Neujahrs-«Tatort» im Check Neujahrs-«Tatort»: Gibt es wirklich Hobby-Wildwestler?

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1.1.2019

Rauchende Colts und rauchende Köpfe. Die Weimarer machten den Neujahrsabend zur Western-Party. Zum Schiessen!

Der Weimarer «Tatort» ist gewissermassen der Wanderzirkus unter den Sonntagsrevieren. Von der Geisterbahn landet man über den FKK-Klub leicht mal auf einem Spukschloss. Am Neujahrsabend war es nun die Kulisse einer Western-Stadt, die den Rahmen vorgab für eine Kriminalhandlung, welche mit «fantasievoll» noch zurückhaltend umschrieben ist. Hier sind alle wichtigen Fragen und Antworten zum «Tatort: Der höllische Heinz».

Worum ging's?

Es dürfte Neuigkeitswert haben in der Geschichte des «Tatorts»: Ermittelt wurde im Mordfall eines Indianers. War natürlich keine «echte» Rothaut, die die Kommissar Lessing (Christian Ulmen) und Kira Dorn (Nora Tschirner) aus der Ilm fischten. Aber immerhin war der in Wildleder gewandete Wolfgang «Einsamer Wolf» Weber ein waschechter Wildwest-Enthusiast, Besitzer der Western-Stadt «El Doroda». Doch hatten Gerüchte die Runde gemacht, er wolle das Biotop für Prärie-Romantiker verkaufen. Stellte sich also die Frage: Haben die Pächter von «El Doroda» ihren Häuptling in existenzieller Notwehr gelyncht?

Worum ging's wirklich?

Um Freiheit! Und um Kommerz. Und um den Widerspruch dazwischen. Eine gefühlskalte Tiefbauunternehmerin (Marie Lou-Sellem) wirbelte mithilfe von Handlangern einer Biker-Gang in «El Doroda» viel Staub auf. Der Turbokapitalistin ging es um geothermische Vorkommen unterm Wildwest-Gelände. Den Pächtern aber ging es um ein Stück Heimat, das ganz anders ist als die feinstaubverschmutzte Hightech-Welt da draussen. «Uns war wichtig, dass die Westernstadt ‹El Doroda› nicht wie ein grellbunter Freizeitpark wirkt», erläutert Regisseur Dustin Loose, «sondern wie ein Ort, an dem seine Bewohner gerne leben».

Gibt es in Deutschland wirklich Wildwest-«Hobbyisten»?

Durchaus! Gedreht wurde schliesslich nicht auf einem Filmproduktionsgelände, sondern in einer «authentischen» Western-Stadt. Im Bezirk Spandau findet sich die «Old Texas Town Berlin», die laut Homepage «älteste historische Westernstadt Deutschlands». Zu besichtigen gibt es dort gegen kleines Eintrittsgeld unter anderem ein Militärmuseum, eine Kirche, einen Saloon, eine Sattlerwerkstatt und natürlich ein Sheriff's Office nebst Gefängniszelle. Träger ist der «Berliner Cowboy Club», gegründet im Kriegsjahr 1939. Dessen Ziele: «Studium von Land und Leuten Nordamerikas, insbesondere der Sitten und Gebräuche der Cowboys und Indianer». – Yee-haw!

Und in der Schweiz?

Auch bei uns organisieren sich Fans des Wilden Westens. Gar nicht mal so wenige, wie man denken würde. Wer in der Schweiz nach Cowboy-Romantik sucht, wird unter anderem in der Fraumatt-City im Fraumatttal, in der mobilen Westernstadt Meierskappel LU sowie in der Western City des Freizeitparks Martigny (Wallis) fündig.

Wer spielte den «höllischen Heinz»?

Gespielt wurde die Schlüsselfigur des im Kern betulichen Mörderrätsels vom Mann der Stunde. Mit seinen 61 Jahren hat es Peter Kurth im zurückliegenden Jahr zum gefühlten Shootingstar der deutschen Film- und Fernsehbranche gebracht. Hatte man nicht schon in den Serien-Hits «Babylon Berlin» und «Die Protokollantin» das Gefühl, der lange dem Theaterpublikum vorbehaltene Charakterschädel sei die mecklenburgische Antwort auf John Wayne? Dann passt's ja.

Wie geht es beim «Tatort» Weimar weiter?

Im August und September wurde bereits der nächste Krimi aus der Dichterstadt gedreht. Arbeitstitel «Die harte Kern». Im Film von Regisseurin Helena Hufnagel landet Kommissar Lessing wegen Mordverdachts hinter Gittern, Kira Dorn wird wegen Befangenheit vom Fall abgezogen. Den beiden macht eine interne Ermittlerin das Leben schwer, Eva Kern, gespielt von der Österreicherin Nina Proll. Das Drehbuch stammt wie stets beim Weimarer «Tatort» aus der Feder von Murmel Clausen und Andreas Pflüger. Über den geplanten Sendetermin ist noch nichts bekannt.

«Tatort: Der höllische Heinz» lief am Dienstagabend, 1. Januar, um 20.05 Uhr auf SRF zwei. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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