollegen Thao Hoang (Mai Duong Kieu) und Adam Pohl (Albrecht Schuch). Während die Task Force der Global Invest andere Banken bei der Finanzierung eines grossen Leipziger Städtebauprojektes ausstechen will, droht im Hintergrund ein krimineller Deal aufzufliegen, der das gesamte Finanzsystem im Schieflage bringen könnte.

«Viele der Filme über die Finanzkrise 2008», analysiert Regisseur Christian Schwochow, «erzählen aus einer gesicherten Position heraus: Sie betreiben Banker-Bashing. Das ist langweilig.» Ihm gelingt es auch, Sog und Faszination des Finanzgeschäfts einzufangen: «Klar, wir berichten aus einer kranken Welt. Aber einer, die zunächst sexy ist und erst mal viel Spass macht.» «Bad Banks» läuft seit Donnerstag, 1. März, auf Arte. Ab Samstag, 3. März, ist die sechsteilige Serie auch im ZDF zu sehen. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Folgen bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Gomorrha

Im Kopf ein gewaltiges Loch, darunter eine riesige Blutlache: Das ist ein angemessenes Eröffnungsbild für eine der tödlichsten Fernsehserien der Gegenwart. Und es ist ein erwartbares Ende für Pietro Savastano (Fortunato Cerlino), einen grau melierten Mann mit Nickelbrille, der zwei Staffeln lang das Oberhaupt des einflussreichsten Camorra-Clans in Neapel war. Gestorben wird in «Gomorrha» nicht heldenhaft. Menschen verbluten, verbrennen, werden gemeuchelt, hingerichtet, verraten und verkauft. Wegen Macht, wegen Rache, wegen Geld, wegen nichts. Man sollte meinen, dass es keine bessere Abschreckung vor einer Mafia-Karriere geben kann als diese schonungslos deprimierende Gewalt-Saga, die zu den erfolgreichsten Eigenproduktionen aus dem Hause Sky zählt und am 6. März in die dritte Staffel geht.

Offenbar ist das Gegenteil der Fall: In über 130 Länder wurde die Serie verkauft, die auf den herausragenden Recherchen des Journalisten Roberto Saviano basiert. Doch nirgends ist der Hype so gross wie daheim - worüber sich allerdings nicht jeder in Italien ungetrübt freuen kann. Staatsanwälte, Bürgermeister, Fahnder und Richter laufen Sturm gegen den grössten Serienerfolg des Landes. Der Vorwurf: «Gomorrha» glorifiziere die Gewalt, vermenschliche das Verbrechen. Zugegeben, ein altbekannter Vorbehalt gegen Mafiafilme. Doch im Zusammenhang mit dieser fast dokumentarisch anmutenden Produktion, die grösstenteils in den grauen Wohnblocks des Secondigliano im Norden Neapels spielt, hätte man sie nicht vermutet.

Roberto Amoroso, Creative Director von Sky Italia, bezeichnet den Trubel um die Erfolgsproduktion als ein Lehrstück über die Wirkungsmacht von Geschichten: «Es gibt in Italien viel Polemik über 'Gomorrha'.» Man könne zu den in der Serie geschilderten Problemen schweigen. «Oder man kann dem Bösen ein Gesicht geben. Das ist der erste Schritt, die Dinge zu ändern.» Wenn er doch nur Recht behielte.

Jessica Jones

«Jessica Jones» ist wieder da. Marvels Super-Alkoholikerin (grossartig: Krysten Ritter) prügelt sich durch New York, säuft immer noch wie ein Loch und versucht in 13 neuen Episoden herauszufinden, wer sie eigentlich ist. Und vor allem, warum sie so ist, wie sie ist.

