Kolumne am Mittag Warum Connie Boesch die coolere Katja Stauber ist

Von Gil Bieler

21.7.2020

Cornelia Boesch moderiert seit 2011 die Hauptausgabe der SRF-«Tagesschau».
Cornelia Boesch moderiert seit 2011 die Hauptausgabe der SRF-«Tagesschau».
Bild: SRF/Paolo Foschini

Manche Zuschauer der SRF-«Tagesschau» trauern immer noch Katja Stauber nach. Wieso eigentlich? Cornelia Boesch macht doch auch einen Topjob – vielleicht nicht fehlerfrei, dafür mit Herz. Und Piercing.

Als wäre eine Königin abgetreten: Katja Stauber, die Grande Dame von Leutschenbach, hat sich dieses Jahr hinter die Kamera verabschiedet.

Schon über drei Monate ist das her, doch eine hochgeschätzte Kollegin auf der «Bluewin»-Redaktion hat immer noch daran zu kauen. So klagte sie an dieser Stelle vor einer Woche ihr Leid: «Katja Staubers Stimme fehlt meinen Ohren, ihre empathische Art zu moderieren, die vermisse ich sehr.»

Himmelherrgott, jetzt ist aber mal gut mit Trennungsschmerz. Warum überhaupt Trübsal blasen? Es gibt doch Cornelia Boesch – die coolste Socke im «Tagesschau»-Universum.



Der Zürcherin sei in dieser Kolumne am Mittag ein Kränzchen gewunden: Als Journalist ist das Anschauen der abendlichen Nachrichten für mich eher Pflichtübung als Vergnügen. Doch Boesch führt immerhin mit besonders viel Charme durch die News.

Ein Hauch von Punkrock

Zugegeben, in Sachen Souveränität war Stauber halt schon unübertroffen. Verhaspelt hat die sich alle Schaltjahre einmal, höchstens. Da kann Connie – wie sie Freunde nennen («Glückspost») – nicht mithalten. Dafür bringt sie einen Hauch Punkrock ein. Ihr Nasenpiercing? Das Maximum an Rebellion, das man dem SRF-Publikum zutrauen kann.

Ja, ein bitzli bin ich halt schon Fan: Boesch ist ein vertrautes Gesicht, eine angenehme Stimme. Und das geht vielen so: Als sie 2018 einen Blackout erlitt und vor laufender Kamera umkippte, zitterten das halbe Land und alle Medien mit.

Es ist halt so: Als Zuschauer baut man zu TV-Persönlichkeiten eine «parasoziale Beziehung» auf, wie es die Medienpsychologie nennt. Das hat nichts mit amourösen Gefühlen zu tun, sondern ist ganz trivial. Ob Boesch, Spongebob Schwammkopf oder Dieter Bohlen: Wenn man jemanden häufig am Bildschirm sieht, bildet man sich ein, man kenne sich.

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Dabei weiss ich so gut wie nichts über Boeschs reales Leben, habe auch kein Bedürfnis danach. Singen tut sie, das ist bekannt. Aber sonst würde ich sie auf der Strasse wahrscheinlich nicht einmal erkennen. Das gehe den meisten so, «weil ich dann die Haare gelockt trage, allgemein ein ganz anderer Typ bin», sagte Boesch der «Schweizer Illustrierten».

Es «menschelet»

Aus demselben Interview stammt auch diese Passage: «In meinem Job darf man nie werten – emotionsfrei braucht man deshalb aber nicht zu sein.» Das ist eine weitere Qualität, die ich an Boeschs Moderationsstil schätze: Wenn ihr ein Thema nahegeht, dann merkt man ihr das auch an. Es «menschelet» mehr als bei einer Katja Stauber.

Darum rate ich meiner an einer Post-Stauber-Abgangs-Belastungsstörung leidenden Redaktionskollegin: Komm doch ins Team Connie! Immerhin sagte sie der «Glückspost» einmal über ihre Arbeit bei der «Tagesschau»: «Es ist ein Job, den man endlos machen könnte.» Jetzt muss sie nur noch Wort halten, dann droht auch kein Trennungsschmerz mehr.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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