Ab 8. März ist die zweite Staffel auf Netflix abrufbar. Ist es ein Zufall, dass der Starttermin der «Internationale Frauentag» ist? Vielleicht, auf jeden Fall ist das Datum passend. Nicht, weil Jessica Jones ein Vorbild für Frauen oder gar eine Vorreiterin des Feminismus ist. Es ist viel besser: Die Figur ist stark, verletzlich, liebevoll, humorvoll, grantig, trinkfest - und vor allem unberechenbar. Jessica Jones lässt sich nicht in irgendwelche Schubladen quetschen, nimmt sich die Freiheit, sich richtig, aber auch falsch zu verhalten, Heldin und Antiheldin zu sein, oder um es mit ihren Worten auszudrücken: «Das kümmert mich alles einen Scheiss!» Frauen sind komplex, wie die Serie nur zu deutlich zeigt. Und so sollten sie in Film und Fernsehen auch dargestellt werden. Übrigens: Bei allen Folgen der zweiten Staffel führten Frauen Regie.

The Looming Tower

«Wo ihr auch sein mögt, der Tod wird euch finden - und wäret ihr im hohen Turm.» Osama bin Laden soll diese dem Koran entlehnten Worte des Öfteren im Vorfeld der Anschläge vom 11. September 2001 zitiert haben. «Der Tod wird euch finden», ist auch der deutschsprachige Titel des 2007 mit dem Pulitzer-Preis prämierten Sachbuchs des US-Journalisten Lawrence Wright. Für die Serie, die nach dem Buch entstand, blieb man auch in Deutschland beim Originaltitel «The Looming Tower».

Akribisch beschreiben zehn Episoden die Jahre vor 9/11. Das Katz-und-Maus-Spiel der amerikanischen Behörden CIA und FBI (verkörpert von Jeff Daniels und Peter Sarsgaard) mit ihren meist unsichtbaren Kontrahenten Al Kaida und anderen islamistischen Terror-Organisationen. Dabei lassen sowohl das Buch wie auch die Serie Amerika nicht gut aussehen.

Man sieht der detailreich erzählten und an vielen Schauplätzen dieser Welt gefilmten Chronologie bisweilen an, dass man ein Sachbuch zur Drama-Serie umfunktionieren musste. Das mühsame Sammeln der Informationen, die behördlichen Ränkespiele, der Filz und persönliche Sympathien wie Animositäten zwischen den Funktionsträgern nehmen einen breiten Raum ein. Ein «Homeland» in echt quasi. Aber selten fühlte man sich Macht und Ohnmacht des westlichen Verteidigungssystems gegen Islamismus und Terror so nah wie hier. Genau das ist es, was an der Serie (verfügbar ab 9. März bei Amazon) gewissermassen fesselt - aber auch wenig Optimismus und Freude «für den Westen» aufkommen lassen will.

Ku'damm 59

Drei Fortsetzungen der durchaus schmerzhaften ZDF-Emanzipations-Saga «Ku'damm 56» setzen den Freiheitswillen, aber auch die Muffigkeit und Unterdrückung einer Epoche zwischen Rock'n'Roll und weiblicher Rechtlosigkeit opulent in Szene. Mittendrin: Tanzschulen-Betreiberin Caterina Schöllack (Claudia Michelsen) und ihre Töchter Monika (Sonja Gerhardt), Helga (Maria Ehrich) und Eva (Emilia Schüle), die sich in einer von Männern dominierten Welt durch ein mehr oder minder beschädigtes Leben schlagen müssen. Dabei sind die Geschehnisse in «Ku'damm 59» so verdichtet wie in einer Seifenoper, so ambitioniert wie im Gesellschaftsdrama und so bildersatt, wie man es sich von einer modernen Qualitätsserie wünscht. Fesselnde Frauengeschichten aus einer rigiden, gar nicht so lang zurückliegenden Zeit. Zu sehen ist die Retro-Saga am Sonntag, 18. März, Montag, 19. März, und Mittwoch, 21. März, jeweils um 20.15 Uhr im ZDF.

Die Kino-Highlights im März
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